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Orte wie im Film

Fünf Orte wie im Film

Wesley „Wes“ Anderson wurde 1969 in Houston geboren und ist Filmproduzent, Drehbuchautor und Regisseur. Er studierte Philosophie an der University of Texas in Austin, wo er den Schauspieler Owen Wilson kennenlernte. Die beiden schrieben zusammen das Drehbuch zu „The Royal Tenenbaums“ (2001) für das sie eine Oscarnominierung erhielten. Besonders bekannt wurde Wes Anderson durch die Filme „Darjeeling Limited“ (2007), „Moonrise Kingdom“ (2011) und „Grand Budapest Hotel“ (2013). Letzterer wurde zum Teil in Görlitz gedreht. Als Kulisse für einige Innenaufnahmen des Hotels diente das dortige Jugendstilkaufhaus. Das historische Freisebad wurde zur Hotel-Badeanstalt und einige Außenaufnahmen wurden vor der Görlitzer Stadthalle gedreht.

Wes Andersons Filme sind Kult.

Wes Andersons Filme sind Kult. Seine Markenzeichen sind intensive Farben, faszinierende Gestalten, ungewöhnliche Objekte und die sehr symmetrischen Kamera-Einstellungen. Seine Filme spielen häufig mit dem Charme vergangener Zeiten und sein Stil wird oft zitiert. Das Kostüm von Gwyneth Paltrow als „Margot“ in „The Royal Tenenbaums“ zum Beispiel – ein Pelzmantel, ein hellblaues Tenniskleid, schwarz umrandete Augen und eine blonder Pagenschnitt – ist mittlerweile ikonisch und wird oft bei Kostümfesten oder Modestrecken kopiert. Das kürzlich in Berlin eröffnete italienische Restaurant „Coccodrillo“ könnte ebenfalls Kulisse in einem Anderson-Film sein. Tomaten-rote Wände, gleichfarbige Tulip-Chairs und sechziger Jahre Lampen dominieren hier das Interieur. Garniert mit ein paar skurrilen Fundstücken und bunter Pop-Art-Kunst bekommt man Lust auf Farbe – und Pasta.

Die Bildsprache des Regisseurs ist auch ein beliebtes Thema im Internet. Unter dem Motto „Accidentally Wes Anderson“ posten Menschen Fotos von Orten und Gebäuden, die aussehen, als seien sie aus einem seiner Filme. Mittlerweile ist dazu sogar ein Bildband erschienen. Diesem Motto folgend wollen wir fünf Unterkünfte zusammenstellen, die für Cineast:innen, Farbtherapeut:innen und Foodies gleichermaßen reizvoll sind.

1.    1477 Reichhalter in Lana, Italien

Dieses Hotel befindet sich in einem Gebäude aus dem Jahre 1477 und wurde vor einigen Jahren stilvoll renoviert. Neben den modernen Annehmlichkeiten eines Hotels, gibt es viele historische Details, die jeden Film-Requisiteur begeistern würden. Die früheren Zimmerschlüssel und das alte Porzellan sind noch im Einsatz. Und bei der Renovierung hat man alte Stühle, Tische, Schränke und Öfen restauriert. An manchen Stellen blitzt absichtlich der Originalputz hervor, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie das Haus früher aussah. Um diese sogenannte „Patina“ – eine durch natürliche oder künstliche Alterung entstandene Oberfläche – im Film zu erreichen, werden unterschiedliche Wisch- Färbe- und Maltechniken angewendet. Die Patina soll Gegenständen, Kleidung oder Flächen eine gewisse Authentizität und Lebendigkeit geben, wie es bei echter Abnutzung der Fall wäre. Die alten Dielen knarzen im Hotel allerdings von ganz alleine.

Die Patisserie ist übrigens vorzüglich und erinnert an die Figur des Zuckerbäckers Mendl in „Grand Budapest Hotel“. Dessen Kunststück, der sogenannte „Courtesan au Chocolat“, spielt eine zentrale Rolle im Film. Die Gestaltungsidee der bunten Süßspeise kam übrigens von einer Konditorin aus Görlitz, mit der Wes Anderson intensiv an der filmischen Kalorienbombe zusammengearbeitet hat.

Martina und Andreas Heinrich vom Restaurant 1477 Reichhalter verraten uns hier das Rezept ihrer berühmten Reichhalter Torte

1477 Reichhalter
Törtchen Reichhalter
Tassen Reichhalter
Reichhalter
1477 Reichhalter

Einzelzimmer ab 143,- Euro pro Nacht. 
Mehr Informationen zum 1477 Reichhalter

 

2.    Rössli Mogelsberg in Mogelsberg, Schweiz

Das Haus ist über 300 Jahre alt und hat eine wirklich Filmreife Fassade. Ein sogenannter Toggenburger Strickbau, der komplett aus Holz gebaut wurde. Sowohl die Außen- als auch alle Innenwände sind aus dicken Holzbalken konstruiert. Aber auch im Inneren gibt es den ein oder anderen spannenden Blickfang. Neben viel Holz und klassischem Hüttencharme gibt es bunte Wände und Decken in strahlendem Blau mit integrierten Sternenlichter oder herrlich überraschende Stil-Brüche wie Teppiche mit Ikat-Muster in fröhlichem Rot. In verschneiten Wintern sieht das traditionelle Haus aus wie ein Motiv aus einer historischen Schneekugel.

Rössli Mogelsberg
Zimmer im Rössli

Einzelzimmer ab 120,- Euro pro Nacht.

Mehr Informationen zum Rössli Mogelsberg   

 

3.    Renthof Kassel in Kassel, Deutschland

Das Hotel befindet sich in einem ehemaligen Kloster aus dem 13. Jahrhundert. Die eher grobe Steinfassade steht im interessanten Kontrast zum feinen Interieur. Ein auffälliger und gelungener Muster- und Materialmix aus floralen Tapeten, gemütlichen Samtmöbeln, bunten Wänden, grafischen Kacheln und Kelim-Teppichen gepaart mit humorvollen Bildern und unterschiedlichsten Lampen. Alles sehr opulent und sehr individuell. Die renommierte Bar des Boutique-Hotels war sicherlich schon Zeuge der ein oder anderen filmreifen Szene.

Renthof Kassel
Kaminzimmer Renthof Kassel
Zimmer im Renthof Kassel
Foyer Renthof Kassel

Einzelzimmer ab 99,- Euro pro Nacht.

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4.    Faro Punta Cumplida auf La Palma, Spanien

Leuchttürme ziehen sich als Motiv durch sehr unterschiedliche Filme. Die Abgeschiedenheit des Ortes macht aber immer etwas mit den Protagonisten, die dort leben. In der Liebesgeschichte „Die Frau des Leuchtturmwärters“ (2004) verliebt sich Sandrine Bonnaire, die eine verheiratete Frau spielt, Anfang der 60er Jahre in den neuen Leuchtturmwärter und beginnt mit ihm eine leidenschaftliche und folgenschwere Affäre. Im Melodram „Liebe zwischen den Meeren“ (2016) mit Alicia Vikander und Michael Fassbender nimmt das Leuchtturmwärter-Ehepaar ein an Land gespültes Baby bei sich auf ohne nach dessen Mutter zu suchen. Nach einigen Versuchen hatte das Paar schon die Hoffnung auf ein eigenes Kind aufgegeben. Am Tag der Taufe des Babys auf dem Festland sieht der Mann zufällig die trauernde Mutter und sein schlechtes Gewissen kostet ihn fast sein Leben. In dem schwarz-weißen Horrorfilm „Der Leuchtturm“ (2019) mit Robert Pattinson und Willem Dafoe wird die Abgeschiedenheit des Leuchtturms beiden zum Verhängnis. Die Geschichte ist von Edgar Ellen Poe inspiriert und entsprechend düster, denn die beiden Männer verlieren in der Isolation zunehmend ihren Verstand. Dass kann einem glücklicherweise ist diesem wunderschönen Leuchtturm-Hotel nicht passieren. Die stilsichere und minimalistische Einrichtung sorgt für Ruhe und Wohlbefinden. Der Meerblick aus allen Zimmern sorgt für Ausgeglichenheit. Der großartige Pool überm Meer löst Glückgefühle aus, selbst wenn man mal keine Delfine sichtet. Apropos sichten, ein guter Ort für einen schönen Filmabend – mit oder ohne Leuchtturm.

Faro Punta Cumplida
Blick aus dem Fenster Faro Punta Cumplida
Pool Faro Punta Cumplida
Faro Punta Cumplida von oben

Suite ab 280,- Euro pro Nacht.

Mehr Informationen zu Faro Punta Cumplida

 

5.    Kjobing Manor in Ærøskøbing, Dänemark

Dieses Gutshaus aus dem 17. Jahrhundert gleicht fast einer Gemäldegalerie. Farblich abgestimmt hängen hier expressionistische Portraits auf königsblauen Wänden oder schwarz-weiße Stiche auf rostrotem Hintergrund. Der Badezimmerboden mit Schachbrettmuster wird mutig und gekonnt mit grafischen Bettüberwürfen gepaart. Die Bilder hat übrigens größtenteils der Schwiegervater der Hotel-Eigentümerin gemalt und beide verbindet offensichtlich der Sinn für schöne Farbkompositionen. Das gelungene Farben- und Musterspiel würde dem Set Designer/Ausstatter von Wes Anderson sicherlich gut gefallen und ihn vielleicht zu neuen Ideen inspirieren.

Kjobing Manor
Kjobing Manor
Kjobing Manor innen

Doppelzimmer ab 130,- Euro pro Nacht.

Mehr Informationen zum Kjobing Manor

Im Jahr 2016 wählte die BBC übrigens drei von Wes Andersons Filme (The Royal Tenenbaums, Moonrise Kingdom, Grand Budapest Hotel) zu den hundert bedeutendsten Filmen des 21. Jahrhunderts. Vielleicht ja ein schönes Programm für den Winter…

 

 

© Fotos: 1477 Reichhalter, Rössli Mogelsberg, Renthof Kassel, Florian Holl, Faro Cumplida, Kjobing Manor

Geraldine arbeitet als freie Autorin für Good Travel und hat gerade eine Ausbildung zur Nachhaltigkeitsmanagerin absolviert. Nach zwanzig spannenden Jahren beim Film, widmet sie sich jetzt hauptberuflich ihren anderen Leidenschaften – Reisen, Essen und Design.

4 Comments

  • Elisabeth Klein-Altstedde

    Ein sehr schöner Beitrag.
    Ich bin immer sehr gespannt auf die Wunderbare Berichterstattung.
    Von Geraldine Voss.

  • Michael Otto

    Toller Weg, den Du da eingeschlagen hast. Interessante Auswahl.
    Ich sende Dir auf diesem Weg liebe Grüße aus Salalah, Oman. Ich reise Doch auch so gerne 😉

    • Geraldine Voss
      Geraldine Voss

      Wie schön von Dir zu hören und vielen Dank für Dein liebes Feedback. Deine Reisen klingen auch immer sehr spannend! Liebe Grüße, Geraldine

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