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Reisemüdigkeit

INA WO(A)NDERS: Über Reisemüdigkeit

Ob mit dem Van oder per Segelboot: unsere Autorin Ina liebt es, unterwegs zu sein. Doch manchmal ist beim Reisen auch mal die Luft raus, gesteht sie in ihrer Kolumne. Gibt es so was wie Reisemüdigkeit überhaupt?

10.000 Kilometer zu Lande und zu Wasser: In den letzten 14 Monaten bin ich mit meinem Van von Deutschland über Frankreich nach Spanien und Portugal gefahren und anschließend per Segelboot nach Madeira, auf die Kanaren und über den Atlantik in die Karibik gesegelt. Auf die Frage „wie war’s?“ weiß ich, die doch eigentlich niemals sprachlos ist, manchmal gar nicht, was ich antworten soll.

unterwegs im Segelboot

Von wild und frei bis Anstrengend!

Wild und frei, ruft eine Stimme in mir – und ich erinnere mich daran, wie ich im Van das Alleine Reisen für mich entdeckte. Mutig und abenteuerlich, posaunt eine andere Stimme – und ich denke an den Moment, in dem der Anker auf Gran Canaria gelichtet wurde und die große Atlantiküberquerung los ging. Wunderschön und exotisch, schwärmt die dritte Stimme – und weckt Erinnerungen an weiße Strände, sattgrüne Regenwälder und kunterbunte Unterwasserwelten. Anstrengend, flüstert die vierte Stimme – und verstummt dann betreten. Denn ihr hört niemand gerne zu.

FOMO macht müde

In meiner Kolumne übers Podcasten habe ich schon mal anklingen lassen, dass Arbeiten und Reisen allein aus technischen Gründen nicht immer optimal zusammenpassen. Fehlendes Equipment oder mangelndes Internet sind dann kein Luxusproblem, sondern können mich meinen Job kosten – und das stresst. Um wochenlang auf dem Atlantik offline zu sein, musste ich daher jede Menge vor- und nacharbeiten. Dabei wiegt ein langer Tag am Schreibtisch umso schwerer, wenn draußen alles nach Urlaub schreit. Dann macht sich FOMO, die Fear Of Missing Out, bemerkbar. Wie man FOMO mit JOMO ersetzt, darüber hat meine Kollegin Nadine einen Artikel geschrieben, den ich euch hiermit wärmstens empfehlen kann. Manchmal gelingt es mir, Nadines Tipps umzusetzen. Aber oft macht mich FOMO einfach total müde.

Abenteuer-Segeltour

Reisemüde = Sehnsucht nach Routinen und Vertrautheit

In meiner Kolumne über Achtsamkeit auf Reisen habe ich neulich darüber sinniert, wie Reisen uns dabei hilft, im Hier und Jetzt zu sein. Weil im Urlaub unser Autopilot nicht funktioniert und unser Geist deshalb viel wacher sein muss. Doch dieses ständige Wach-sein-müssen kann irgendwann reisemüde machen. Und dann wünsche ich mir nichts sehnlicher als kleine Routinen und eine gewisse Vertrautheit.

Zum Beispiel einen Supermarkt, bei dem ich genau weiß, was ich wo finde. In dem ich ohne Übersetzungsapp routiniert nach meinen Lieblingsprodukten greifen und mich drauf verlassen kann, dass da weder Gluten noch Gentechnik drin ist. Oder einen festen Ort, an dem ich immer meinen Müll entsorge. Mit dem Wissen, dass dieser getrennt abgeholt und bestmöglich recycelt wird. Oder einfach alte Freunde, denen ich so gar nichts beweisen muss. Die mich verstehen, noch bevor ich den Mund aufmache.

Deshalb freue ich mich jetzt, kurz bevor es über den Nordatlantik zurück nach Europa geht, auch schon aufs Heimkommen. Bis es jedoch soweit ist, muss ich erst nochmal einen Ozean überqueren.


Warst du schonmal reisemüde, oder kannst du vom Unterwegssein einfach nie genug bekommen? Ich freue mich jederzeit über Feedback, Anregungen oder Fragen – gerne als Kommentar oder direkt per Mail an [email protected].

 

Routine

© Fotos: Ina Hiester, unsplasch / Annie Spratt

Ina ist digitale Nomadin und reist zu Wasser und zu Lande durch Europa. Dabei hält die Journalistin stets Ausschau nach besonderen Orten für Good Travel, philosophiert in ihrer Kolumne über das Reisen, fotografiert, musiziert und schreibt Artikel zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen aller Art.

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