Charmehotel Friedrich – Saunen und Staunen
Das ist ein Artikel von Tania Tavernese, die für uns im Sommer mit ihrem Sohn Ruben im Charmehotel Friedrich war.
Nach Südtirol kommen die meisten Menschen zum Wandern oder zum Skifahren. So ist das auch bei vielen Gästen des Charmehotel Friedrich. Nicht aber bei uns. Mein Sohn Ruben und ich sind hier am Ende des Sommerurlaubs nur für eine Nacht untergeschlüpft, um die lange Strecke aus Mittelitalien bis nach Hause in zwei kürzere Etappen zu teilen. Solche ziemlich ungeplanten und spontanen Übernachtungen sind immer ein Mini-Abenteuer. Wir schauen am Tag vor unserer Abfahrt oder sogar erst von unterwegs wo wir ungefähr Halt machen möchten. Und dann kontaktieren wir Hotels, B&Bs oder andere Unterkünfte in der Gegend und fragen, wer spontan ein Zimmer für uns frei hat. Das machen wir gerne und oft, auch als letzte kleine Verschnaufpause vor dem Beginn des neuen Schuljahres. Und manchmal als kleines i-Tüpfelchen auf unserem Urlaub.
Es ist aufregend auf unserem langen Weg nach Norden irgendwann von der Autobahn auf die kleineren Straßen dahinter abzufahren. Und dann dort neue unbekannte Gegenden und Städte endlich kennenzulernen, deren Namen wir schon hunderte Male auf den Autobahnschildern gelesen haben.
Diesmal fahren wir kurz vor Bozen rechts ab Richtung Welschnofen im Eggental. Durch ein paar Kurven und Kreisverkehre müssen wir und dann geht es zwischen Bergflanken eine gewundene Straße entlang. Daneben plätschert uns der Eggentaler Bach teilweise sehr steil und von den Regenfällen der letzten Tage recht aufgefüllt durch sein steiniges Bett entgegen. Wir fahren in die andere Richtung. Immer aufwärts. Es wird steil und steiler. Und ganz oben, nach einigen Kurven, die unser kleines Auto nur im 1. Gang schafft thront es vor uns, das Charmehotel Friedrich.
„Das war jetzt aber wirklich Glück und sollte wohl so sein“
Das Auto darf auf seinen überdachten Stellplatz und wir werden von der Hausherrin Katja Rechenmacher Fäckl sehr freundlich und gleich per Du begrüßt. „Das war jetzt aber wirklich Glück und sollte wohl so sein“, sagt sie. Denn normalerweise gibt es im „Friedrich“ so spontan eher keine freien Zimmer.
Die meisten Gäste planen ihre Urlaube nämlich schon im Voraus. Sie kommen zum Skifahren oder zum Wandern und reservieren manchmal bei der Abreise schon das Zimmer für den nächsten Aufenthalt. Circa die Hälfte der momentan anwesenden Menschen sind Stammgäste. Aber auch die anderen fühlen sich hier schon nach kurzer Zeit wie zuhause. Die Belegschaft des Friedrich macht es einem wirklich leicht sich wohl zu fühlen. Es ist alles sehr schön und auch luxuriös. Aber der Umgang miteinander ist menschlich und unprätentiös. Fast alles duzt sich und jeder grüßt gleich jeden.
Tja, wir hatten wirklich Glück und gehören hier jetzt für einen Tag dazu. Vielen Dank dafür an die Familie Fäckl! Und wenn ich „Glück“ schreibe, dann meine ich auch wirklich Glück. Denn das letzte ausnahmsweise spontan freie Zimmer entpuppt sich als die Lieblingssuite der Hausherrin. Sie liegt im obersten Stockwerk und hat einen Eckbalkon mit großartiger Aussicht auf das gesamte Tal und die beiden Hausberge Rosengarten und Latemar, die bei unserer Ankunft ihre Häupter allerdings in dicke Wolken gehüllt haben.
Sonne, Wolken und der Infinty Pool
Wie sind erst am späteren Nachmittag hier angekommen. Der Himmel ist bedeckt und es ist natürlich sowieso deutlich kühler hier oben in den Bergen, als heute Vormittag in Umbrien, wo wir losgefahren sind. Aber während wir als kleine Stärkung die Merende, die für Italien typische Zwischenmahlzeit am Nachmittag genießen, verziehen sich die Wolken und die Sonne kommt noch ein bisschen heraus.
Jetzt hält uns natürlich nichts mehr davon ab unbedingt noch in den Pool zu springen, der so wirkt als ob er direkt in die bewaldete Hügelflanke nebenan übergeht. Ein sogenannter Infinity Pool. Im ersten Moment ein komisches Gefühl. Im zweiten fühlt es sich außergewöhnlich befreiend an so direkt neben dem Abgrund im Wasser zu tummeln. Wir sind begeistert. Das Wasser kommt ohne störendes Chlor aus, ist ganz leicht salzig und brennt auch gar nicht in den Augen. Ruben schwimmt und taucht darin herum. Ich lasse zum Schwimmen ausnahmsweise mal meine Brille auf und genieße das letzte Eckchen Sonnenstrahlen und die Aussicht bevor ich mir dann doch mal die Panoramasauna anschaue.
Ich muss sagen, hier wird sogar ein so ausgesprochener Saunamuffel wie ich schwach. Die Panoramasauna ist am höchsten Punkt des Gebäudes in einem großen Kubus untergebracht und bietet durch das riesige Fenster – was sag ich – die eine, fast vollständig aus Glas bestehende Wand den unbehinderten Ausblick über den Pool, die Hausberge und das gesamte darunterliegende Tal mit dem Dorf Welschnofen … sozusagen Saunen und Staunen ist hier angesagt.
Hier im SPA-Bereich des Charmehotel Friedrich könnten es Ruben ich gut einige Tage aushalten. Sonnen, schwimmen, plaudern in den Blubberblasen am Rande des Beckens, gemütlich lesen in den Ruheräumen mit der wunderschönen Aussicht und den supergemütlichen Liegesesseln. Und die eine oder andere ausgiebige Massage. Dafür muss man sich schon richtig Zeit und Muße nehmen. Das machen allerdings nicht viele Gäste.
Überhaupt beobachtet Katja, die auch aus einer Hoteliersfamilie kommt, dass sich das Urlauben in den letzten 25-30 Jahren deutlich verändert hat. Früher kamen die Urlauber:innen für mehrere Wochen am Stück. Das war lang genug, dass auch mal Leerlauf und Langeweile entstehen konnte. Heute bringen die Menschen Leistungsdruck auch in den Urlaub mit. Da ist es zum Beispiel schon möglich, dass mal jemand mit einem schlechten Gewissen am Pool liegt und sagt: „Das darf ich zuhause gar nicht erzählen, dass ich bei dem Wetter keine Tour gemacht habe“. Auch eine Massage gönnen sich die Gäste eher um ihre von der körperlichen Anstrengung schmerzenden Muskeln wieder etwas weich zu kneten, anstatt als wirkliche Entspannung für Körper und Seele. Schwimmen und Saunen ist meist nur als Zusatz zum Aktivurlaub, anstatt Tagfüllender Selbstzweck.
Am nächsten Morgen ist es strahlendes Wetter. Ich mache ein bisschen Gymnastik auf dem Balkon, während Ruben noch im Bett bleibt und von dort die Aussicht genießt. „Endlich sehen wir jetzt mal die Berge im Sommer“, sagt Ruben, „das wollten wir doch schon längst mal!“. Stimmt, die Berge kennen wir eher im Winter und voller Schnee. Aber jetzt sind wir schon sehr angetan von der Schönheit dieser Gegend.
Verständlich, dass das alles so touristisch erschlossen ist. Schon seit Anfang der 1970er Jahre gibt es das damalige „Haus Friedrich“. Als Sohn Christof dann mit seiner Frau Katja übernommen haben, wurde das Haus renoviert. Viel Platz war nicht da, um grundlegende Änderungen vorzunehmen. Aber trotzdem ist eigentlich nur noch die Küche vom früheren Hotel übriggeblieben. Und die Haustür der Fäckls, die früher die Eingangstür zum Hotel Friedrich war.
In der Küche, in der er sozusagen aufgewachsen ist, schaltet und waltet jetzt Christof Fäckl mit niemals abreißender Begeisterung. Jeden Tag gibt es salzige oder süße Merende, die kleine Zwischenmahlzeit zwischen 15 und 17 Uhr. Und am Abend ein 5-Gänge-Menu. Die Zusammensetzung kann jeder Gast vorab aus jeweils vegetarischen und anderen Speisen selbst wählen. Es wird nur zubereitet was geplant ist, so dass möglichst wenig Nahrungsmittel weggeworfen werden müssen.
Zusätzlich gibt es eine kleine Liste aus Klassikern. Hieraus wählt sich mein Sohn Spaghetti Bolognese und Kaiserschmarrn. Ich setzte meine Kreuzchen beim Menü für eine Abfolge von Buntem Salat über eine Ziegenkäsekreation, ein Süppchen (von dem ich – die Suppen eher nicht mag – immer noch träume!) und Canellone (mit Pilzfüllung zum Fingerabschlecken) und habe Sorge, ob ich das alles schaffen werde. Aber diese Sorge ist unbegründet, denn die einzelnen Gänge entpuppen sich als wirklich kleine aber so gut aufeinander abgestimmte feine Happen, dass man am Ende wunderbar gesättigt ist ohne sich überessen zu haben.
Auch beim Frühstück gibt es kein überladenes Büffet mehr wie früher üblich. Dadurch kann ebenfalls die Verschwendung von Lebensmitteln vermieden werden.
Nachhaltigkeit in kleinen und großen Dingen
Überhaupt fällt mir das Nachhaltigkeitsdenken im Haus an vielen Kleinigkeiten auf. Zum Beispiel das Öko-Toilettenpapier und Kosmetiktücher. Sieht nicht ganz so schön aus wie strahlend weißes. Ist aber genau so weich, denn an Komfort wird trotz teureren umweltschonenden Produkten nicht gespart. Auch gab es für jeden Gast „nur“ zwei Handtücher. Ein mittel kleines und ein mittel großes, anstatt wie in vielen Hotels üblich ein Übermaß von drei riesigen Frotteetüchern pro Person.
Zur Zeit wird im Friedrich an verschiedenen Ideen für kreative Kommunikationsformen zwischen Gast und Zimmerservice gefeilt. Das soll wiederum beim Einsparen von Ressourcen helfen. Und die Lichtverschmutzung durch Weihnachtsbeleuchtung soll dieses Jahr ebenfalls verringert werden. Und zwar nicht nur am Hotel sondern im gesamten Dorf. Dort sitzt Katja Fäckl 1x in der Woche im lokalpolitischen Ausschuss und engagiert sich für Nachhaltigkeit und Kultur. Als kleine Auszeit von der Arbeit im Hotel.
Am Vormittag trinken wir auf der mediterran bepflanzten Terrasse noch einen Kaffee zusammen. Wir haben beide Kinder im gleichen Alter und uns auch neben den Fragen zum Hotel einiges zu erzählen. Aber bald müssen wir beide weiter. Ich auf die Autobahn und sie an ihren Computer.
Ich rufe Ruben aus dem Pool und gehe zum Abschied noch ein letztes Mal auf den Balkon. Eigentlich könnte ich hier auch ganze Tage lang nur das Panorama betrachten. Als wir angekommen sind hatten sich die beiden Hausberge in Wolken gehüllt, aber einige Stunden später strahlen die felsigen Flanken des Rosengarten im Licht der Abendsonne. Nachts stand ein großer heller Vollmond genau in dem Einschnitt zwischen den Gipfeln und morgens lagen noch feine Wölkchen im Tal, die von der Morgensonne langsam aufgelöst wurden.
Am frühen Abend als nur noch die letzten Sonnenstrahlen über die Berge blitzten war das ganze Tal plötzlich von tröpfchenfeiner Luft erfüllt und es gab den schönsten Regenbogen, den ich je gesehen habe. Doppelt und perfekt und er begann direkt unterhalb des „Friedrichs“ im Tal. Und da wo ein Regenbogen beginnt, liegt ja bekanntlich ein Topf Gold oder auch einfach „das Glück“ zu finden. Also jetzt wisst ihr es. Ins Eggental müsst ihr, um das Glück zu finden.
Tania Tavernese
Tania arbeitet als freie Autorin für Good Travel und lebt mittlerweile wieder ganz gerne in ihrer Geburtsstadt München. Sie kann sich aber auch gut vorstellen, nochmal ganz woanders hin zu gehen und ganz was anderes zu machen.
Saul
Tania Tavernese’s story of her and her son’s stay at Charmehotel Friedrich captures the essence of discovering unexpected joy and relaxation. Their adventure, meant to break up a long journey, turned into a memorable experience, showcasing the beauty of South Tyrol and the warmth of the hotel’s hospitality. The highlight of their stay, from the infinity pool to the panorama sauna, emphasizes the importance of taking moments to pause and enjoy the serene environments we often pass by. This article is a beautiful reminder of the treasures that spontaneous travel can uncover, especially in places as welcoming and majestic as Charmehotel Friedrich
Thanks and greetings from Lithuania