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Schöne Ecken Podcast

Drei Fragen an Die Macher des Podcasts „Schöne Ecken“

Ich spreche mit Cornelis Kater und Sven Sedivy, den Machern des Schöne Ecken Podcasts. Was einst als Architektur-Podcast durch Cornelis ins Leben gerufen wurde, hat sich mittlerweile zu einem Podcast der besonderen Art entwickelt: Hörer:innen sind eingeladen, Bilder im Kopf entstehen zu lassen, durch Gesagtes und vor allem durch die vielen liebevoll aufgenommenen Geräusche. Denn Cornelis, Sven und dem dritten im Bunde, Helge Kletti (vor allem im „Frühwerk“ der ersten 120 Folgen dabei gewesen), liegt viel daran, dass sich das Gehörte so lebendig wie möglich anfühlt.

Die Macher hinter Schöne Ecken begeben sich auf eine Suche nach dem Wahren, Schönen, Lebenswerten und Gutem in den Orten, die sie weltweit bereisen. In über 100 Folgen gehen sie vor allem der Frage nach: Wie hört sich der besuchte Ort an? Dabei kann es sich um eine nachhaltige Unterkunft oder eine Stadtkulisse handeln. Der Fantasie des Gehörten sind dabei keine Grenzen gesetzt und sollen Hörende zum Entspannen und gleichzeitig neugierigen Zuhören anregen, und ja, wer weiß eventuell folgt einer akustischen Reise eine wirkliche.

Cornelis Kater von Schöne Ecken
Cornelis Kater von Schöne Ecken
Sven Sedivy von Schöne Ecken
Sven Sedivy von Schöne Ecken Podcast

Cornelis Kater (2 Fotos oben und Sven Sedivy 2 Fotos unten)

1. WAS WAR, BEZIEHUNGSWEISE IST EURE MOTIVATION HINTER DEM PODCAST „SCHÖNE ECKEN“?

Sven: Eigentlich wollte ich einen Podcast mit ähnlichem Konzept starten, Geräusche der Natur sollten dort im Mittelpunkt stehen. Als Cornelis und ich uns dann auf einer Konferenz kennenlernten, wurde ich erst als Dauergast und dann als dritte Hauptperson ins Projekt aufgenommen. Für mich ist es die Motivation, mir Orte mit einem anderen Blickwinkel anzuschauen – genau hinzusehen und vor allem zu hören. Manche Menschen haben Hunde oder Hobbys wie Geocaching, um „mal raus zu kommen“, bei mir ist es unser Podcast.

Cornelis: Schöne Ecken ist als ein Architektur-Podcast im urbanen Raum gestartet, Reisen standen zunächst kaum im Vordergrund. Wohl aber das Konzept, unsere Welt als „Hörspiel“, mit all ihren Geräuschen und dem Dialog der Podcaster zu erzählen. Damit war der Podcast vom ersten Tag an darauf ausgelegt, Bilder im Kopf zu erzeugen und somit als virtuelle Reise mit all ihren Assoziationen, persönlichen Erinnerungen und Emotionen. Der Vorteil von Audio ist, dass es nicht konkret ist und die Fantasie anregt. Eben virtuelle Reisen im Kopf der Zuhörenden.

2. WAS RATET IHR UNSEREN LESER:INNEN: WAS KANN MAN KONKRET FÜR EINE BESSERE ZUKUNFT TUN?

Sven: Zuallererst sollten alle Menschen niemals denken, dass ihre Tat zu klein ist oder keinen Unterschied macht. Solange es wirklich von Herzen kommt und der Wille ehrlich ist, ist es die richtige Motivation. Wenn wir alle klein anfangen und uns dann weiter steigern, wird es irgendwann groß genug.

Cornelis: „Schöne Ecken“ geht an Orte, die sehenswert sind, an denen es aber auch oft genug Reibungspunkte gibt. Wir sprechen viel darüber, was es zu erhalten gilt und was das Leben lebenswert(er) macht. Dabei versuchen wir, einen konstruktiven, optimistischen Blickwinkel einzunehmen und erleben dabei regelmäßig, dass jeder Ort seine eigene, überraschende Schönheit hat. Die Welt ist ein viel besserer Ort, als die Sicht der Medien es uns glauben lässt. Wenn jeder von uns auf diese Weise nur ein wenig an seiner Wahrnehmung „dreht“, verschwinden Ängste und Vorurteile und gewinnen Ideen und Veränderungsbereitschaft.

3. WIE PASSEN REISEN UND NACHHALTIGKEIT FÜR EUCH ZUSAMMEN?

Sven: Reisen ist in meinem Leben einer der auffälligsten Reibungspunkte für Nachhaltigkeit. Ich mache einen Schritt aus meiner Komfortzone, einem strukturierten Alltag, wo es einfacher ist, nachhaltige Routinen zu etablieren. Auf Reisen ist vieles neu und unvorhersehbar. Was nehme ich mit? Was kaufe ich vor Ort? Wie komme ich zum Ziel? Wo und wie wohne ich? Was hinterlasse ich? All diese Fragen sind wichtig. Viele können bestimmt noch nicht zu 100 % befriedigend beantwortet werden – das Bewusstsein ist der erste Schritt.

Cornelis: Reisen ist ein Privileg, das nicht jedem Menschen in der gleichen Form wie uns möglich ist. Daher reisen wir mit „Schöne Ecken“ sehr bewusst, ja, wir reisen quasi mehrfach: Beim Aufnehmen der Folge, beim Schneiden, Recherchieren und Veröffentlichen der Folgen ein weiteres Mal und noch viel öfter mit unseren Zuhörenden. Das schafft Verbindungen mit den Orten und sehr intensive Erfahrungen. Dabei teilen wir auch insbesondere unsere Schritte, das eigene Reiseverhalten zu ändern: Reisen mit der Bahn, nachhaltige Unterkünfte, E-Bike und E-Auto sind Themen, die wir offen und selbstkritisch reflektieren und uns dabei bewusst, immer mehr eine neue Form des Reisens erleben und zeigen, was möglich ist.

In ihrer neuesten Podcast Folge besuchen Cornelis und Sven den Bühelwirt im Ahrntal in Südtirol. Wie sich der Kraftplatz in den Bergen für sie anhört, könnt ihr hier nachhören.

Reisepodcast Schöne Ecken

Fotos: Unsplash / Javier Eesteban, Harry Cunningham, Schöne Ecken

Cécile ist freie Autorin und Nachhaltigkeitsstrategin. Sie genießt das Reisen in vollen Zügen: Verschiedene Kulturen kennenzulernen, anderen Sprachen zu lauschen und dabei entweder am Meer oder in einer (Groß-)Stadt Neues zu entdecken, fasziniert sie immer wieder. Besonders liegen ihr die Geschichten und Intentionen der Good Travel Gastgeber:innen am Herzen.

2 Comments

  • Ruth S.

    Allem gesagten in diesem Interview stimme ich voll zu. Fantasie beim Hören, auf Fragen antworten wollen und viele Bilder, nicht nur im Kopf und der Gedanke, das würde ich auch gern sehen, erfahren, hören und dabei sein. Ich freue mich auf jede Folge 👌

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