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Füße im Sand

INA WO(A)NDERS: Über Reisevorbereitungen

In ihrer Kolumne hält unsere Autorin Ina ihre Gedanken über das Reisen fest. Dieses Mal zu der Frage, wann eine Reise anfängt – und wie man sich am besten darauf vorbereitet.

Wann beginnt eigentlich eine Reise? Wenn wir in den Zug oder in den Flieger steigen? Wenn wir eine Landesgrenze hinter uns lassen? Wenn wir an unserem Ziel ankommen, unsere Koffer auspacken, unsere Füße im Sand vergraben oder in die Wanderschuhe zwängen?

Für mich beginnt eine Reise schon viel früher – und zwar manchmal mit einem kleinen Symbol. Als ich 2017 mit dem Gedanken spielte, meinen Job zu kündigen und das, was von mir übrig war, auf dem Jakobsweg suchen zu gehen, kaufte ich mir eines Tages ein Reisetaschenmesser. Ich erinnere mich noch genau, wie ich ungeduldig an der Kasse stand, um zu bezahlen. Meine Finger umklammerten das Messer an der Stelle, an der die kühle Edelstahlklinge auf einen angenehm warmen Holzgriff traf. Als ich an der Reihe war, streckte ich der Kassiererin das Messer entgegen, als ob es ein Reiseticket wäre. Am liebsten hätte ich sie gefragt, ob sie es mir abstempeln kann. Acht Euro und 20 Cent später war etwas passiert: Der Beginn meiner Reise. Die alles verändern würde.

Taschenmesser

Abgesehen von solch kleinen Symbol-Anschaffungen bin ich keine akribische Reise-Planerin. Meine Angst davor, zu viel zu planen und nachher enttäuscht zu sein, wenn ein Plan nicht aufgeht, ist viel größer als meine Sorge, etwas zu verpassen oder zu vergessen. Natürlich gibt es je nach Reiseziel ein paar Must-Dos: brauche ich einen Reisepass, und wenn ja, ist der noch gültig? Habe ich die nötigen Impfungen? Auf welches Wetter muss ich mich klamottenmäßig ungefähr einstellen? Hier hört meine Akribie jedoch in der Regel schon auf.

Mir stundenlang Fotos, Videos und Umgebungskarten meines Ziels anschauen? Ausflüge und Touren im Voraus planen? Nicht mein Ding. Ich möchte nirgends ankommen und denken: hm, sah auf den Fotos irgendwie besser aus. Statt stundenlang Reiseführer zu durchblättern, male ich mir lieber meine eigenen Bilder im Kopf. Und zwar vorzugsweise, während ich in meiner Hängematte liege und Reisegeschichten lese oder Reisepodcasts höre. Die Bilder, die dabei in meinem Kopf entstehen, kommen der Realität zwar manchmal recht nahe, sind aber meistens doch ganz anders. Und das ist gut so. Denn dann ist es fast, als wäre ich doppelt verreist. Einmal im Kopf, von meiner Hängematte aus, zusammen mit der Person, die mit mir ihre Reiseerlebnisse teilt. Und einmal in Echt, mit viel Abenteuerlust, wenig Plan – und einem kleinen Symbol in der Hand, das den Beginn meiner Reise markiert.


Hängematte

 

Vor kurzem habe ich mir übrigens wieder so ein Reisesymbol zugelegt. Es ist nur wenige Zentimeter groß, nicht ganz so schön wie mein Reisetaschenmesser, aber doch sehr praktisch: ein USB-Ladestecker für einen Zigarettenanzünder. Fünf Euro und 50 Cent später war ich dann fast schon unterwegs. Durch Europa, in meinem eigenen, kleinen, fahrbaren Zuhause.

Wann fängt für dich eine Reise an – und wie bereitest du dich darauf vor? Ich freue mich jederzeit über Feedback, Anregungen oder Fragen – gerne als Kommentar oder direkt per Mail an [email protected].

Fotos: Ina Hiester, unsplash / Scott Warman, Klara Kulikova

Ina ist digitale Nomadin und reist zu Wasser und zu Lande durch Europa. Dabei hält die Journalistin stets Ausschau nach besonderen Orten für Good Travel, philosophiert in ihrer Kolumne über das Reisen, fotografiert, musiziert und schreibt Artikel zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen aller Art.

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