
INA WO(A)NDERS: Über Urlaubstypen
„Dann macht doch einfach ohne mich Urlaub!“ Hektisch packt die Frau am Nebentisch diverse Reiseführer und Broschüren in ihre große Handtasche, trinkt mit einem Zug ihren Cocktail aus und stürmt davon. Zurück bleiben: ein etwas beschämt dreinblickender, sportlich aussehender Mann, ein träge in sein Smartphone starrender Teenager und ein kleines Mädchen, das nur Augen für den zuckersüßen Welpen drei Tische weiter hat. Eine Situation, die ich auf Reisen in dieser und ähnlicher Konstellation und Intensität schon unzählige Male beobachtet habe. Auch wenn es nicht immer zum Gefühlsausbruch mit Davonstürmen kommt. Hier saßen vier verschiedene Urlaubstypen an einem Tisch.

Gemeinsam verreisen kann anspruchsvoll sein
Gemeinsam verreisen ist aber auch ganz schön anspruchsvoll. Da haben plötzlich Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensgeschwindigkeiten, Bedürfnissen und Vorlieben mehrere Tage oder gar Wochen lang weder berufliche noch schulische Verpflichtungen. Und sollen einen gemeinsamen Nenner finden, um dieses kostbare Zeitfenster für alle bestmöglich auszufüllen. Als Beobachterin versuche ich manchmal, die Menschen um mich herum in Urlaubstypen einzuordnen. In oben beschriebener Situation, die sich im Sommer 2022 in Marbella abspielte, vermutete ich folgendes: Mama will Kultur, Papa Natur und Abenteuer. Der Sohn wäre lieber daheim bei seinen Kumpels geblieben und das Töchterlein sehnt sich nach Ferien auf dem Bauernhof. Schwierige Voraussetzungen.

Für jedes Bedürfnis gibt es den richtigen Urlaub
Ich denke an meine eigene Kindheit und Jugend zurück und daran, wie meine Familie das mit dem Urlauben gewuppt hat. Als Unternehmer brauchte Papa den Urlaub vor allem zum Erholen und Abschalten. Deshalb verbrachten meine Schwester und ich an der Nordsee viele spaßige Stunden in der Kinderbetreuung. Währenddessen räkelten sich meine Eltern in der Strandmuschel; Papa holte jede Menge Schlaf nach und Mama hatte endlich mal Zeit und Muße, ausgiebig zu lesen. Nach dem Abendessen gab es für uns Mädels den größten Eisbecher der Welt und alle waren happy. Ab meinem elften Lebensjahr verbachte ich meine Sommerferien statt im Badeanzug lieber in Reithosen. Und als das nicht mehr cool genug war, folgten Jugendfreizeiten nach Dänemark und Holland. Mit viel Schmachterei und gebrochenen Herzen. Hach!
Reise-Kompromisse und ihre Grenzen
Freie Zeit ist in unserer sich immer schneller drehenden Welt ein rares Gut. Bei all den Ablenkungen und Verpflichtungen, die uns tagein tagaus auf Trapp halten, verstehe ich den Wunsch, wenigstens im Urlaub Quality-Time mit seinen Liebsten zu verbringen. Dass man dabei Kompromisse machen muss ist klar. Doch manchmal sind Urlaubsbedürfnisse einfach grundverschieden. Dann ist es womöglich besser, wenn jede:r einfach das tut, was er oder sie gerade braucht. Ob Sonnenbaden und Faulenzen am Strand mit der besten Freundin oder Zelten am See mit der Clique. Ob Museumsmarathon mit der verrückten Tante oder weitwandern ganz allein.
Welcher Urlaubstyp bist du? Naturliebhaber:in, Sonnenanbeter:in, Kulturjunkie, Abenteurer:in oder Partyanimal? Wer ist dein perfektes Reise-Match – oder verreist du am liebsten ganz alleine? Lass es mich wissen – in den Kommentaren oder per Mail an [email protected]. Und teile diese Kolumne mit der Person, mit der du gerne deinen nächsten Urlaub verbringen möchtest.
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© Foto: Pexels / Pavel Danilyuk
Ina Hiester
Ina ist digitale Nomadin und reist zu Wasser und zu Lande durch Europa. Dabei hält die Journalistin stets Ausschau nach besonderen Orten für Good Travel, philosophiert in ihrer Kolumne über das Reisen, fotografiert, musiziert und schreibt Artikel zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen aller Art.
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