Blog I Good Travel

Die Zukunft des Alpentourismus

Die Zukunft des Alpentourismus

Diese Regionen setzen nachhaltige Maßstäbe

Steigende Tourist:innenzahlen schaffen in vielen Tourismusregionen Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum. Unzählige Orte in den Bergen und deren Tälern wären ohne Wander- oder Wintertourismus gar nicht erst besiedelt, geschweige denn überlebensfähig. Dass diese Entwicklungen aber nicht bloß Vorteile haben, liegt auf der Hand. Nachhaltige Tourismusstrategien sind daher wichtiger denn je und viele Orte in den Alpen, die Jahr für Jahr von Reisenden aus aller Welt besucht werden, setzen hier bereits erste Maßnahmen – Stichwort sanfter Tourismus. Oft auch als nachhaltiger, verantwortungsbewusster Tourismus bezeichnet, strebt dieser danach, Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen. Er legt Wert auf den Schutz der natürlichen Umwelt und der örtlichen Kultur. Kurzum: Es geht darum, sicherzustellen, dass die positiven Effekte für die Region nicht auf Kosten der Umwelt und kulturellen Ressourcen gehen.

Wir haben uns angesehen, wo bereits innovative Ansätze verfolgt werden, um eine nachhaltige und zukunftsfähige Tourismusbranche in den Alpen zu gestalten. Von der Anreise über die Aktivitäten vor Ort bis zur Abreise legen diese Regionen besonderen Wert darauf, die natürlichen Gegebenheiten so wenig wie möglich zu beeinträchtigen und dabei umweltfreundlich zu handeln.

Südtirol: der Pionier der Slow Food Bewegung

Südtirol ist mit seiner beeindruckenden Landschaft und faszinierenden Kultur nicht nur ein beliebtes Reiseziel, sondern steht auch als herausragendes Beispiel für nachhaltigen Tourismus. Die Region vereint Naturschutz, umweltfreundliche Initiativen und die Pflege lokaler Traditionen, um Reisenden ein authentisches und verantwortungsbewusstes Erlebnis zu bieten. Südtirol hat sein eigenes Gütesiegel („Nachhaltigkeitslabel Südtirol“). Es basiert auf den Kriterien des Global Sustainable Tourism Council (GSTC) und wird an jene Akteur:innen im Tourismusbereich verliehen, die einen Beitrag zum Erhalt der einzigartigen Natur und zum Wohl der Menschen, die hier leben, leisten.

Südtiroler Käse

Abgesehen davon legt die nördlichste Region Italiens aber vor allem in einem Bereich großen Wert auf Nachhaltigkeit: beim Essen. Die Region ist Vorreiter der Slow Food Bewegung und besticht durch traditionelle Gerichte aus lokalen, qualitativ hochwertigsten Rohstoffen und sorgfältiger Zubereitung. Historische Käsesorten, seltene Schaf- und Rinderrassen, traditionelle Brotrezepte oder Lupinenkaffee vom Berg kleiner Betriebe, die traditionelles Wissen und Handwerk bewahren, stehen hier im Fokus.

Südtiroler Käse

Slowenien: die grüne Destination der Welt

Egal, auf welche Nachhaltigkeitsliste man schaut, ein Land ist garantiert immer auf einem der Top-Plätze: Slowenien. Der Staat, der durch die Julischen Alpen, die Steiner Alpen und das Pohorje-Gebirge geprägt ist und von zahlreichen Wander- und Radwegen durchzogen wird, erfüllt 96 von 100 Kriterien für grüne Zielgebiete und gilt damit offiziell als eine der nachhaltigsten Destinationen der Welt. Außerdem ist Slowenien das erste Land, das den Titel „Grüne Destination der Welt“ erhalten hat.

Sloweniens Alpen

Unter dem Dach des Gütesiegels „Slovenia Green“ setzt Slowenien grüne Richtlinien und schafft nachhaltige Erfahrungen. Die sieben Kategorien Destination, Accomodation, Park, Attraction, Travel Agency, Cuisine und Beach zeichnen touristische Unternehmen, die sich durch besonders nachhaltiges Handeln hervorheben, aus und zählen bereits mehr als 280 Mitglieder. Slowenien ist außerdem Teil der Zero-Waste-Initiative, setzt auf nachhaltige Mobilität sowie öffentliche Verkehrsmittel, verfügt über die mitunter höchste Biodiversität weltweit und wird somit zum Paradebeispiel für nachhaltige Tourismuskonzepte.

Schweiz: Champions der nachhaltigen Mobilität

Alpen heißt auch immer Schweiz. Unser schönes Nachbarland lockt sowohl im Winter als auch im Sommer mit allerhand Bergabenteuern und weiß auch ganz genau, wie man diese nachhaltig gestaltet. Die Schweiz verfolgt mit „Swisstainable“ eine Nachhaltigkeitsstrategie, die darauf basiert, die Natur ursprünglich zu genießen, die lokale Kultur authentisch zu erleben, regional zu konsumieren und das Land so richtig und ausführlich kennenzulernen.

Dichtes Schhienennetz in Zermatt

Das Alpenland hat eines der dichtesten (und am besten funktionierenden) Schienennetze der Welt, ist Recycling-Champion, gilt als Luft- und Klimakurort und sorgt laufend für den Bestand der Wälder. Vor allem die autofreien Tourismusorte in den Bergen wie Zermatt, Mürren, Wengen oder Saas-Fee (und einige mehr) beweisen, dass Bergurlaub (sogar im Winter) gänzlich ohne Auto möglich ist. Auch die Bergbahnen sind in der Schweiz mittlerweile grün und der Weg auf die Gipfel damit mit geringem CO2-Fußabdruck zu erreichen. Die „Brunni-Bahnen“ haben es nämlich geschafft, mithilfe von innovativen Maßnahmen neue Standards für umweltfreundlichen Tourismus im Schweizer Bergbahnen-Verbund zu setzen und ihren Bergbahnbetrieb vollständig klimaneutral zu gestalten.

Klimaneutrale Bergbahnen

Nicht nur in der Schweiz ist autofreier Winterurlaub möglich. Hier sind fünf Orte in den Bergen, die gut ohne Auto erreichbar sind.

Frankreich: umweltbewusst im Wintersport

Auch in den französischen Alpen laufen die Nachhaltigkeitsbestrebungen auf Hochtouren. Die dortigen Bergferienorte setzen ihren Fokus auf den Schutz wertvoller natürlicher Ressourcen, die Erhaltung der biologischen Vielfalt und die Förderung verantwortungsbewussten Reisens.

Chamonix Mont Blanc

Neun französische Wintersportorte, einschließlich La Vallée de Chamonix Mont-Blanc, Chamrousse und Valberg, haben sich unter dem Label „Flocon Vert“ beispielsweise dazu verpflichtet, verantwortungsvollen Tourismus zu fördern. Dies beinhaltet die Reduzierung des Energieverbrauchs, Umweltschutz, den Erhalt natürlicher Ressourcen, verbessertes Abfallmanagement, effizientere Transportsysteme sowie nachhaltiges Bauen und verantwortungsvolle landwirtschaftliche Praktiken.

In Les 2 Alpes, einem der bekanntesten Skigebiete Frankreichs, wiederum setzt man sich vor allem für den Gletscher ein, der Teil des Skigebiets ist. Die Pistenfahrzeuge vor Ort nutzen GPS und Radar, um die Schneehöhe mit einer zu Beginn der Saison ermittelten Referenzlinie zu vergleichen. Ein Team von Schneespezialisten analysiert dann die Daten, um die Auswirkungen der Besuchenden auf den Gletscher zu bewerten und entsprechende Schadensbegrenzungsmaßnahmen zu ergreifen.

Die Bergsteigerdörfer: nachhaltiger Zusammenschluss im alpinen Tourismus

Wer von nachhaltigem Tourismus in den Alpen spricht, kommt um die Bergsteigerdörfer nicht herum. Die sind keine einzelne Region, sondern ein Zusammenschluss aus mittlerweile 38 Gemeinden in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Slowenien und Italien. In diesen steht eine sanfte Tourismusphilosophie, Natur- und Landschaftsschutz, Ursprünglichkeit und Tradition, umweltfreundliche Mobilität sowie Informationsaustausch ganz weit oben auf der Agenda. Die Bergsteigerdörfer sind vorbildhafte regionale Entwicklungskerne im nachhaltigen Alpintourismus mit einer entsprechenden Tradition. Sie handeln gemäß der Protokolle der Alpenkonvention, die auf einem Vertrag zwischen den 8 Alpenstaaten und der EU zur nachhaltigen Entwicklung und dem Schutz der Alpen beruht.

Bergsteigerdörfer

Die ersten Bergsteigerdörfer entstanden übrigens in Österreich. Die Initiative wurde 2008 vom Österreichischen Alpenverein gestartet und ist seit 2016 auch in den Alpenvereinen der Nachbarländer vertreten. Als alpine Kompetenzzentren setzen die Bergsteigerdörfer auf Eigenverantwortung, Fähigkeiten, Souveränität sowie umweltbewusstes und verantwortungsvolles Verhalten ihrer Gäste in den Bergen.

© Fotos: Unsplash / Yann Lauener, Daniel Sessler, Alexander Maasch,  Jonatan Pie, Victor He, Judith Hehl, Unsplash / Antoine de Barquin, TVB Osttirol Villgratental

Nadine ist freiberufliche Redakteurin und Texterin. Sie lebt in Österreich und pendelt zwischen Salzburg, der Steiermark und Wien. Sie ist somit entweder in den Bergen oder im Großstadtdschungel unterwegs, versucht aber gleichzeitig, so viel Zeit wie möglich in ihrem Herzensland Portugal zu verbringen.

2 Comments

KOMMENTAR

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert