Charlott Tornow von Reisevergnügen
Charlott Tornow leitet die Redaktion des Online-Magazins Reisevergnügen, wo sie mit ihrem Team spannende Destinationen in Europa – fernab von Massentourismus – vorstellt. Reisevergnügen hilft bei der Urlaubsvorbereitung, unterhält mit spannenden Reisegeschichten und blickt immer wieder, auch kritisch, hinter die Kulissen der Tourismusbranche. Charlott und ihr Team schreiben über alles, was sie interessiert und inspiriert und legen dabei den Fokus auf Nachhaltigkeit, Abenteuer in der Natur, außergewöhnliche Unterkünfte und kulinarische Erlebnisse. Wenn sie mal nicht verreisen können, bringen sie das Urlaubsfeeling für ihre Leser:innen nach Hause: Sie empfehlen die besten Mikroabenteuer, kreieren die leckersten Drinks aus Europa oder lernen neue Sprachen.
1. WAS war beziehungsweise ist Deine Motivation hinter „ReiseVergnügen“? Wie kam es dazu, dass mit Vergnügen ReiseVergnügen ins Leben zu gerufen hat?
Das hatte mehrere Gründe. Ich war von 2014 bis 2019 Redaktionsleiterin von Mit Vergnügen Berlin und habe 2018 für drei Monate eine Auszeit genommen, nachdem ich neben dem Job meine Masterarbeit geschrieben habe. Während des Sabbaticals bin ich durch Südostasien gereist und als ich zurückkam, wollte ich mich unbedingt im Reisejournalismus verwirklichen. Wir hatten in der Vergangenheit vereinzelt Reiseberichte auf Mit Vergnügen veröffentlicht und die liefen so gut, dass es nahe lag, diesen Bereich auszubauen. Wir haben mit der Planung für das Reisevergnügen 2018 begonnen und sind dann 2019 zum Europawahljahr online gegangen. Für uns war deshalb auch sofort klar, dass wir ein Reisemagazin für Europa machen wollen, um zu zeigen, wie landschaftlich und kulturell vielfältig unser Kontinent ist und dass man nicht weit reisen muss, um tolle Orte zu sehen und einen schönen Urlaub zu haben. Reisevergnügen gibt es jetzt seit vier Jahren und wir kommen weiterhin nicht aus dem Staunen heraus. Ich muss sagen, dass ich mich selbst auch als Europäerin sehe und Verfechterin der europäischen Idee bin, von einem Kontinent ohne Grenzen. Für eine Story mal kurz um die Welt zu jetten, kommt für mich nicht in Frage.
2. WAS rätst Du UNSEREN LESER:INNEN: WAS KANN MAN KONKRET FÜR EINE BESSERE ZUKUNFT TUN?
Sich immer über die eigenen Handlungen bewusst sein, sich selbst und seine Motive und Wünsche zu hinterfragen und sich nicht zu sehr von Anderen beeinflussen zu lassen. Ganz konkret aufs Reisen bezogen: Wenn man auf Instagram oder Tiktok unterwegs ist, bekommt man schnell den Eindruck, dass das Leben der Anderen so viel toller ist als das eigene und dass alle anderen 365 Tage im Jahr unterwegs sind. Da fühlt man sich dann schnell unwohl in den eigenen vier Wänden und hat plötzlich das Bedürfnis, auch durch die Welt zu jetten. Aber macht einen das wirklich glücklicher? Ziele auf der Weltkarte abzuhaken, nur damit man sagen kann, dass man da war… Ich sage das auch durchaus selbstkritisch, weil wir einerseits mit dem Magazin sicher auch dieses Gefühl in den Menschen hervorrufen und ich mich andererseits auch selbst immer wieder davor schützen muss. Ich hab letztens von der Influencerin Lexie Alford gelesen, die schon mit 21 Jahren alle Länder der Welt gesehen hat und frage mich vor allem: Was hat sie wirklich von den Ländern, der Kultur und ihren Menschen mitgenommen? Waren das nachhaltige Erfahrungen und Erinnerungen?
Ich glaube, dass ein Urlaub nie komplett nachhaltig sein kann, es sei denn, man wandert oder fährt mit dem Fahrrad und übernachtet jeden Tag im Zelt. Aber einen Urlaub kann man durchaus nachhaltig(er) gestalten, wenn man auf ein paar Faktoren wie die Anreise- und Unterkunftsart, die Verpflegung und den Transport vor Ort legt. Reisen hat in den letzten Jahr irgendwie so ein schlechtes Image bekommen, als wären alle Urlauber:innen der Welt allein für den Klimawandel verantwortlich. Und natürlich stimmt es, dass die Tourismusbranche mit ihrer Infrastruktur dazu beiträgt. Aber generell ist es doch so, dass die wenigsten von uns ständig im Flieger oder alten, umgebauten VW-Bussen sitzen, die massenweise Abgase in die Luft blasen. Die meisten haben ein- bis zweimal Urlaub im Jahr und gönnen sich dann halt mal eine Fernreise. Und das finde ich trotz aller Kritik unglaublich wichtig, weil es den Horizont erweitert und bestenfalls zur Völkerverständigung beiträgt.
Gemeinsam mit Reisevergnügen stellen wir in der Reihe „Meet the Host“ spannende Good Travel Gastgeber:innen vor, die ausgewandert sind und/oder sich den Traum von einer eigenen nachhaltigen Unterkunft erfüllt haben:
SAVERIO SICURO VON DEN AGIA ATELIERS AUF KRETA
MELCHIOR ZEIDLER VON DER JAIMA TESEGUITE AUF LANZAROTE
TOBIAS PREMAUER AUS DEM CHÂTEAU D’ORION
MARTINA SCHRIEVER AUS DEM CHÂTEAU PLAGNE IN FRANKREICH
© Fotos: Bild Nr. 1, 3, 4, 5 von Björn Wisnewsk, Nr 2. von Charlott Tornow
Cécile Meier
Cécile ist freie Autorin und Nachhaltigkeitsstrategin. Sie genießt das Reisen in vollen Zügen: Verschiedene Kulturen kennenzulernen, anderen Sprachen zu lauschen und dabei entweder am Meer oder in einer (Groß-)Stadt Neues zu entdecken, fasziniert sie immer wieder. Besonders liegen ihr die Geschichten und Intentionen der Good Travel Gastgeber:innen am Herzen.
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