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Ayurveda-mit-Fabienne-und-Tobias

Eine Woche zu sich kommen, bei den Gastgebern der Casita Ayurveda

Cécile durfte das Gastgeberpaar Fabienne Scheu und Tobias Spindler in der Casita Ayurveda auf Teneriffa besuchen. Während ihres einwöchigen Aufenthalts konnte sie in die große und beeindruckende Welt der Ayurveda-Lebensphilosophie schnuppern und einen Eindruck von den Kurangeboten der Casita gewinnen.

Die Ankunft in der Casita Ayurveda 

Im Flugzeug nach Teneriffa Süd habe ich “Das kleine Buch zum Ayurveda” regelrecht verschlungen, denn ich wollte mich schon einmal auf das einstimmen, was mich in der Casita Ayurveda erwarten sollte – Ayurveda par excellence: Ruhe und Erholung, vegane (Schon-)Kost, Öl-Massagen und Körperbehandlungen, intensive Gespräche, Yoga und Bewegung und das Auseinandersetzen mit sich selbst.

 

Am Flughafen hat mich der nette Fahrer, José, abgeholt und wir sind eine gute Stunde gen Norden gefahren. Die vulkanartige Landschaft hat mich direkt beeindruckt und der Fahrtwind im Sonnenschein machte das Ankommen perfekt. Als wir um die letzte Kurve biegen, zeigt mir der Fahrer das knallige, blaue Haus und sagt „es la Casita“. Ich bin also angekommen. Im Norden Teneriffas, auf dem Land nahe Icod de los Vinos, in der Casita Ayurveda. 

 

Gastgeber Tobias nahm mich freundlich in Empfang, um mit mir sofort das schöne Gelände zu erkunden. 

 

Man kann sich die Unterkunft so vorstellen: Das Haus ist bis auf den auffallenden Farbanstrich unscheinbar, die Türe öffnet sich und vor einem warten einige Treppen. Entlang der Treppen befinden sich links weg immer wieder Türen, die zum Haupthaus gehören, das die drei Gästezimmer, Küche, Speiseraum und die Praxis im Erdgeschoss birgt, zur rechten gelangt man in einzelne Gartenterrassen. Die Gartenterrassen sind sehr unterschiedlich: vom Barfussweg mit Trampolin, zu einer Terrasse mit Slackline, verschiedenste Sitzgelegenheiten in der Sonne und unter dem Schatten der verschiedensten Bäume, bis sich weiter oben das Yogahaus findet. Von allen Terrassen aus genießen die Gäste einen atemberaubenden Blick bis zum Atlantik. Es gibt sogar einen Pool und eine Außendusche unter einem Baum mit weitem Meerblick. Die oberste Terrasse besteht aus einem neu angelegten Permakulturgarten, der schon heute zahlreiche Pflanzen, Sträucher und vor allem exotische Fruchtbäume zählt.

Casita Ayurveda
Willkommem
Garten der Casita Ayurveda
Meerblick

Mein Ist-Zustand 

Mein Aufenthalt begann mit einem gemeinsamen Mittagessen mit Fabienne und Tobias sowie einer weiteren Gästin, die bereits am Ende ihrer ersten Kurwoche angelangt war. Serviert wurde ein leckerer Salat und nach einem kurzen Kennenlernen war es Zeit für mein Anamnese Gespräch. Dieses hatte ich mit Tobias, der sich über eine Stunde Zeit nahm. Ich durfte zahlreiche Fragen zu meinem Lebensstil, Essgewohnheiten und Körper beantworten. Er konnte sich so einen guten Eindruck über meine Ist-Situation machen. Ich besprach mit ihm auch meine persönlichen Ziele, was Körper, Fitness und Gesundheit angeht. 

Mein Behandlungsplan bestand aus einem Mix an verschiedenen Massagen und Körperbehandlungen, die passend zu meinem Typ und meiner Ausgangssituation gewählt wurden und das Ziel hatten, die verschiedenen Doshas auszubalancieren.

Ankunft in der Casita

Was genau ist Ayurveda? 

Übersetzt bedeutet Ayurveda die “Wissenschaft vom Leben” (ayus Leben und veda vollständiges Wissen) und kommt ursprünglich aus Indien. Beim Ayurveda geht es darum, mithilfe von verschiedenen Prinzipien Körper und Geist wieder zu harmonisieren und auszurichten. Ayurveda gilt als eine der ältesten Heilkünste der Welt, die wir auch heute noch in unseren schnelllebigen Alltag integrieren können, um wieder zu Kräften zu finden und uns und unser Wohlbefinden gleichzeitig nicht aus den Augen zu verlieren.

Im Ayurveda werden drei verschiedene Körper-, Bewusstseins- und Persönlichkeitstypen unterschieden, die sogenannten Doshas. Die drei Doshas sind Pitta (Feuer), Vata (Luft) und Kapha (Erde). Bei den meisten Menschen dominiert eines der Doshas, es können aber auch zwei gleichzeitig stärker ausgeprägt sein. Basierend auf ihrem natürlichen Wesen, dem Prakriti, müssen Menschen nichts ändern, nur können sie bewusst für ihren Typ Ernährungs-, Reinigungs- und Bewegungsmethoden wählen. Wichtig werden die Doshas dann, wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten sind.

Fabiennes und Tobias Intention ist es, den Gästen individuell auf sie abgestimmte ayurvedische Reinigungskuren, gemäß der Pancha Karma (der fünf Reinigungswege), anzubieten, die je nach Bedarf und Zeit sieben oder vierzehn Tage dauern. Dabei begleiten die beiden die Gäste täglich, praktisch von Früh bis Spät, und stehen Rede und Antwort bei Fragen rund um den Therapieplan. Ich habe den beiden Löcher in den Bauch gefragt, weil mich Ayurveda ziemlich begeistert und ich merkte, wie gut mir diese Ernährungsform und die dazu passende Bewegung tut.

Fabienne-Scheu
Ayurveda Garten

Harmonischer Tagesablauf in der Casita 

Mein Morgen begann um 6.45 Uhr mit dem Klingeln meines Weckers. Und dann startete meine neue Morgenroutine: Zunge schaben und im Anschluss 5-10 Minuten Öl ziehen, damit sich die Bakterien im Mundraum lösen. Danach zwei Gläser warmes Wasser trinken, um den Körper sanft aufzuwecken (wer mag, kann mit Zitrone und/oder Ingwer ergänzen). Beim Trinken des Wassers habe ich meine Gedanken gesammelt und aufgeschrieben. 

Um acht Uhr starteten wir im Yogahaus mit einer 1,5-stündigen (manchmal auch zweistündigen) Yogasession. Tobias leitete die Stunden und unterteilte sie jedes Mal in drei Teile: 

  1. Ankommen und Meditation
  2. Atemübungen, also Prana Yama
  3. Asanas, die Yogafiguren und Körperübungen.
    Die Session wurde mit einer Shavasana, einer Schlussentspannung beendet. 

Um zehn Uhr wartete ein Brunch auf uns. Dieser besteht in der Casita Ayurveda immer aus einem süßen und gleichsam warmen Part wie gekochten Haferflocken, Dinkelgrieß oder Ähnlichem und einem ebenfalls warmen, herzhaften Gericht mit ein wenig Kohlenhydraten wie Quinoa. Dazu gab es immer eine Portion saisonalen Salat mit einem Olivenöl-Zitronen-Dressing. Nach dem Essen stand ein kleiner Verdauungsspaziergang im eigenen Barfußweg an.

Yogahaus
Yogasession
Dinkelgrieß mit Obst
Ayurvedisches Frühstück
Bananenstaude

Den weiteren Vormittag verbrachte ich entweder in Ruhe mit einem Buch auf einer der vielen Terrassen des Gartens, mit einem Leberwickel auf dem Zimmer, bei einem Ausflug (dazu weiter unten mehr) oder in einer Behandlung. Um 14 Uhr hieß es: Zeit für einen fantastischen Obstteller, der mit regionalen Köstlichkeiten ausgestattet war, wie beispielsweise Mangos, Maracujas, Melonen und Papaya. Die Nachmittage ähnelten den Vormittagen: Ruhe, Behandlung oder Freizeit.

Die Behandlungen umfassten bei mir:

  • ayurvedische Abhyanga-Massagen, bei denen der ganze Körper mit Öl massiert wurde. 
  • Eine heilsame Berührung/Reiki-Energiemassage, um sich mit sich selbst tief verbunden zu fühlen. 
  • Sessions in Infrarot-Schwitzkabinen mit Farblichttherapie, um den Stoffwechseln anzukurbeln. 
  • Basische Fußbäder und Leberwickel, welche die Entgiftung fördern. 
  • Sitzen auf einer Yoni-Box, einem Dampfbad für Frauen zur Pflege und Heilung.
  • Shirodhara, ein Stirnguss aus warmem Öl, der entspannend und Schlaffördernd wirkt. Es findet eine Harmonisierung der beiden Gehirnhälften statt, wobei das gesamte Nervensystem positiv beeinflusst wird. 

Um 18 Uhr wartete die letzte Mahlzeit auf uns: ein warmes, leichtes Gericht wie gegartes Gemüse mit einer gesunden Sauce und ein wenig Reis dazu. Um das Essen gut zu verdauen, liefen wir jeden Abend eine große Runde im Dorf; die Wege gingen bergauf und bergab und brachten knapp 5.000 Schritte ein. 

Ob man es glaubt oder nicht: Ab 19.30 Uhr hieß es fast schon Schlafenszeit. Es gab keinen Programmpunkt mehr, viel mehr Zeit, um warmen Tee zu genießen, sich im Garten aufzuhalten, weiter zu lesen oder einfach früh Schlafen zu gehen.

Garten
Blume
Botanische Pflanzen
Zeit für Obst

Vegane ayurvedische Gerichte zum Genießen

Fabienne und Tobias und ihre Köchinnen bereiten für jede Mahlzeit die Zutaten frisch zu. Eingekauft wird dafür im Bioladen und vor allem auf einem Wochenmarkt, bei dem einige ökologisch und bio-zertifizierte Lieferanten ihr frisches Obst und Gemüse anbieten. Ich durfte Fabienne zum Wochenmarkt begleiten und dort neben verschiedenen Maracuja-Sorten auch Mangas kennenlernen. Mangas ähneln den Mangos nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich, nur haben sie den Vorteil, dass ihr Fruchtfleisch sehr fein oder ohne Fäden ist, wodurch sie zart auf der Zunge zergehen. 

Im eigenen Permakulturgarten werden verschiedenste Obst- und Gemüsesorten sowie Kräuter und Bäume angelegt. Die erste eigene Manga wird bald geerntet. Dort wachsen von Zitronen, Maracujas, Erdbeerguaven bis hin zu Curry Leaves (aus Indien) und Granatäpfeln so ziemlich alles, was in subtropischen Erden gedeihen kann.

Die verschiedenen Gerichte inspirierten mich, meine Koch- und Essensgewohnheiten zuhause zu überdenken und ich gehe mit einer handvoll Tipps nach Hause:

  • Man kann Gemüse schonend in Kokosöl und Ghee (Bio-Butterschmalz) anbraten, es muss nicht immer Öl sein.
  • Bio-Gewürze sind alles und sorgen für einen hervorragenden Geschmack. Fast jedes herzhafte Gericht enthält neben Zwiebeln, Ingwer und Kurkuma auch Kreuzkümmel und Koriander.  
  • Gemüse gerade am Abend nur zu garen ist viel bekömmlicher.
  • Zu den Mahlzeiten im besten Fall nichts trinken, so kann die Magensäure ihre vollen Dienste leisten.
  • Obst mit Milchprodukten sowie rohes Obst mit Getreide: Was für viele Menschen zum täglichen Frühstück gehört – Milch und Obst, ist im Ayurveda eine der häufigsten Fehlkombinationen. Diese Kombination kann zu starken Gärungs- und Fäulnisprozessen führen, die sich in Blähungen und Völlegefühl äußern. Rohes Obst sollte nach Ayurveda nur als Zwischenmahlzeit gegessen werden und am besten 2 Stunden vor und nach dem Verzehr keine weiteren Mahlzeiten zu sich nehmen. Auch bei der Kombination von rohem Obst und Getreide kommt es zu Gärungsprozessen. Gedünstetes oder gekochtes Obst lässt sich wiederum wunderbar kombinieren.
  • Salat und Rohkost lieber mittags als abends essen, denn zwischen 10-14 Uhr hat der Körper am meisten Power zum Verdauen.
  • Warme Tees als Wasser trinken und auf gekühlte Getränke verzichten.
  • Zucker, Kaffee und Alkohol werden im Ayurveda gleichgesetzt und sind nicht gut für den Körper, sie sollten also vermieden werden.
  • Zwiebeln sind gut für die Verdauung und werden in der Casita Ayurveda nach dem Anbraten etwa 30 Minuten geköchelt.
  • Generell sollte man sich Zeit zum Kochen nehmen und das als eine Art Meditation wahrnehmen.
Maracujas
Permakultur
Ayurvedisch Kochen
Ayurvedische Küche
Ayurvedischer Salat

Teneriffa – subtropisch, trocken und fruchtbar zugleich  

Neben dem Kurangebot konnte ich ein paar Ausflüge unternehmen. Zum einen machten wir eine Fahrt auf den Pico del Teide, den höchsten Berg auf Teneriffa. Die trockene, steinige Mondlandschaft war mehr als beeindruckend, dazu viel Moos und trockene Sträucher.  Im Frühsommer blühen dort hunderte von pinken Natterköpfen. Wir verbrachten die Zeit dort unter anderem mit einer Außenmediation.

Ein weiteres Highlight sind die Meeresbecken in Garachico. Ein kleiner Spaziergang durch das süße Städtchen, über den Marktplatz und den kleinen Gassen darf dabei nicht fehlen. Auch die Stadt Icod de los Vinos hat es mir angetan: mit seinem berühmten, mehrere hundert Jahre alten, kanarischen Drachenbaum (Drago Milenario), der als kanarisches Denkmal gilt. Hier gibt es hübsche Cafés und kleine Boutiquen zum Schlendern. Einen Morgen machten wir uns zum Vulkanstrand El Socorro auf, um dort die Morgenstunden mit Yoga zu verbringen und im Anschluss die belebte Bucht mit Surfer:innen zu beobachten. 

Teneriffa
Vulkan auf Teneriffa
Am Strand auf Teneriffa
Surfer auf Teneriffa
Leiter zum Meer

Warum die Casita Ayurveda und nicht Indien oder Sri Lanka? 

Viele fliegen nach Indien und Sri Lanka, um dort ihre erste Erfahrung mit Ayurveda zu machen. Das erfordert nicht nur mehr Zeit für den Flug und wenn man schon einmal so viele Tausende Kilometer zurücklegt, sollte man auch mehrere Wochen vor Ort bleiben. Gleichzeitig kann hier eine sprachliche Barriere entstehen, wenn man sich und seine privaten Anliegen in einer Fremdsprache kundtun soll. Darüber hinaus empfehlen Tobias und Fabienne erst einmal, in der eigenen Sprache einen Zugang zum Ayurveda zu finden und die umfassenden Behandlungsfelder kennenzulernen. Später kann man dann immer noch in die Ferne reisen, um die Ayurveda-Erfahrung zu erweitern.

Teneriffa entdecken
„Es genügt nicht den Weg zu kennen, man muss ihn auch gehen.“

Dieses Zitat befindet sich im Garten der Casita Ayurveda. Jeden Tag bin ich mehrmals daran vorbeigelaufen. Den Weg zu einem gesunden, bewussten Leben konnte ich durch meinen Aufenthalt bei Fabienne und Tobias vertiefen und gehe mit einem Koffer an neuem Wissen und ein paar Vorsätzen nach Hause. Jetzt heißt es in Liebe und Achtsamkeit: Den Weg gehen. Meinen Weg.

Blick in den Garten

© Fotos: Cécile Meier

Cécile ist freie Autorin und Nachhaltigkeitsstrategin. Sie genießt das Reisen in vollen Zügen: Verschiedene Kulturen kennenzulernen, anderen Sprachen zu lauschen und dabei entweder am Meer oder in einer (Groß-)Stadt Neues zu entdecken, fasziniert sie immer wieder. Besonders liegen ihr die Geschichten und Intentionen der Good Travel Gastgeber:innen am Herzen.

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