Workation auf Teneriffa – Arbeiten im ewigen Frühling
Dass die Winter in Deutschland, besonders in Berlin, vor allem kalt und grau sind, wissen wir alle. Mit der angespannten Corona-Lage obendrauf ist das Leben auf der einen Seite gerade noch eingeschränkter und bedrückender; auf der anderen Seite tun sich gerade jetzt auch neue Möglichkeiten auf. Zum Beispiel in der Art, wie wir arbeiten können.
Vielen meiner Freund:innen geht es gerade ähnlich
Für mich bedeutete dies, dass ich sowieso im Home Office arbeiten muss soviel es geht, um die Kontakte einzuschränken. Vielen meiner Freund:innen geht es gerade ähnlich. Sie arbeiten ebenfalls in Jobs, die flexibles Arbeiten erlauben. Also machten wir uns gemeinsam auf die Suche nach einer Unterkunft, irgendwo im Süden, Hauptsache warm und ein bisschen Sonne.
Auch wenn wir zunächst versuchten eine Destination zu finden, die auch ohne zu Fliegen erreichbar gewesen wäre, so entschieden wir uns am Ende doch für eine Workation auf der Sonneninsel Teneriffa. Nach Silvester waren die Flüge deutlich günstiger als jegliche Zugfahrt. Und wir konnten den Flug durch einen CO2-Ausgleich kompensieren, immerhin.
Ein kompensierter Flug brachte uns auf die Sonneninsel
So begann also Anfang Januar für drei weitere Freund:innen und mich unsere Workation auf Teneriffa. Insgesamt hatten wir drei Wochen geplant. Mit unserem Mietwagen, den wir direkt am Flughafen gebucht hatten, ging es schließlich in unsere erste Unterkunft für die ersten zwei Wochen, die sich auf der Nordseite der Insel befand. Mit ihrer Lage in den Bergen etwa 20 Minuten von Porto de la Cruz entfernt, bot sie uns einen herrlichen Blick über das Meer in die eine und dem mächtigen, schneebedeckten Teide Vulkan zur anderen Seite. Da wir an einem Samstag ankamen, hatten wir noch einen Tag Zeit, um die Umgebung zu erkunden.
Workation auf Teneriffa: Probleme und Benefits
Am Montag begann dann der Arbeitsalltag. Schnell stellten wir fest, dass obgleich die Unterkunft wunderschön war, das Internet wohl eher nicht den Anforderungen mehrerer arbeitender Menschen standhielt. Wenn viele Personen gleichzeitig einen Zoom, Google Meet oder Microsoft Teams-Meeting haben, ging mitunter mal das Internet aus oder es brach das ein oder andere Mal die Verbindung ab.. Doch dank individueller Hot-Spots konnten wir diesem Problem schnell ein Ende bereiten. Es lohnt also, ausreichend Datenvolumen zu haben, 20 GB haben bei mir gut gereicht.
Dieses Problem war neben den ganzen Benefits aber nebensächlich. Wir begannen (fast) jeden Tag mit einer gemeinsamen Yoga-Session, während sich die Sonne langsam hinter dem Teide (übrigens der höchste Berg Spaniens mit über 3.750 Metern) empor hob. Danach gab es Frühstück, während die ersten von uns bereits in Meetings waren und andere entspannt auf dem Liegestuhl im Garten ihre Mails beantworteten. Wenn einem in der Sonne zu heiß wurde, konnten wir uns kurz im Pool abkühlen oder uns ins Haus zurückziehen. Am Abend kochten wir gemeinsam und ließen den Tag entspannt auf der Couch bei einem Glas Rotwein oder Bierchen ausklingen.
Neue Produktivität dank frischer Luft und Sonne im Gesicht
Nachdem wir uns alle nach ein paar Tagen an die neue Arbeitsweise unserer Workation auf Teneriffa gewöhnt hatten, stellte sich eine völlig neue Produktivität ein.Jede:r von uns war motiviert, seine Arbeit schnell zu erledigen, um am Nachmittag nochmal ein Stündchen in der Sonne ein Buch zu lesen oder für eine kleine Wanderung in die Berge zu fahren.
Übrigens gibt es auf Teneriffa, genau wie auf den anderen Kanarischen Inseln auch CoworkingSpaces, wo man sich stunden- bis wochenweise einen Platz buchen kann, um dort mit anderen gemeinsam zu arbeiten. Zunehmend finden sich auch mehr Coworking Unterkünfte, die das Arbeiten und Schlafen vereinbaren. So gibt es zum Beispiel die Villa Perenquén inmitten einer Bananenplantage, welches zu unserem angefragten Zeitpunkt aber leider schon ausgebucht war. Die Good Travel Unterkunft Finca El Quinto bietet ein umfangreiches Angebot für Gruppen, die länger auf der Insel bleiben wollen. Besonders was die Freizeitgestaltung betrifft werden hier viele tolle Aktivitäten organisiert.
Die Work-Life-Balance auf Teneriffa
Wir nutzten insbesondere die Wochenenden, um die Insel zu entdecken. Mit dem Auto braucht es von einem Ende bis zum anderen circa 60 bis 90 Minuten. Wenn man etwas abgelegener in die Natur fahren will, muss man schnell mit sehr steilen und vor allem engen Straßen rechnen, die sich durch die kleinen Dörfer an den Hängen schlängeln.
Während die Nordseite der Insel etwas kühler ist als der Süden, besticht diese Seite dafür durch eine grüne und vielfältige Landschaft. Die oft steile und zerklüftete Küste bietet viele kleine Buchten mit pechschwarzen Sandstränden, welche die vulkanische Aktivität der Insel in vergangenen Zeiten vermuten lassen. Der letzte große Ausbruch ganz in der Nähe unserer Unterkunft war im Jahr 1706 und formte natürliche Pools in der Küstenstadt Garachico. Je höher es in den Norden geht, desto wilder wird die Insel, ganz an der Spitze schlängeln sich die Straßen durch dichte, grüne und neblige Wälder.
Im Süden dagegen wird die Landschaft karg und felsig. Am westlichsten Zipfel der Insel fallen die Klippen fast senkrecht viele Hundert Meter ins Meer. Richtung Osten wird das Land deutlich flacher und die Strände breiter und vor allem heller. Dies ist sicherlich auch der Grund, warum sich hier die Hotelburgen türmen und die Promenaden mit Cocktailbars und rüstigen Rentner:innen und Familien füllen.
Bananenplantagen soweit das Auge reicht
In der Nähe von Los Cristianos befand sich unserezweite Unterkunft, in der wir uns für circa eine Woche eingebucht haben. Vorteil des südlichen Teils der Insel ist, dass es meist ein paar Grad wärmer und trockener ist. Das meiste Land, das nicht mit Hotels bebaut ist, wird hier für die Landwirtschaft genutzt. Vorwiegend findet man hier Bananenplantagen.
Zudem bietet der Süden unzählige sportliche Aktivitäten. Hier finden sich die besten Tauch- und Schnorchelspots. Surf-, Kite- und Kajak-Fans werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Zudem gibt es Schluchten, die zum Bouldern und Klettern einladen.
Eine herausfordernde Wanderung: Erklimmung des mächtigen Teides
Im Zentrum der Insel thront der mächtige Teide, der bei klarer Sicht fast von überall auf der Insel zu sehen ist. Ein Pass führt bis auf 2.500 Meter hoch, von hier aus gibt es eine Seilbahn oder einen Wanderweg nach oben. Die Wanderung dauert circa vier Stunden. Wer wandern möchte, sollte auf keinen Fall unterschätzen, dass die Luft hier, vor allem wenn man direkt von der Küste kommt, deutlich dünner ist. So hatten einige von uns beim Aufstieg, mit leichter Höhenkrankheit wie Kopfschmerzen und Übelkeit zu kämpfen. Am Ende sind aber alle an der Bergstation angekommen. Diese liegt auf 3.550 Metern.
Wer ganz auf die Spitze an den Rand des Kraters möchte, muss sich allerdings vorher eine Genehmigung holen. Diese sind meist einige Monate im Voraus ausgebucht, da pro Tag nur 200 Personen auf den Gipfel dürfen. Während es unten an der Küste über 20 Grad hat, muss man hier, vor allem in den Morgenstunden noch mit Minusgraden rechnen. Durch einen Saharasturm der zur Zeit unseres Besuch quasi die gesamte Insel in einen gelblichen Schleier hüllte, erschien einem der Blick von Oben fast, als würde man über der Atmosphäre der Erde sein und von dort hinab blicken.
Workation auf Teneriffa: Mein Fazit
Während ich diesen Text schreibe, sitze ich gerade wieder auf dem Weg zurück nach Deutschland. Diese drei Wochen waren auf jeden Fall eine super intensive Zeit und ich kann diese Erfahrung wirklich jedem empfehlen, der die Möglichkeit hat, Arbeiten und Reisen zu verbinden. Gerade in der dunklen Jahreszeit wirkt ein wenig Sonne und frische Luft während der Arbeit sehr belebend und bereichernd. Nicht zu vergessen, ist natürlich die Zeit, die man dabei mit Freund:innen verbringen kann.
Ich kann mir vorstellen, dass diese Art von Reisen in Zukunft immer mehr Bedeutung zukommen wird. Ich für meinen Teil möchte eine solche Reise im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder machen. Und dann werde ich versuchen, den Aufenthalt noch nachhaltiger zu gestalten – zum Beispiel indem ich dann auf den Flieger verzichte und mir eine alternative Route zurechtlegen werde.
Kai Meier
Kai unterstützt Good Travel als freier Autor. Dabei darf es bei ihm nicht hoch genug gehen, ob auf einem Klettersteig oder beim Paragleiten! Er liebt das Abenteuer, aber auch die Einfachheit des Reisens. Er übernachtet gerne fürstlich in Hotels, wobei auch Glamping in der Einöde nicht zu kurz kommen darf.
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