Im Potamos die Ursprünglichkeit Kretas erleben
Es liegen noch gut zwei Stunden Autofahrt vor uns, bevor wir unser Ziel für die nächsten Tage erreichen sollen: Aspros Potamos, das im Südosten von Kreta liegt. Schon nach wenigen Minuten auf der Autobahn merke ich, wie sich mein Freund der lokalen Fahrweise der Kreter anpasst. Statt auf der Spur zu bleiben, fahren wir immer weiter rechts und befinden uns mit dem Auto bereits zur Hälfte in der Standspur. So werden aus einer bzw. zwei Spuren schnell mal zwei bzw. drei Spuren und andere Autos können problemlos überholen. Wenn sie es denn wollen. Doch die meisten wollen gar nicht, sondern reihen sich hinter uns in die neu erschaffene Spur und fahren ein entspanntes Fahrtempo von durchschnittlich 80 Stundenkilometern. „So entspannt kann Autofahren sein“, ruft mein Freund begeistert aus und auch ich, die nicht so gerne Auto fährt, merke, dass mir diese Fahrweise eigentlich ganz gut gefällt.
Vorbei an ursprünglichen Dörfern und durch die Bergwelt von Kreta
In den nächsten zwei Stunden führt uns unsere Fahrt durch die atemberaubende Bergwelt Kretas, vorbei an ursprünglichen Dörfern, aber auch vorbei an leerstehenden Gebäuden, die vermutlich von der Wirtschaftskrise getroffen wurden, sowie Orten, an denen der Pauschaltourismus inklusive seiner Bettenburgen Einzug gehalten hat. Je näher wir unserem Ziel kommen, desto ursprünglicher wird es jedoch wieder. Auf Autobahnstraßen folgen Landstraßen und schließlich befinden wir uns auf einer engen Schotterpiste, die uns laut Navi zum Ziel führen soll. Von Schildern ist weit und breit nichts zu sehen und spätestens als unser kleines Auto die steile und rutschig aussehende Abzweigung nehmen soll, merken wir, dass wir uns wohl verfahren haben.
Wir beschließen das Auto in einer Einbuchtung zu parken und zu Fuß weiterzugehen. Glücklicherweise entdecken wir dann auch zwei Wanderer, die wir kurzerhand nach dem Weg fragen. Und wenige Augenblicke später finden wir dann auch tatsächlich einen Fußweg, der zum Potamos hochführt. Und ganz oben, an der Rezeption befindet sich dann eine andere Straße, die zum Parkplatz der Anlage führt. Erleichtert drehen wir um und fahren mit dem Auto zu besagter Straße, die dann auch wieder beschildert ist. Die Straße erinnert zwar auch ein wenig an eine Schotterpiste, ist aber bei weitem nicht so abenteuerlich wie die erste. Gegen 17 Uhr erreichen wir dann also unser Zuhause für die nächsten Tage das Potamos: ein wahres Naturparadies inmitten der Bergwelt von Kreta auf 1.000 Metern über dem Meeresspiegel.
Ein paar Hippies halfen bei der Renovierung der über 300 Jahre alten Häuser
Hier stehen die über 300 Jahre alten Häuser, die sich in die bergige Umgebung perfekt einfügen. Früher lebten hier vor allem Bauern, gemeinsam mit ihren Ziegen, Schafen und Eseln, ein recht einfaches Leben. In den 80er Jahren dann hat die Mutter der heutigen Besitzerin diese Anlage entdeckt und lieben gelernt. Sie lud kurzerhand ein paar Hippies ein, die gegen Kost und Logis halfen, die Anlage zu renovieren. „Mehr als vier Stunden pro Tag wurde hier nicht gearbeitet“, erzählt uns Myrto, die heutige Besitzerin und so dauerte die Renovierung eben etwas länger. Die restliche Zeit verbrachte man entspannt an den Stränden des Küstenortes Makrygialos oder in einem der umliegenden Bergdörfer.
Bei der Renovierung wurde darauf geachtet, die Umgebung nicht zu zerstören und so fügt sich so manches Haus direkt und naturbelassen in den Berg ein. Traditionelle Dächer decken die Häuser ab. Außerdem sorgt heute eine preisgekrönte Photovoltaikanlage mit ihren Batterien dafür, dass sich das Potamos komplett selbst mit Strom versorgen kann.
In der Hängematte am Strand lassen wir die Seele baumeln
Uns zieht es jetzt erst einmal an einen der zahlreichen Strände der Umgebung. Als Gast hat man die Qual der Wahl zwischen einsamem und „sozialem“ Strand, zwischen Kieselsteinen und Sand zwischen den Zehen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei und Myrto gibt ihren Gästen gerne den passenden Tipp.
Wir entscheiden uns für den „Diaskari Beach“ mit kleinen Kieselsteinen, sanften Wellen, kristallklarem Wasser und einer Handvoll Sonnenliegen sowie kleinen Hütten mit Hängematten zum Ausleihen. Außerdem gibt es hier noch eine Taverne, die unter anderem frischen Fisch und gegrilltes Gemüse serviert. Dazu gibt es eine köstliche Soße, dessen Rezept selbst langjährige Mitarbeiter bis heute nicht kennen. Ein echtes Geheimrezept also.
Der Sonne dabei zusehen, wie sie hinter den Bergen verschwindet
Den Abend lassen wir entspannt bei einem Glas Wein auf der eigenen Terrasse ausklingen und schauen der Sonne dabei zu, wie sie hinter den Bergen verschwindet. Ab und an streunert eine Katze an uns vorbei und fordert ein paar Streicheleinheiten ein, die wir ihr gerne geben. Danach gibt es für uns nichts mehr zutun als sich ins kuschelige und weiche Bett fallen zu lassen.
Gut ausgeschlafen beginnen wir den nächsten Tag mit Blick auf die Berge, die nun von der Sonne angestrahlt werden. Vor der Haustür starten zahlreiche Wanderwege, die in die wunderschöne Bergwelt und die umliegenden Dörfer führen. Man sollte es auf keinen Fall verpassen, mindestens eines der zahlreichen Bergdörfer zu besuchen, in denen ebenfalls eine ganz besondere Atmosphäre herrscht und dessen Tavernen zum Einkehren einladen.
Wir sind verliebt in den entspannten Südosten von Kreta
Wer seine Urlaubstage also entspannt verbringen möchte, ist im Potamos goldrichtig. Da die Umgebung zu vielerlei Erkundungen einlädt, ist es von Vorteil, wenn man mit eigenem Mietwagen anreist. Doch das lohnt sich auf jeden Fall, denn hier befindet sich ein schönes Fleckchen Kreta fernab der großen touristischen Massen, in das man sich nur verlieben kann.
Mehr Informationen findest du hier
Cottage ab 40,- Euro pro Nacht. Frühstück kann man für 7,- Euro pro Person hinzu buchen.
Lisa Klakow
Lisa hat den Good Travel Blog mit aufgebaut und schreibt zukünftig als freie Autorin für uns. Sie reist und tanzt mit einem geringen ökologischen Fußabdruck leidenschaftlich gern um die Welt.
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