Couchsurfing statt Set-Jetting?
Einmal durch Montmartre laufen wie “Emily in Paris” oder so luxuriös urlauben wie die “White Lotus“ – Protagonisten in Sizilien. Der Reisetrend „Set-Jetting“, also sich bei der Reiseplanung bewusst von Drehorten (englisch: Set) berühmter Filme und Serien inspirieren zu lassen, lässt nicht nach.
Overtourism durch Set-Jetting?
Zwei sehr bekannte Beispiele für das Phänomen Set-Jetting kommen aus Schottland und Kroatien: In Schottland fährt der “Hogwarts Express” viele “Harry Potter“ – Fans durch die Highlands. Der Zug heißt eigentlich Jacobite Stream Train und fährt seit den 1890er Jahren auf der West Highland Line von Fort William nach Mallaig.
Nach Dubrovnik in Kroatien pilgern die “Game of Thrones” – Fans. Die berühmten Kings-Landing-Szenen der Fantasy-Serie wurden größtenteils auf der Burg Lovrijenac gedreht, was zu einem wahrhaftigen Tourismus-Boom führte. Sogar Dubrovniks Status als UNESCO-Welterbe war wegen des Overtourism bereits gefährdet. Mittlerweile hat man Maßnahmen ergriffen, die den Tourismus etwas einzudämmen.
Ab 2026 wird es wohl eine Reservierungspflicht für die Stadtmauer geben und die Beschränkung der Kreuzfahrtschiffe auf zwei pro Tag gibt es schon. Weitere Schritte umfassen die Kontrolle der Anzahl von Ferienwohnungen und ein Rollkofferverbot in der historischen Altstadt. Zudem gibt es Aufforderungen an die Touristen, sich rücksichtsvoll zu verhalten. Es drohen sogar Bußgelder bei der Nichteinhaltung der Regeln.
Fünf bunte und warme Reisefilme für den Winter
Laut einer Umfrage der Reiseanbieter von Expedia und FeWo-direkt gaben 51 Prozent der deutschen Befragten an, bereits eine Reise zu einem Ort recherchiert oder gebucht zu haben, den sie aus einem Film oder einer Serie kennen. Bei TUI gibt es eine ganze Landkarte mit über 555 europäischen Locations aus 65 beliebten Serien. Um dem Über-Tourismus entgegenzuwirken, haben wir fünf Reise-Filme rausgesucht, die Euch von der Couch weg direkt in die Welt entführen – ganz ohne Stau und Sicherheitskontrolle.
Dirty Dancing (1987):
Die 1960er Jahre im amerikanischen Ferienresort
Dieser Film ist wohl DER Sommerklassiker. Die siebzehnjährige Frances Houseman, genannt „Baby“, verbringt die Ferien 1963 wie jedes Jahr mit ihren Eltern und ihrer Schwester Lisa in einem Ferienresort in Upstate New York. Dort lernt sie den charismatischen Tanzlehrer Johnny Castle kennen und verliebt sich in ihn. Der Rest ist Kult. Es wird “dirty” getanzt, geklaut, gelogen und sich versöhnt. Baby lernt in dieser Coming-of-Age-Komödie, was es heißt, erwachsen zu sein. Die Aufnahmen vom See und den umliegenden Wäldern machen Lust auf das Feriencamp und sogar auf Bingo.
The Darjeeling Limited (2007):
Eine bunte Zugreise durche Indien
The Darjeeling Limited handelt von drei Brüdern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie reisen nach dem Tod des Vaters gemeinsam mit dem Zug durch Indien, um ihre Mutter zu finden. Auf der Reise kommt es zu vielen Unstimmigkeiten und abenteuerlichen Situationen, die die Drei meistern müssen. Als Zuschauer taucht man ganz tief in die Farben und die Landschaft Indiens ein und begleitet die einzigartigen Charaktere auf dem Weg zu sich selbst – und zueinander. Gespielt werden die Brüder übrigens von Adrien Brody, Owen Wilson und Jason Schwartzman. Der Film ist von Wes Anderson, über dessen ikonographisches Setdesign wir auch schon einen Artikel verfasst haben.
Wild (2014):
Eine emotionale Wanderung durch Nordamerika
Reese Witherspoon spielt die Hauptrolle der Cheryl Strayed im Film Wild. Der Film basiert auf der wahren Geschichte einer Frau, die sich nach einer Lebenskrise – dem Tod ihrer Mutter, einer Scheidung und einer Heroinsucht – auf eine Pacific Crest Trail-Wanderung (ein rund 4265 Kilometer langer Fernwanderweg im Westen Nordamerikas) mit über 1.600 Kilometer begibt. Diese “Heldenreise” ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Reise der Heldin zu sich selbst. Sie hat neben zu viel Gepäck vor allem mit Kälte, Wetter, Hunger und ihren Dämonen zu kämpfen. Die spektakuläre Natur ist aber nicht nur bedrohlich, sondern auch wunderschön und wild!
Zwei Familien auf Weltreise (2019):
Zwei unglaubliche Abenteuer
Ein sehr schöne Doku über zwei Familien, die mit ihren insgesamt sechs Kindern unabhängig voneinander um die Welt reisen. Mit Lust auf Abenteuer und auf der Suche nach einem “neuen” Lebenssinn lassen sie alles hinter sich und machen sich auf die Suche nach Antworten. Unterwegs in fremden Ländern und Kulturen fühlen sie sich so frei wie nie zuvor, verlieren aber auch alles an Sicherheit und Halt, was die ehemalige Heimat zu bieten hatte. Aber sie lernen so viele Menschen, Länder, Erfahrungen und Neues kennen – beeindruckend und berührend!
A Real Pain (2024):
Eine Reise in die polnische Vergangenheit
A Real Pain ist eine tragisch-komische Reise. David und Benji Kaplan haben vor kurzem ihre Großmutter verloren. Die Polin war vor den Schrecken des Zweiten Weltkriegs in die USA geflohen. Um ihr die letzte Ehre zu erweisen, fliegen die beiden Cousins nach Polen, um an einer geführten Tour teilzunehmen, die sie zu den wichtigsten jüdischen Gedenkstätten führen soll. Die Reise gibt ihnen nicht nur die Möglichkeit, ihre Trauer zu verarbeiten und für die Cousins wieder zueinander zu finden. Kein beschwingter Reisefilm, aber eine wirklich berührende Geschichte. Kieran Culkin hat 2025 für seine intensive Darstellung sogar einen Oscar für die beste Nebenrolle gewonnen. Und apropos tolle Darsteller – “Baby Houseman“ aus “Dirty Dancing” spielt auch mit. Jennifer Grey überzeugt in der Rolle der Mitreisenden Marcia.
Fazit
Als Inspirationen für Reisen sind Filme und Serien natürlich eine gute Quelle. Aber manche Orte werden – auch durch Social Media potenziert – regelrecht überrannt, weil sie großen Serien oder Filmen als Kulisse dienten. Und wie schön ist dann noch der Urlaub, wenn alles überfüllt und überteuert ist? Sicherlich sind auch andere Städte in Kroatien schön und statt Paris oder Sizilien könnte man sich das malerische Annecy oder die filmreifen Marken anschauen.
© Fotos: unsplash / Jakob Owens
Geraldine Voss
Geraldine arbeitet als freie Autorin für Good Travel und hat gerade eine Ausbildung zur Nachhaltigkeitsmanagerin absolviert. Nach zwanzig spannenden Jahren beim Film, widmet sie sich jetzt hauptberuflich ihren anderen Leidenschaften – Reisen, Essen und Design.
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