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Hitze am Strand

INA WO(A)NDERS: ÜBER SOMMERHITZE

Es gibt Fragen, die treiben mich schon mein ganzes Leben um. Eine davon lautet: Warum um alles in der Welt verbringen so viele Menschen ihren wohlverdienten Erholungsurlaub an Orten, an denen es oft viel heißer ist, als uns guttut? Zu den beliebtesten Reisezielen der Deutschen zählen etwa Griechenland, Italien, Spanien, die Türkei und Kroatien – alles Länder, die Jahr für Jahr über neue Hitzerekorde klagen. Klar: Hitze und Sonne gehen oft Hand in Hand. Und Sonnenlicht unterstützt unseren Körper bei der Bildung von Vitamin D, stärkt unser Immunsystem, senkt den Blutdruck und sorgt dafür, dass mehr Glückshormone in unseren Blutbahnen schwimmen. Doch zu viel Sonne kann unserer Haut schaden. Und anhaltend hohe Temperaturen können zu lebensgefährlichen Kreislauf-Problemen führen. Deshalb finde ich meine Frage nach wie vor gar nicht mal so unberechtigt: warum tut man sich das im Urlaub freiwillig an?

Hitze

Die Hitze lässt Prioritäten zerfließen wie schmelzendes Eis

Ende Juli war ich mit meinem Van in Frankreich. Hier wurde ich von derselben Hitzewelle überrollt, die auch die Sportler und Besucher der Olympischen Spiele in Paris über die Maßen ins Schwitzen brachte. 38°C im Schatten bedeutete für mich: bis zu 44°C im Van ohne Klimaanlage. Und das veränderte alles. Bisher hatte ich meinen Roadtrip von Portugal zurück nach Deutschland vor allem nach einer Maxime geplant: Make the most of it! Jeden Tag an einem anderen Ort aufwachen, ein bisschen arbeiten, ein neues Ziel suchen, hinfahren, noch ein bisschen arbeiten und anschließend ausgiebig Wandern, Radfahren, Musikmachen, soziale Kontakte knüpfen. So vollgestopft wirbelten die Tage und Erlebnisse an mir vorbei wie Seifenblasen. Und all das hatte ganz viel mit Euphorie, Spaß, Entdecken, Reinstürzen und YOLO zu tun. Bis die Hitzewelle kam und meine Prioritäten zerfließen ließ wie schmelzendes Eis.

Hitze zwingt uns, das Leben zu verlangsamen

Das bisher so einladende Frankreich machte dicht. Alle Fensterläden der pittoresken Dörfchen waren fest verschlossen, auf den Straßen weit und breit niemand zu sehen. Nicht einmal die Sonne ließ sich blicken. Statt blauem Himmel spannte sich ein seltsamer Wolkenschleier von Horizont zu Horizont und presste die Hitze fest zu Boden. „La chaleur avec le ciel blanc“ – die Hitze mit dem weißen Himmel nannte das die nette Dame, neben der ich abends im Lac de Sagnat hertrieb. Seit die Hitzewelle begonnen hatte, drehten sich meine Reisepläne nur noch darum, irgendwo in der Nähe von Wasser zu parken und einfach: zu sein. Ich, die in den letzten vier Wochen mehr als 2000 Kilometer durch Portugal, Spanien und Südfrankreich gefahren und über 100 Kilometer gewandert war, hielt inne. Tat fast gar nichts. Kapitulierte vor der Hitze. Ich kochte nicht, ich arbeitete kaum und ließ selbst die Gitarre in ihrem Koffer schmoren. Und merkte plötzlich: so muss sich Urlaub anfühlen.

Es dauerte etwa eine Woche, bis sich die Temperaturen gnädiger Weise wieder unterhalb der 30-Grad-Grenze niederließen und die Hummeln in meinen Hintern zurückkehrten. Aber seither kann ich ein bisschen besser verstehen, warum Menschen im Urlaub die Hitze suchen. Denn sie ist die beste Ausrede der Welt, nichts zu tun.

Bist du eher der Typ hitzeliebender Sonnenanbeter oder planst du schon deine nächste Coolcation? Ich freue mich jederzeit über Feedback, Anregungen oder Fragen – gerne als Kommentar oder direkt per Mail an [email protected].

Im Schatten
Der Hitze entfliehen.

© Fotos: Pexels / Matteo Milan, Nitin Creative; Ina Hiester

Ina ist digitale Nomadin und reist zu Wasser und zu Lande durch Europa. Dabei hält die Journalistin stets Ausschau nach besonderen Orten für Good Travel, philosophiert in ihrer Kolumne über das Reisen, fotografiert, musiziert und schreibt Artikel zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen aller Art.

1 Comment

  • Carla Sophie

    Liebe Ina,
    ich bin auch kein großer Freund der Hitze. Ich mein wer mag bitteschön Schwitzen? Ich gehe gerne wandern, sehe mir etwas an oder mache lange Spaziergänge. Da darf es nicht so warm sein, dass ich mich nur in ein kaltes Zimmer mit einer kühlen Cola setzen will. Trotzdem möchte ich die Orte ja auch sehen. Der Trick, einfach hinfahren, wenn es dort kühler ist. Als Bonus, ist dann noch weniger los. Zum Beispiel war ich im September auf Mallorca, hier ist es zwischen 20 und 28 Grad. genau perfekt für mich. Bei den angenehmen Temperaturen kann man auch super wandern.
    Ich kann es nur empfehlen auch preislich ein absoluter Vorteil. Im richtigen Sommer findet man mich ja eher in Schweden oder Finnland, die Temperaturen gefallen mir da einfach besser.

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