INA WO(A)NDERS: ÜBER BUCKETLISTS
Habt ihr eine Bucketlist?
InA fragt sich, was das eigentlich ist und ob eine Bucketlist dabei helfen kann, mehr zu (er)leben.
Als ich neulich einer Freundin von meiner Atlantik-Überquerung per Segelboot erzählte, meinte sie: „Na dann kannst du das ja jetzt von deiner Bucketlist streichen.“ Ist das so? Habe ich eine Bucketlist? Was steht da sonst noch so drauf? Und was ist das überhaupt – so eine Eimerliste? Das Internet brachte Aufschluss. Während wir Deutschen am Ende unseres Lebens den Löffel abgeben, treten unsere englischsprachigen Mitmenschen gegen einen Eimer. Klingt irgendwie bockiger als die Sache mit dem Löffel, meint aber dasselbe.
Eine Bucketlist kann helfen, Prioritäten zu setzen
Eine Bucketlist ist eine Liste mit Dingen, die man tun möchte, before you kick the bucket – also bevor man stirbt. Sie ist demnach etwas sehr Persönliches; verrät nicht nur viel über unsere Träume, sondern auch über unsere Ängste. Was will ich unbedingt mal machen? Was will ich auf keinen Fall verpassen? Eine Bucketlist erinnert uns daran, dass das Leben kurz ist. Und wer sich die Mühe macht, eine zu schreiben, setzt vielleicht jetzt und in Zukunft andere Prioritäten. Allerdings darf man so eine Liste ruhig immer mal wieder infrage stellen.
Stressfaktor Bucketlist?
Ich erinnere mich an eine Unterkunft in Berlin, in der ich mal auf der Durchreise gelandet war. Mein Gastgeber war Mitte 30 und vermietete gelegentlich sein Gästezimmer an Leute wie mich. Überall in seiner Wohnung hingen Bilderrahmen mit Fotos von ihm, auf denen er einen Daumen in die Höhe reckt. Dahinter: die Freiheitsstatue. Der Strand aus dem Film The Beach. Der Taj Mahal. Der Eifelturm. Und so weiter. „Da warst du schon überall?“, fragte ich ehrfürchtig. „Ja. Aber es fehlen noch ganz viele“, sagte er. Und wirkte dabei eher niedergeschlagen als stolz. Er habe eine Bucketlist mit Orten, die er in seinem Leben besuchen will. Und die sei so lang, dass sie ihn manchmal stresst. Insbesondere während Corona sei er total in Verzug geraten. „Und was hat dich auf deinen Reisen am meisten berührt?“, fragte ich, während ich auf all die Fotos blickte. „Naja, dass ich da war“, sagte er schulterzuckend.
Keine Panik: nichts ist in Stein gemeißelt
Zurück zu mir. 2023 schlug mein Vagabundinnen-Leben einen kräftigen Purzelbaum. Vom Segelboot zog ich erst in eine Holzhütte im Nirgendwo, anschließend vorübergehend ins Jugendzimmer meiner Eltern, kaufte mir einen Van, fuhr damit bis nach Portugal – und landete schließlich wieder auf einem Boot. Damit habe ich inzwischen den Atlantik überquert und erkunde derzeit die Karibik. Nichts davon war irgendwo niedergeschrieben, passierte einfach und war ziemlich großartig. Vielleicht, weil es weder irgendwelche Pläne noch Listen torpedierte? Sondern weil Zufall, Magie und das Universum dabei auch ein Wörtchen mitzureden hatten.
Insofern empfehle ich an dieser Stelle, statt gegen irgendwelche Eimer zu treten, lieber den Löffel fest in der Hand zu behalten und das Leben in vollen Zügen zu genießen.
Auch mit gutem Essen kann man den Moment genießen! Inspirationen dazu findet ihr zum Beispiel in der Kategorie Food.
Habt ihr eine Bucketlist? Was steht da drauf? Und habt ihr sie schonmal über Bord geworfen und neu geschrieben? Ich freue mich jederzeit über Feedback, Anregungen oder Fragen – gerne als Kommentar oder direkt per Mail an [email protected].
© Fotos: Ina Hiester
Ina Hiester
Ina ist digitale Nomadin und reist zu Wasser und zu Lande durch Europa. Dabei hält die Journalistin stets Ausschau nach besonderen Orten für Good Travel, philosophiert in ihrer Kolumne über das Reisen, fotografiert, musiziert und schreibt Artikel zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen aller Art.
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