Zu Gast im Pop-Up Restaurant „Le Duc Salon“
An einem kalten Samstag im Januar sammeln sich ein paar Menschen vor einem Berliner Altbau. Etwas nervös lächeln wir uns gegenseitig an und warten gespannt auf den Einlass. Als ein junger Mann nochmal die Namen der Anwesenden mit seiner Liste abgleicht, geht es endlich los. Über einen Hinterhof und ein schmales Treppenhaus gelangen wir im Gänsemarsch in eine Wohnung. Beziehungsweise in einen sehr langen Flur mit rau verputzten Wänden, blanken Rohre und Altbautüren mit Patina. Die Spannung steigt – und plötzlich stehen wir in einer riesigen, lichtdurchfluteten Altbauwohnung mit historischem Kamin, stylischen Mid Century Möbeln, coolen Designerlampen, einer Kücheninsel aus Stahl und hohen Erkerfenstern. Die Wintersonne strahlt einladend auf die für achtzehn Gäste gedeckten Tische.
Wir haben ein Lunch-Menü im “Le Duc Salon“ gebucht, dem Pop-Up Restaurant von The Duc Ngo. Seit 2022 gibt es in dieser Berliner Wohnung regelmäßige Food Events. The Duc Ngo ist in der Berliner Gastroszene für seine immer neuen und spannenden Restaurant-Konzepte bekannt. Mittlerweile kennt man ihn aber auch deutschlandweit als Gast und Juror in verschiedenen Kochshows.
Vor 25 Jahren hat er, als Autodidakt, sein erstes Sushi-Restaurant auf der Kantstraße in Berlin-Charlottenburg eröffnet. Er betreibt mittlerweile europaweit achtzehn Restaurants deren Küchenkonzepte von einer vietnamesisch-französischen Brasserie (Madame Ngo) über koreanisches Streetfood (NgoKimPak) bis hin zu japanisch-südamerikanischem Fine Dining (893) reichen. Dabei kombiniert er auf moderne Art immer wieder unterschiedliche Stile und Küchenkulturen und trifft dabei den Nerv der Stadt.
Im “Le Duc Salon” kann The Duc Ngo spontan neue Menüs mit saisonalem Produkt-Fokus wie Meeresfrüchten oder Ramen, sowie Lieblingsthemen wie die Küche Indochinas anbieten. Zudem ist er in der offenen Küche auch näher an seinen Gästen dran. Heute ist er zwar leider nicht persönlich vor Ort, da er sich auf einer kulinarischen Reise befindet, wird aber durch sein sympathisches Team adäquat vertreten.
In der offenen Küche dampft es und die Köche arbeiten fokussiert Hand in Hand. Und jede:r darf hier explizit in die Töpfe gucken und Fragen stellen. Heute gibt es passend zum Veganuary eine vegane Ramen-Suppe, ein Gemüse-Entree und eine saisonale Nachspeise. Ramen ist eine japanische Nudelsuppe aus kräftiger Brühe, Nudeln und verschiedenen Toppings. In Japan werden Ramen in speziellen Restaurants angeboten, die sich Ramen-ya nennen. Allein in Tokio soll es über 5000 solcher Ramen-Restaurants geben. The Duc Ngo hat seine Karriere mit japanischer Küche begonnen und sich viel mit dem Land und seiner einzigartigen Kulinarik beschäftigt.
Die leichte, frische Vorspeise macht sofort Lust auf mehr. Und schon steht die dampfende Ramen-Suppe duftend vor uns. Heute besteht die vegane Brühe (Dashi) aus Kombu-Algen und Miso Tare (Würzsauce) dazu gibt es handgemachten Nudeln, ein frisches Tofu Wantan (Teigtasche), Cashewmus, Sesamöl, Algen-Streifen, gebratene Austernpilze und Frühlingszwiebeln. Die Suppe ist mild und gleichzeitig vielschichtig gewürzt. Das klassische Umami entfaltet sich immer mehr, je länger man die Suppe isst. Alle schlürfen genüsslich ihre Schüsseln und an den Tischen kommt man übers Essen mit den anderen Gästen ins Gespräch.
Der köstliche grüne Tee wird ausreichend nachgefüllt und passt geschmacklich zu allen drei Gängen. Natürlich gibt es auch eine kleine, feine Weinkarte mit Riesling aus dem Rheingau oder japanischem Bier. Die absolut entspannte Atmosphäre wird von einem perfekt ausbalancierten Nachtisch gekrönt. Eine erfrischende, vegane Milchspeise, bedeckt mit einer luftigen Maronencreme.
Der freundlich-unaufgeregte Service ist sehr aufmerksam. Geschmeidig werden wir in anderthalb Stunden durch die drei köstlichen Gänge geleitet, bevor wir glücklich und satt wieder auf die Straße gespült werden. Was für ein besonderes Essen und was für ein schönes Ereignis. Unbedingt frühzeitig buchen, denn die wenigen Plätze im Salon sind sehr begehrt.
© Fotos: Christian Exler
Geraldine Voss
Geraldine arbeitet als freie Autorin für Good Travel und hat gerade eine Ausbildung zur Nachhaltigkeitsmanagerin absolviert. Nach zwanzig spannenden Jahren beim Film, widmet sie sich jetzt hauptberuflich ihren anderen Leidenschaften – Reisen, Essen und Design.
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