INA WO(A)NDERS: Über Lebensmittel-Verschwendung im Urlaub
Habt ihr im Urlaub auch schonmal zu viele Lebensmittel eingekauft? In ihrer Kolumne präsentiert unsere Autorin Ina eine kleine Lösung für weniger Foodwaste.
„Kannst du hiervon was gebrauchen?“ Kurz vor unserem Abschied streckt mir mein bester Freund eine Tragetasche entgegen. Darin etwas Tee, ein bisschen Käse, Paprika, Trauben, eine Zucchini, eine Packung Reis, eine Flasche Wasser. Zwei Urlaubs-Wochen hat er mit seiner Liebsten hier im portugiesischen Lagos verbracht, wo ich die beiden mit meinem mobilen Zuhause besucht habe. Während ihres Urlaubs wurde abwechselnd auswärts gegessen oder gemütlich in der Ferienwohnung gekocht. Und da es einige Supermärkte in der Umgebung gibt, konnten die beiden bedarfsgerecht einkaufen, was sie auch wirklich brauchten.
Doch obwohl am letzten Morgen noch ausgiebig gefrühstückt und sogar Vesperbrote für die Heimreise geschmiert wurden, fanden Käse, Paprika, Reis und Co. einfach keine Verwendung mehr. Glücklicherweise stehe ich als privates Foodwaste-Mobil direkt vor der Haustüre, und rette die vollkommen einwandfreien Lebensmittel dankbar vor dem Mülleimer. Während ich diese Zeilen schreibe, versüßen mir die geretteten Trauben das Gedankentippen. Doch gleichzeitig erfüllt mich der Gedanke, dass nur die wenigsten Urlauber Abnehmer wie mich für Ihre Lebensmittelreste finden, mit Unbehagen.
Dabei steht Portugal laut Statista europaweit sowieso schon auf Platz 6 der Länder mit der höchsten Lebensmittelverschwendung. 2020 landeten hier pro Person 84 Kilo Lebensmittel im Müll. Die Griechen sind mit 142 Kilo trauriger Spitzenreiter der Statistik, in Deutschland liegen wir mit 75 Kilo pro Jahr und Person im unteren Drittel. Die Tragetasche in meiner Hand wiegt etwa 2,5 Kilogramm. Und damit symbolisiert sie wieder mal so einen Tropfen-auf-den-heißen-Stein-Moment. Was bringt das alles schon? Es bringt mich zum Nachdenken. Und dann zum Nachfragen.
Tags darauf fahre ich mit etwas mehr Schwung als unbedingt nötig auf einen Supermarkt-Parkplatz. Woll‘n wir doch mal sehen, ob das klappt. Auch ich habe dieses Mal eine Tragetasche dabei. Darin eine Packung Reis, eine Packung Nudeln, ein Glas Kichererbsen und ein Liter Milch. 2,5 Kilo. Mit meinen Schätzen betrete ich den Laden und schaue mich etwas nervös um. Schließlich gebe ich mir einen Ruck und spreche die Kassiererin freundlich an. „May I put these items into the food donation box?” Sie runzelt die Stirn. So läuft das hier eigentlich nicht – üblicherweise landet in den Boxen nur, was kurz zuvor im Laden gekauft wurde. Schließlich nickt sie desinteressiert und ich hüpfe vergnügt zur Lebensmittelspende. Und weiß von nun an, was ich Urlauber:innen raten kann, wenn sie auf ihrer Reise zu viel eingekauft haben.
Hast du Tipps oder Tricks, wie sich während eines Urlaubs Foodwaste vermeiden lässt? Ich freue mich jederzeit über Feedback, Anregungen oder Fragen – gerne als Kommentar oder direkt per Mail an [email protected].
Weiterer Artikel, wie du auf Reisen dem Müllproblem entgegnen kannst:
Was bringen Beach-clean-ups?
Fotos: Ina Hiester, Mediamodifier / unsplash, Wikipedia (https://trashwiki.org/en/File:Luxembourg_dumpster.jpeg)
Ina Hiester
Ina ist digitale Nomadin und reist zu Wasser und zu Lande durch Europa. Dabei hält die Journalistin stets Ausschau nach besonderen Orten für Good Travel, philosophiert in ihrer Kolumne über das Reisen, fotografiert, musiziert und schreibt Artikel zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen aller Art.
Johanna Volk
Super Ina, wieder ein toller Bericht der inspiriert. Rege mich immer wieder furchtbar auf wenn mein Mann Angebote in Massenware kauft und nachher allerhand verdirbt, weil ich auch nicht wochenlang den gleichen Käse essen möchte und wir noch genug Möhren da hatten.
Ich sage immer weniger tut es auch, wir sind noch nie verhungert.
Aber bei manchen Menschen ist der Apell, hoffnungslose Liebesmühe.
Danke für den wertvollen Tipp wo man zuviel gekaufte Wate zurückbringen kann, ob das bei uns in Deutschland auch möglich ist, muss ich mal recherchieren.
Liebe Grüße Johanna V.