Konzept Tiny House: Fünf Orte zum Kennenlernen
Das sogenannte Tiny House Movement bewirbt das Leben in kleinen Häusern und sieht sich als Protestbewegung auf den zunehmenden materiellen Wohlstand an. Denn ähnlich wie Autos sind Eigenheime heute immer häufiger als Statussymbol anzusehen, dabei gilt: Je größer, desto besser. So nahm die Größe neu errichteter Einfamilienhäuser in einigen Industrienationen zu, obwohl die Anzahl der in dem Haushalt lebenden Personen generell sank. Allein in den USA wuchs die durchschnittliche Wohnfläche von 165 Quadratmetern im Jahr 1978 auf unglaubliche 230 Quadratmeter im Jahr 2007 an.
Urlaub im Tiny House: Das Leben auf kleinem Raum einfach mal ausprobieren
Demgegenüber stehen die Tiny Houses mit einer Größe von meist 15 bis 45 Quadratmetern, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen und die es heute in vielerlei Ausführungen gibt. Vom ausgebauten Schäferwagen bis hin zum autarken Wohnhaus: Wer möchte, kann das Wohnen immer häufiger auch im eigenen Urlaub ausprobieren und kennenlernen; wie zum Beispiel an diesen fünf Orten.
1. Auszeit in den Bergen, Steiermark, Österreich
Wer auf der Suche nach einer „Auszeit in den Bergen“ ist, sollte in das Tiny House der gleichnamigen Unterkunft fahren. In der grünen Steiermark gelegen, blickt man hier gen Süden auf die Berge der Schladminger Tauern und gen Norden beeindruckt das herrliche Bergpanorama des Dachstein-Massivs. Die Umgebung lädt zu diversen Unternehmungen in der hübschen Natur ein: Alpinski, Langlaufen, Klettern, Wandern zu Bergseen und Wasserfällen, Mountainbiken und Golfen – Sportler*innen und Naturliebende werden hier definitiv nicht enttäuscht.
Wohnen zu zweit neu erleben: Auf kleinem Raum und inmitten der Natur
Danach kann man es sich auf den 18 Quadratmetern des Tiny Houses bequem machen und das Wohnen auf kleinem Raum zu zweit ausprobieren. Wer Lust hat, sich selbst etwas zu kochen, muss dabei auf keinerlei Komfort verzichten, denn die Küche mit Wasserkocher, Toaster, Induktionskochplatte, Minibackofen sowie „Kochsack“ zum nachhaltigen Garen, ist sehr gut ausgestattet. Die eigens zubereiteten Köstlichkeiten kann man anschließend wahlweise im hellen Erker am kleinen Esstisch mit bequemen Polsterstühlen oder auf der schönen Sonnenterrasse einnehmen. Wer mal keine Lust auf Selbstversorgung hat, der kann sich auf Wunsch auch das Frühstück oder das Abendessen hinzubuchen.
Ein richtiger Kachelofen sorgt im Übrigen auch im Winter für wohlige Wärme und schafft eine gemütliche Atmosphäre, die man vor allem aus der kuscheligen Bettkoje aus genießen kann. Von hier offenbart sich dann auch wieder ein toller Blick auf die Berge und wer Glück hat, sieht vielleicht sogar mal ab und zu ein Reh oder einen Hirsch am Fenster vorbeilaufen.
Doppelzimmer ab 94,- Euro pro Nacht
2. Art Lodge, Kärnten, Österreich
Auf einem ehemaligen Rohrerhof inmitten einer malerischen Bergkulisse gelegen, befinden sich die vier Holzknechthütten der „art lodge“. Die Micro-Houses wurden in ökologischer Bauweise nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip erbaut und begrüßen seit 2017 Gäste aus aller Welt. Die Häuser bestehen zu 100 Prozent aus recycelbaren Materialien und verfügen über eine Lärchenholzterrasse, auf der man einen wunderschönen Ausblick auf die Berglandschaft genießen kann.
Umweltfreundliche Micro-Houses mit grünen Dächern
Mit ihren natürlichen Holzfassaden und den begrünten Dächern fügen sich die Tiny Houses harmonisch in das Landschaftsbild ein und auch der Innenausbau erfüllt hohe ökologische Standards. Außerdem setzten die Gastgeber beim Bau auf Punktfundamente, sodass hier nur minimal in den Boden eingegriffen wird und die Häuser jederzeit wieder abgebaut werden können.
In der „art lodge“ fand auch die stetig wachsende Kunstsammlung des Gastgeberpaares ein Zuhause. Die 70.000 Quadratmeter große Alm, die zum Bauernhof gehört, ist künstlerisch gestaltet und es gibt immer neue Skulpturen zu entdecken. Die Kombination aus Kunst, Natur und Ruhe machen die „art lodge“ zu einem Ort mit ganz besonderer Atmosphäre. Wer einfach mal die Seele baumeln lassen oder neue Inspiration schöpfen möchte, ist hier an der richtigen Adresse.
Cottage ab 102,- Euro pro Nacht
3. Tiny Escape, Norddeutschland, Deutschland
Großstadtgeplagte können sich bei „Tiny Escape“ unweit von Hamburg eine Auszeit gönnen. Dabei versteht sich das auf einen Hänger aufgebockte Mini-Haus als Medium, um die umliegende Natur zu erfahren. Direkt am Feldrand und nur 50 Meter vor dem kleinen Flüsschen Eider gelegen, lässt sich hier der Alltagsstress schnell vergessen.
Großzügige Fensterfronten holen das Außen nach Innen
Durch das Panoramafenster und zwei weitere bodentiefe Fenster in der Küche, ist das Haus sonnendurchflutet und an vielen Stellen schimmert das Grün der Umgebung ins Haus. Aus den großzügigen Dachfenstern in der Schlafloge kann man den Wolken beim Vorbeiziehen zusehen und die wiegenden Baumkronen beobachten. Nachts genießt man wiederum einen hübschen Blick in den funkelnden Sternenhimmel. Doch keine Sorge: Das Tiny House bietet gleichzeitig auch Bereiche, in die man sich zurückziehen kann und in denen man sich durch die großen Glasfronten nicht so exponiert fühlt.
Zur kälteren Jahreshälfte schafft der Hobbit-Holzofen eine angenehme Atmosphäre, sorgt für ausreichend Wärme und taucht das Haus in ein goldenes Licht. Am besten man lässt das Handy und andere elektronische Gerätschaften direkt zuhause und gönnt sich inmitten dieser wunderbaren Umgebung einen Digital Detox. Die hübsche Natur drumherum mit kilometerlangen Wander- und Radwegen lädt jedenfalls dazu ein.
Ganzes Haus ab 109,- Euro pro Nacht
4. Quinta do Catalao, Algarve, Portugal
Fernab des Massentourismus lädt der portugiesische Bauernhof „Quinta da Catalão“ Reisende dazu ein, den Alltag hinter sich zu lassen und stattdessen die Ruhe und die Natur zu genießen. Hier gibt es verschiedene kleine Hütten, Schäferwagen und ein Tiny House mit atemberaubender Aussicht, in denen man gemütlich übernachten kann.
Wabi Sabi: Die Schönheit in der Unvollkommenheit entdecken
Das Tiny House besteht überwiegend aus recycelten Materialien und wurde nach dem „Wabi Sabi“-Prinzip eingerichtet. Dieses Konzept der japanischen Ästhetik sieht die Schönheit der Unvollkommenheit und lässt in seiner Grundidee, Asymmetrie und Natürlichkeit in den eigenen vier Wänden zu, um so eine innere Harmonie und ideale Balance für sich zu finden. Auch findet man auf dem weitläufigen Bauernhof diverse Rückzugsorte wie zum Beispiel Hängematten unter schattenspenden Bäumen, in denen es sich herrlich gut faulenzen lässt und die zu harmonischen Stunden einladen. Wer mehr erleben möchte, der kann derweil Tagesausflüge in die hübsche Umgebung der Algarve unternehmen.
Gen Abend sollte man jedoch zurück sein, denn dann genießt man von der eigenen Terrasse einen atemberaubenden Blick auf die untergehende Sonne. Danach kann man den Tag entspannt ausklingen lassen, zum Beispiel beim gemeinsamen Grillen mit anderen Gästen oder bei einer frisch gebackenen Pizza aus dem Pizzaofen.
Tiny House ab 85,- Euro pro Nacht
5. Destinature, Niedersachsen, Deutschland
Das „destinature“ Dorf befindet sich auf einem ehemaligen Gartengrundstück mitten im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue unweit der Elbe. Hier stehen kleine Übernachtungshütten und mobile überdachte Betten sowie ein Bio-Bistro und ein nachhaltiges Sanitärgebäude. Alter Baumbestand und große Büsche beleben das Gelände genauso wie die diversen Obstbäume, von denen man im Spätsommer reichlich ernten kann.
Übernachten in Hütten im WERKHAUS-Stil und mobilen Micro-Hütten
Die Hütten wurden im WERKHAUS-Stil erbaut und eingerichtet und bestehen aus Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Bio-zertifizierte Textilien und Hightech-Matratzen mit Öko-Wollauflaufe sorgen für eine erholsame Nachtruhe und ein angenehmes Raumklima. Ein weiteres Highlight sind die mobilen Micro-Hütten, die sozusagen ein Bett to go sind und das Konzept des minimalistischen Wohnens auf eine neue Ebene heben. Hier schläft man vor Insekten geschützt unter freiem Himmel und kann sich von der Sonne wachkitzeln lassen. Wer es schattiger mag, kann die mobilen Betten einfach in die gewünschte Position rücken.
Im Bio-Bistro werden hochwertige, regionale Bio-Lebensmittel und Getränke feilgeboten. Es gibt Frühstück, Salat und Snacks sowie ein veganes und glutenfreies Angebot. Auf der Terrasse trifft man auf gleichgesinnte Gäste, die man wahlweise abends wieder treffen kann – zum Beispiel an der Feuerstelle. Wer es entspannter angehen lassen möchte, der kann es sich derweil bei einer Runde Outdoor-Wellness gut gehen lassen: Eine Außendusche, Saunen und Badezuber sorgen für die nötige Entspannung nach einem langen Tag in der Natur des Biosphärenreservates.
Cottage ab 70,- Euro pro Nacht
Lisa Klakow
Lisa hat den Good Travel Blog mit aufgebaut und schreibt zukünftig als freie Autorin für uns. Sie reist und tanzt mit einem geringen ökologischen Fußabdruck leidenschaftlich gern um die Welt.
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