Basilikum aus der vertikalen Flimmerkiste
Ein Gastbeitrag von Miriam
Ich gehe in den Supermarkt und inmitten der Gemüse- und Obstabteilung steht ein Kasten mit pinkfarbenen Licht. Darin wachsen Kräuter und Salate. Ich habe die Wahl: Entweder Basilikum aus dem Regal, mit einer Plastikfolie umhüllt, so wie ich ihn kenne oder ein Basilikum aus diesem flimmernden Kasten. „Let‘s be crazy“, denke ich und nehme ihn mit – den Sci-Fi-Basilikum aus dem pinken Licht!
So stieß ich auf ein Unternehmen, das Lebensmittel mit Vertical Farming produziert. Aber was ist das eigentlich? Neben Super Foods, Urban Gardening und Vertical Farming kann man schon leicht mal den Überblick verlieren. Sie schleichen sich einfach so in mein Leben und ich habe keine Ahnung wo das Zeug eigentlich herkommt. Fast wie von einem anderen Planeten und irgendwie stimmt das auch ein bisschen, denn das Sci-Fi-Basilikum könnte überall wachsen.
Damit ihr bei eurem nächsten Einkauf nicht ratlos vor einer pinken Flimmerkiste steht, könnt ihr hier nachlesen, was Vertical Farming überhaupt ist und was die Vor- und Nachteile sind.
Vertical Farming – Was ist das überhaupt?
Seit ein paar Jahren ist Vertical Farming immer präsenter und könnte schon bald auch in einem Supermarkt in Deiner Nähe zu finden sein. Das ist nicht verwunderlich, denn diese Art der Nahrungserzeugung könnte eine Antwort auf Probleme und Fragen unserer Zeit sein.
Vertical Farming bedeutet zunächst, dass der Anbau, in mehreren, übereinanderliegenden Ebenen, also vertikal, stattfindet. Es wird in die Höhe gebaut, anstatt, wie in der traditionellen Landwirtschaft, horizontal. Vertical Farming findet an Häusern oder innerhalb eines Gebäudes, statt. Beim „Indoor“ Vertical Farming ist der Anbau unabhängig von den klimatischen Bedingungen vor Ort. Es werden in der Regel verschiedene Methoden der Pflanzenzucht angewendet, die keine Erde benötigen und mit künstlichem LED-Licht funktionieren und deshalb ohne Sonnenlicht auskommen.
Warum sollte man Pflanzen außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes züchten?
Mittlerweile wohnt die Mehrheit der Menschen in städtischen Gebieten und es werden immer mehr. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse haben lange Transportwege und hohe Kosten hinter sich, bis sie an ihrem Ziel ankommen. Die Nahrungsmittelerzeugung näher an die Ballungszentren zu verlegen und damit den umweltbelastenden Transport maßgeblich zu verringern scheint daher sinnvoll. Aus diesem Grund befinden sich die meisten Vertical Farmen in oder in unmittelbarer Nähe von Großstädten. Hinzu kommt, dass diese Technik einen Anbau in Regionen mit schlechten klimatischen Bedingungen ermöglicht.
Zudem werden bis 2050 voraussichtlich über neun Milliarden Menschen auf der Welt leben und Nahrung benötigen. Das heißt bis 2050 wird 70 Prozent mehr Nahrung benötigt. Dazu muss die Agrarproduktion gesteigert werden, indem Wasser, fruchtbare Böden und die Artenvielfalt effektiver genutzt und erhalten werden. Mit Vertical Farming können ganzjährig und saisonunabhängig Pflanzen produziert werden. Das Entfallen der weiten Transporte führt außerdem dazu, dass es weniger Verluste der Ernte entlang der Supply Chain gibt.
Des Weiteren leidet die Umwelt sehr unter der kommerziellen Landwirtschaft. Infolge der intensiven Landnutzung, sinkt die Fruchtbarkeit des Bodens. Außerdem wird in der Landwirtschaft viel stickstoffhaltiger Dünger verwendet, der die Umwelt schädigt. Der Teil des Düngers, der nicht durch die Pflanzen aufgenommen wird, wird durch Grund- und Oberflächengewässer oder der Luft ausgetragen. So kann dies negative Auswirkungen auf die Qualität des Grundwassers haben und die Biodiversität beeinträchtigen. Auch das Klima wird in Form von Lachgas, das als Folge der Überdüngung entsteht, negativ beeinträchtigt. Da Vertical Farming „indoor“ stattfindet und die Pflanzen ihre Nährstoffe und Wasser über einen Kreislauf aufnehmen, werden die Überschüsse aufgefangen und können wieder verwendet werden. So wird die Umwelt nicht durch überschüssigen Dünger und intensive Landnutzung belastet. Des Weiteren kann bis zu 90 Prozent Wasser gespart werden und es werden aufgrund des in sich geschlossenen Systems keine Pestizide und Pflanzenschutzmittel verwendet.
Warum Pflanzen nicht in High-Tech-Farmen gezüchtet werden sollten:
Natürlich gibt es zu dieser Thematik auch Stimmen, die sich gegen eine solche Pflanzenzüchtung aussprechen. Die will ich euch nicht vorenthalten.
Ein großer Nachteil ist der hohe Energieverbrauch, der bei einer solchen Farm anfällt. Sowohl für den Betrieb, als auch für den Bau der Farm werden hohe Mengen an Energie benötigt und verbraucht. Bei der kommerziellen Landwirtschaft hingegen gibt es Licht umsonst. Außerdem werden bisher die Lebensmittel von mehreren Betrieben zur Verfügung gestellt. Würde hingegen die Lebensmittelversorgung einer Stadt von einigen wenigen Vertical Farmen sichergestellt werden, so schafft dieses eine große essentielle Abhängigkeit. Stromausfall oder Krankheit könnten zu großen Ertragsausfällen führen und die Lebensmittelversorgung ganzer Städte beeinträchtigen.
Eine weitere Frage, die bei Vertical Farming auftritt, ist die vermeintliche Sauberkeit des Systems in dem die Pflanzen wachsen. Allgemein werden die hohen Hygienestandards unserer Gesellschaft oftmals als Grund für die immer größer werdende Anzahl an Autoimmunerkrankungen und Allergien gesehen. Die vermeintlich sauberen Pflanzen, die in einem Vertical Farming System wachsen, könnten daher langfristig schädigend für unser Immunsystem sein, da sie unser Immunsystem nicht fordern und es auf Dauer nicht gefördert wird.
Wie wirkt sich das aufs Essen aus?
Da es sich bei dem Indoor Verticalen Farming um ein geschlossenes System handelt, werden keine Pestizide benötigt, die wir somit auch nicht aufnehmen. Außerdem fallen die langen Transportwege weg und das Gemüse kommt frischer beim Verbraucher an. Auch kann durch verschiedene Beleuchtungsmöglichkeiten der Geschmack variiert werden. Des Weiteren machen die hightech Farmen es möglich, in unseren Breitengraden Kräuter, Früchte und Gemüse anzubauen, die hier normalerweise nicht wachsen würden und somit nicht verfügbar sind oder durch den langen Transport an Geschmack verlieren.
Andererseits ist die Frage inwiefern sich diese „sauberen“ Pflanzen negativ auf unser Immunsystem auswirken, noch nicht geklärt. Das wirkt sich zwar nicht direkt auf den Geschmack aus, sollte aber langfristig in Betracht gezogen werden.
Fazit
Ich stehe wieder im Supermarkt und erneut lacht mich der leuchtende Kasten aus der Gemüseabteilung an. Dieses Mal weiß ich Bescheid! Über die Vorteile, aber auch die Nachteile. Ich packe den Sci-Fi-Basilikum ein, denn die Vorteile haben mich überzeugt. Aber trotzdem werde ich die Entwicklung weiter im Auge behalten. Wie wird sich das saubere Gemüse langfristig auf mich und meine Gesundheit auswirken? Diese Frage hätte ich gerne beantwortet bevor alles aus diesem leuchtenden Kasten kommt. Auch inwiefern Gemüse aus einer Vertical Farm umweltfreundlicher als Gemüse vom Feld ist. Es hängt sicherlich davon ab, wie weit das Feld entfernt ist. Ob das Feld in Chile oder doch nur 50 Kilometer weit entfernt ist.
Trotz allem ist es sicherlich beruhigend zu wissen, dass es Alternativen zu herkömmlichen Anbaumethoden gibt, falls diese nicht mehr ausreichend sind!
Jetzt seid ihr dran…
Wenn ihr mehr lesen wollt, dann lest hier den ganzen Artikel von Miriam. Mit anschaulichen Bildern erklärt sie auf dem Blog, wie das Vertical Farming überhaupt funktioniert. Am Ende wartet eine kleine Linkliste mit Anbietern und Bausteinen auf euch, mit denen ihr eine eigene kleine Farm anlegen könnt.
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