Reisen für Menschen mit Beeinträchtigungen
Ein Bestandteil von nachhaltigen Tourismus ist es, Reisen möglichst vielen Menschen zu ermöglichen. Das umfasst auch die Schaffung von Reiseangeboten für Menschen, die körperlich oder geistig eingeschränkt sind. Auch sie haben das Bedürfnis, etwas von der Welt zu sehen und sollten hiervon nicht ausgeschlossen werden. Reisen ist ein wichtiger Faktor für die Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft. Barrierefreie Reiseangebote sollen genau dies ermöglichen. In diesem Beitrag widmen wir uns daher diesem so wichtigen Thema und geben Tipps zum barrierefreien Reisen.
Barrierefreiheit geht uns alle an
Dabei betrifft das Thema Barrierefreiheit nicht nur Menschen mit Behinderungen. Auch Senioren, Familien und Menschen, die vorübergehend in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, profitieren von barrierefreien Angeboten. So hilft eine Rampe oder ein Aufzug einer Familie mit Kinderwagen, einem Rentner und einem gehbehinderten Menschen gleichermaßen.
Auch sonst geht das Thema uns alle an. In Deutschland, wo die Sterberate höher ist als die Geburtenrate – wir uns also in einer alternden Gesellschaft befinden, ist es nicht auszuschließen, dass man selbst irgendwann einmal auf barrierefreie Angebote zurückgreifen muss. Das durchschnittliche Lebensalter steigt und schon heute sind gut ein Viertel der Menschen, die eine Schwerbehinderung haben 75 Jahre und älter, die Hälfte ist zwischen 55 und 75 Jahren. Es ist also wichtig und notwendig, barrierefreie Angebote zu schaffen und das bestehende Angebot auszubauen.
Barrierefreie Angebote zum selbstbestimmten Reisen
Immer mehr Anbieter erkennen wie wichtig das Thema Barrierefreiheit beim Reisen in Zukunft sein wird und möchten heute schon vielen Menschen ein selbstständiges Reisen ermöglichen. Das umfasst die An- und Abreise als auch die Zugänglichkeit der Unterkünfte und das Angebot barrierefreier Aktivitäten vor Ort.
Tipps, um die ideale Unterkunft zu finden
Werde dir vor der Buchung der Unterkunft deiner ganz individuellen Bedürfnisse bewusst: wie breit sollten die Türen sein? Brauche ich eine befahrbare Dusche oder geht auch eine Badewanne mit Haltegriffen? Über die ganz persönlichen Bedürnisse solltest du dir vorab Gedanken machen. Teile deine Anforderungen im Vorfeld mit der Unterkunft deiner Wahl und kläre alles ab, um vor Ort keine bösen Überraschungen zu erleben.
Der Re:hof Rutenberg in Brandenburg zum Beispiel überzeugt mit seinem barrierefreien Apartment. Hier gibt es eine breite Auffahrtsrampe, Haltegriffe in Bad und Toilette, eine Notrufeinrichtigung, Schiebetüren und auch der Küchentresen ist auf Rollstuhlhöhe abgesenkt. Eine Auswahl weiterer nachhaltiger und barrierefreier Unterkünfte findest du auf Good Travel.
Die Art der Anreise planen
Neben der Unterkunftssuche, sollte man sich vorab auch Gedanken über die Art der Anreise machen. Bequemer als lange und mitunter anstrengende Autofahrten sind vor allem Bahnreisen. In den letzten Jahren wurden hier deutlich bessere Angebote geschaffen. So können sämtliche Regionalzüge und S-Bahnen mit einem Schwerbehindertenausweis und ergänzender Wertmarke in ganz Deutschland kostenfrei genutzt werden. Eine genaue Aufstellung, welche Verkehrsmittel kostenfrei benutzt werden können, enthält das Merkblatt, welches Freifahrtberechtigte mit ihrem Bescheid erhalten. Für Rollstühle, Führhunde und orthopädische Hilfsmittel müssen übrigens auch keine Fahrscheine gekauft werden.
Mit der Bahn entspannt und bequem ans Ziel
Die Mobilitätsservice-Zentrale der Deutschen Bahn beratet und unterstützt Reisende mit Beeinträchtigungen bei der Reiseplanung. Hier findet man auch alles Wissenswerte zu Ermäßigungen und Freifahrten. Die App DB Barrierefrei soll künftig bei der Durchführung von Bahnreisen digital unterstützen und ist ein guter Anfang um selbstbestimmtes Reisen zu ermöglichen. Sie soll demnächst verfügbar sein. Bis dahin kann man sich auch auf den Seiten zum Thema online erkundigen.
Wichtig bei der barrierefreien Anreise ist es außerdem, Ein- und Ausstieghilfen rechtzeitig vorab zu buchen. Das gilt auch für Flugreisen. Hier muss man außerdem Hilfsmittel und behinderungsbedingtes Übergepack vor der Reise anmelden.
Medikamente und Mobilität vor Ort
Notwendige Medikamente sollte man bestenfalls mitnehmen. Ansonsten sollte man sich auch hier vorab erkundigen, wo man die Medikamente vor Ort erhalten kann. Es ist ratsam, sich vom Arzt ein entsprechendes Papier ausstellen zu lassen, auf dem die Notwendigkeit der Medikamente bestätigt wird. Dies sollte bestenfalls in Landessprache, zumindest jedoch in Englisch, verfasst sein. Kläre vorab, wie der Schutz deiner Krankenkasse im Ausland aussieht. Eventuell musst du hier eine Extra-Versicherung abschließen.
Um vor Ort auch Aktivitäten fernab der Unterkunft zu unternehmen, ist es zu empfehlen, sich vorab über Rollstuhltaxen oder speziell umgerüstete Mietwagen zu informieren und diese gegebenfalls bereits zu buchen. So ist die Mobilität auch vor Ort gegeben und man kann das Reiseziel entspannt erkunden.
Tipps zum barrierefreien Reisen
Kurz und knapp findest du hier noch einmal eine Zusammenfassung der Good Travel Tipps zum Reisen für Menschen mit Beeinträchtigungen:
- Buche eine barrierefreie Unterkunft
- Kläre deine individuellen Bedürfnisse mit der Unterkunft ab
- Mache dir Gedanken über die Art der Anreise, Bahnfahren ist nicht nur umweltfreundlich sondern mittlerweile auch sehr bequem
- Lasse dich gegebenfalls von der Mobilitätsservice-Zentrale der Deutschen Bahn beraten
- Sobald die App verfügbar ist, solltest du dir die App „DB Barrierefrei“ herunterladen
- Buche Ein- und Ausstiegshilfen vorab, bei Flugreisen müssen Hilfsmittel und Übergepack aufgegeben werden
- Nimm notwendige Medikamente mit oder informiere dich vorab, wo du sie im Reiseland erhalten kannst
- Informiere dich über deinen Krankenversicherungsschutz im Ausland und stocke gegebenfalls auf
- Organisiere und sichere dir deine Mobilität vor Ort
Nun sollte deiner selbstbestimmten Reise nichts mehr im Weg stehen. Wir wünschen dir auf deiner nächsten Reise viel Spaß und Freude!
Lisa Klakow
Lisa hat den Good Travel Blog mit aufgebaut und schreibt zukünftig als freie Autorin für uns. Sie reist und tanzt mit einem geringen ökologischen Fußabdruck leidenschaftlich gern um die Welt.
Thomas Reiniger
Als ich mit meiner Großmutter, die im Rollstuhl sitzt, nach Frankfurt reiste, war ich beeindruckt von den Möglichkeiten des barrierefreien Reisens. Wir konnten problemlos alle Sehenswürdigkeiten besuchen, dank der gut zugänglichen öffentlichen Verkehrsmittel und der barrierefreien Einrichtungen. Diese positive Erfahrung hat meine Wertschätzung für die Bemühungen der Stadt Frankfurt, barrierefreies Reisen zu ermöglichen, enorm gesteigert.