
Fragen an KlimaLink
Der Verein KlimaLink will Reise-Emissionen transparenter machen. Warum und wie? Darüber hat unsere Autorin Ina mit Geschäftsführerin Saskia Sánchez Buitrago gesprochen.

1. Klimalink ist eine „Travel Footprint Database“ für Reiseanbieter. Warum brauchen wir so eine Plattform?
Es gibt bereits viele Daten darüber, wie unser Reiseverhalten das Klima belastet. Allerdings sind die Datenquellen sehr vielfältig und kommen zum Teil zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Für Reiseveranstalter und Verbraucher ist die Berechnung ihrer Reiseemissionen entsprechend kompliziert. Unsere Emissionsplattform verarbeitet öffentliche, verifizierte Daten zu einem einheitlichen Berechnungsstandard.
2. Bei euren Berechnungen berücksichtigt ihr sogenannte „non-CO2-Emissions“. Was ist das und warum ist das wichtig?
Neben CO2, also Kohlenstoffdioxid, belasten auch andere Emissionen wie Methan oder Lachgas unser Klima. Diese sind mitunter deutlich klimaschädlicher als CO2. Beim Flugverkehr beispielsweise machen non CO2 Emissionen zu zwei Drittel der Klimawirkung aus. Das rechnen wir mit ein.

3. Welche Aspekte des Reisens habt ihr bisher untersucht und wer kann auf die Daten zugreifen?
Unsere Mitglieder sind vor allem Reiseveranstalter, Mobilitätsanbieter und Verbände. Aktuell können sie auf unserer Plattform die Reiseemissionen von Flügen und Hotelübernachtungen ermitteln. Als nächstes integrieren wir die Daten zu KFZ, Bus und Bahn. Auch Ferienunterkünfte, Fähren, Kreuzfahrten und das Thema Catering sind in Planung. Perspektivisch werden wir die Plattform auch der Öffentlichkeit zugänglich machen.
4. Wie viele Emissionen verursacht der Tourismus überhaupt?
Der Tourismus ist für 8-10 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Die Wahl des Verkehrsmittels, mit dem wir an- und abreisen, ist dabei der größte Hebel, um klimafreundlicher zu reisen. Hierbei entstehen rund 75 Prozent der Emissionen. Die Unterkunft schlägt mit ca. 20 Prozent, Reiseaktivitäten mit 4-5 Prozent zu Buche.
5. Wie berechnet ihr, welche Unterkunft wie klimaschädlich ist?
Hierzu braucht es zunächst einige Rahmendaten: wie groß ist die Unterkunft, ist sie voll klimatisiert, gibt es einen eigenen Fuhrpark, wieviel Sterne hat das Haus, welche Zimmerkategorien gibt es und welcher Strom wird verwendet? Diese Emissionen lassen sich dann auf die Zimmerkategorien herunterbrechen. Eine große, vollklimatisierte Luxus-Suite in einem Hotel, das keinen Ökostrom nutzt, hat demnach einen besonders hohen Klimafußabdruck. Klimafreundliche Unterkünfte hingegen sind so konzipiert, dass sie möglichst wenig fossile Energie verbrauchen und darüber hinaus ressourcenschonend wirtschaften.
6. Sind alle Fluggesellschaften gleich klimaschädlich?
Nein, hier gibt es Unterschiede. Wir orientieren uns für unsere Berechnungen an Grundlagen wie Flugzeugtyp, Bestuhlung, Cargo usw., die Interessierte so auch im atmosfair Airline Index finden, der die Klimawirkung von über 200 Fluggesellschaften weltweit abbildet und bewertet. Eine Faustregel heißt beim Thema Fliegen: je komfortabler, also je mehr Platz man in der Maschine hat, desto klimaschädlicher, weil dem Platzangebot prozentual Emissionen zugerechnet werden. Aber auch das Alter eines Flugzeugs und seine Aerodynamik spielen eine Rolle.
7. Welchen Impact erhofft ihr euch von eurer Plattform?
Uns ist bewusst, dass viele Menschen beim Thema Klimaschutz inzwischen abschalten. Kein Wunder, denn die Zusammenhänge sind komplex und werden von vielen Unternehmen zu Marketing-Zwecken missbraucht. Mit unseren Berechnungen wollen wir unabhängig aufklären und verschiedene Optionen aufzeigen. Und es den Menschen dadurch leichter machen, klimafreundlichere Reiseentscheidungen zu treffen.
Fazit: Transparenz für klimafreundliches Reisen
Tourismus verursacht 8-10 % der weltweiten Emissionen – vor allem durch An- und Abreise. KlimaLink schafft mit einer einheitlichen Berechnung von Reise-Emissionen Transparenz für Reiseveranstalter und bald auch Verbraucher. Besonders relevant: Die Plattform berücksichtigt auch non-CO2-Emissionen (Stickoxide, Rußpartikel, Schwefeldioxid), die beim Flugverkehr einen erheblichen Einfluss haben.
Das Ziel? Klimaschutz im Tourismus verständlich und unabhängig machen, um nachhaltige Reiseentscheidungen zu erleichtern.
👉 Mehr Transparenz – weniger Emissionen: KlimaLink macht klimafreundliches Reisen messbar.
MEHR DAZU FINDET IHR HIER
Ina Hiester
Ina ist digitale Nomadin und reist zu Wasser und zu Lande durch Europa. Dabei hält die Journalistin stets Ausschau nach besonderen Orten für Good Travel, philosophiert in ihrer Kolumne über das Reisen, fotografiert, musiziert und schreibt Artikel zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen aller Art.
KOMMENTAR