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Ab ins kalte Nass – Ist Eisbaden nur ein Trend?
Stellt euch vor, ihr taucht mitten im Winter in eiskaltes Wasser ein – klingt verrückt? Vielleicht. Aber genau dieser Kältekick erfreut sich seit einiger Zeit immer größerer Beliebtheit. Ob als Mutprobe, Stresskiller oder Gesundheitsboost: Eisbaden hat sich längst in die Winteroutinen vieler Menschen geschlichen. Doch was steckt wirklich dahinter? Warum ist der Sprung ins kalte Nass so faszinierend, und wie gelingt er sicher und effektiv?
Mein erstes mal Eisbaden
Ich war 2022 das erste Mal Eisbaden. Es war Mitte November und ich habe mich spontan auf den Weg zu dem kleinen Wald hinter dem Haus meiner Eltern gemacht, um dort einen Sprung in den kleinen Bach zu machen. Schnee lag damals noch keiner, von Eis ganz zu schweigen, aber dieses Erlebnis im dennoch sehr kalten Wasser war so beflügelnd, dass es mich seither nicht mehr losgelassen hat und ich mich nun jedes Jahr im Herbst und Winter mehrmals ins kalte Nass begebe. Es macht fast schon süchtig, könnte man sagen.
![Eisbaden im See](https://blog.goodtravel.de/wp-content/uploads/2024/12/Eisbaden-im-See-1692x2048.jpg)
Frostige Temperaturen, starke Effekte: Die Benefits des Eisbadens
Die Wirkung von Eisbaden geht weit über den ersten Kälteschock hinaus – es aktiviert, stärkt und belebt auf eine Art, die man sofort spüren kann. Einige der Vorteile sind:
- Stärkung des Immunsystems
Sich regelmäßig kaltem Wasser auszusetzen kann das Immunsystem anregen. Die Kälte fördert die Bildung von weißen Blutkörperchen, die wichtig für die Abwehr von Krankheiten sind. - Förderung der Durchblutung
Der Kälteschock führt dazu, dass die Blutgefäße sich zusammenziehen und beim Erwärmen wieder weiten. Das trainiert die Gefäße und sorgt für eine bessere Durchblutung. - Stressreduktion und mentale Stärke
Das Eintauchen ins kalte Wasser aktiviert den Parasympathikus, den Teil des Nervensystems, der für Entspannung sorgt. Gleichzeitig stärkt es die mentale Resilienz, weil man lernt, mit Disziplin und Achtsamkeit in der unangenehmen Situation zu bleiben. - Schmerzlinderung
Die Kälte hat eine entzündungshemmende Wirkung und kann bei chronischen Schmerzen, Muskelkater oder Verletzungen helfen. - Glückshormone
Nach dem Eisbaden fühlt man sich oft euphorisch – verantwortlich dafür sind Endorphine und Adrenalin, die durch die Kälte freigesetzt werden.
![Eisbaden unter Herbstlaub](https://blog.goodtravel.de/wp-content/uploads/2024/12/Eisbaden-unter-Herbstlaub-1692x2048.jpg)
Worauf man beim (ersten Mal) Eisbaden achten sollte
Obwohl Eisbaden viele Vorteile bietet, ist auch Vorsicht geboten. Damit es zu einem sicheren und positiven Erlebnis wird, solltet ihr die folgenden Punkte beachten:
- Langsam anfangen
Gewöhnt euren Körper schrittweise an die Kälte. Regelmäßiges Duschen mit kaltem Wasser ist ein guter Einstieg. Ihr müsst hier auch nicht gleich aufs Ganze gehen: Langsam bei den Beinen anfangen und sich weiter nach oben arbeiten, ist ein guter Start. - Nie alleine baden
Eisbaden kann Risiken wie Unterkühlung oder Kreislaufprobleme bergen. Daher ist es wichtig, dass immer jemand dabei ist, der im Notfall helfen kann. - Die ideale Badestelle finden
Macht es nicht wie ich und begebt euch bei eurem ersten Eisbadeversuch gleich in ein fließendes Gewässer – die sind meist nochmal kälter und der Einstieg auch oftmals nicht so easy. Am besten eignet sich ein See mit einer Leiter oder eine Eisbadewanne (die gibt es bereits in sehr kleinem Format für Balkon oder Terrasse). - Die richtige Kleidung wählen
Tragt Badeschuhe oder Neoprensocken, um eure Füße vor der Kälte zu schützen. Auch eure Hände solltet ihr beim Eisbaden nicht unter Wasser tauchen, sondern lieber zusammengefaltet vor eurem Körper halten. Nach dem Bad solltet ihr euch sofort in warme Kleidung hüllen und etwas Warmes trinken. - Nicht übertreiben
Als Anfänger*innen solltet ihr nicht länger als ein bis zwei Minuten im Wasser bleiben (anfangs reichen auch schon 30 Sekunden). Hört auf euren Körper und steigt aus, wenn ihr euch unwohl fühlt. Ihr müsst niemanden etwas beweisen. - Gesundheitliche Einschränkungen berücksichtigen
Eisbaden ist nicht für alle geeignet. Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes oder Asthma sollten vorab ärztlichen Rat einholen, da die Kälte den Kreislauf und die Atemwege stark belasten kann. Auch bei Durchblutungsstörungen oder eingeschränkter Sensibilität (z. B. bei diabetischer Neuropathie) ist Vorsicht geboten. Schwangere sollten ebenfalls vorher ihre*n Arzt oder Ärztin konsultieren.
Eisbaden als Ritual
Wie anfangs bereits erwähnt, ist das Eisbaden für mich mittlerweile ein fester Bestandteil eines jeden Winters geworden. Es wurde zu einem Ritual, das ich bewusst erlebe, oftmals auch mit Atemübungen kombiniert. Es ist eine Praxis, die meinen Körper und Geist belebt, meine Gesundheit stärkt und mir zugleich innere Ruhe schenkt. Die Verbindung zur Natur, die Stille des Winters und das Gefühl, die eigenen Grenzen zu überwinden, machen Eisbaden für mich zusätzlich zu einem unvergesslichen Erlebnis. Ach und übrigens (weil ich das oft gefragt werde): Ich wurde noch nie nach dem Eisbaden krank.
Warum also nicht einmal den Sprung ins kalte Wasser wagen? Mit der richtigen Vorbereitung wird das Eisbaden zu einem Abenteuer, das euch nicht nur abkühlt, sondern auch immens bereichert.
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Fotos: Nadine Pinezits, Cécile Meier
Nadine Pinezits
Nadine ist freiberufliche Redakteurin und Texterin. Sie lebt in Österreich und pendelt zwischen Salzburg und Wien. Sie ist somit entweder in den Bergen oder im Großstadtdschungel unterwegs, versucht aber gleichzeitig, so viel Zeit wie möglich in ihrem Herzensland Portugal zu verbringen.
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