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Unterkunft am See

Zwischen Wasser und Wald – Ein Besuch im Gasthaus Canow 

Von Berlin nur knappe 2 Stunden Autofahrt entfernt liegt das Gasthaus Canow, einer Unterkunft am Wasser – an der wunderschönen mecklenburgischen Seenplatte. Die Fahrt führt aus dem Trubel der Großstadt raus, über Landstraßen, durch kleine Dörfer, an Seen vorbei und rein in das kleine idyllische Dorf Canow. Ich werde herzlich begrüßt von Gastgeberin Lea, die hinter der Theke steht und gerade Kaffee zubereitet. Der Eingangsbereich des Gasthauses ist zeitgleich ein Café und der Duft von frisch gebackenen Kuchen liegt in der Luft. Ich fühle mich gleich wohl und willkommen.

Gasthaus Canow
Lea und Auriel
Gasthaus

Einer ehemaligen Stellmacherei wird neues Leben eingehaucht

Das Gebäude stammt aus den 1860er Jahren und wurde mit viel Mühe und Liebe zum Detail von dem Gastgeberpärchen Lea und Auriel bauökologisch saniert. Sie haben Herz und Seele in diesen Ort gesteckt, was die Gäste zu spüren bekommen. Fast 2 Jahre haben sie das verfallene Gasthaus, was ehemals eine Stellmacherei und Holzwerkstatt war, selbst renoviert – viel learning by doing. Teile, wie beispielsweise die alten Fußbodendielen, sind nun der Tresen und die Trennwände der Toilette. Möglichst viele Sachen wiederzuverwenden, kam als ganz natürlicher Prozess während der Sanierung. 

Während der Zeit haben die beiden mit ihrem ersten Kind in einem Bauwagen auf dem Grundstück gelebt. Oben im 1. Stock liegen die Apartments, die stilvoll minimalistisch und mit Holzmöbeln eingerichtet sind. Sämtliche Möbelstücke und Einrichtungsgegenstände befinden sich in zweiter Nutzung. Im Gemeinschaftsbereich gibt es eine Küchenzeile und mehrere Sitzmöglichkeiten, die rund um den Kamin stehen. Durch die großen Fenster scheint mir die Sonne entgegen.

Zimmer im Gasthaus Canow
Willkommensgruß
schlichte Zimmer.
Gemeinschaftsküche

Erster Gang am Lagerfeuer 

Am Abend erwartet mich noch etwas ganz Besonderes. Ich bin eine der ersten Gäste, die an einem der Pop-up Novemberdinner teilnehmen darf. Eine Idee, die entstand, um in den kalten Wintermonaten die Gäste mit Highlights zu verwöhnen. Los geht es draußen mit einem leckeren Begrüßungstrunk am Lagerfeuer. Der Abend wird eingeläutet von Auriel und den beiden Köchinnen Marieke und Ronja, die sich kurz vorstellen. Der erste Gang wird direkt am Lagerfeuer gelöffelt: Eine köstliche Gemüsebrühe mit Grießklößchen und Kräuteröl. Wohlig warm wärmt mich diese von Innen. Die Temperaturen an diesem ersten Samstag im November sind knapp über Null Grad, weswegen ich mich mit den anderen Gästen danach ins Gasthaus bewege.

Lagerfeuer

Pop-Up Novemberdinner

Das Dinner ist inspiriert von der Mecklenburgischen Seenplatte und alle Produkte sind regional und saisonal. Der kleine Gastraum hat sich kurzerhand in ein nobles Dinnerrestaurant verwandelt. Der zweite Gang ist selbstgebackenes Sauerteigbrot und aufgeschlagene Butter – ein Traum für jede Brotliebhaberin wie mich. Als nächstes gibt es Leinsamencracker mit Quark und Rote Bete Carpaccio, gefolgt von einem Feldsalat mit Kohlrabi, Quitten und zerhackten Haselnüssen. Weiter geht es mit meinem Lieblingsgang des Abends bestehend aus frischem Grünkohl auf einer Zwiebelcreme mit Rotweinreduktion umgeben von brauner Butter – himmlisch. Als nächstes kommen gefüllte Pasta mit Kartoffeln, Pflaumen aus dem eigenen Garten und Kräuterseitlingen. Zum Abschluss des Abends gibt es ein Roggen-Financier gefüllt mit Karamell und dazu Quitten und Sahne. Was für ein gelungener und leckerer Abend. Mit Rotweingewärmten Wangen falle ich schließlich müde und zufrieden ins Bett.

Sauerteigbrot
Diner
Kräuterseitling

Von der Sonne in den Tag gekitzelt

Am nächsten Morgen weckt mich die strahlende Sonne, die durch einen Spalt in der Jalousie fröhlich ins Zimmer scheint. Die Betten sind wirklich sehr bequem, ich habe so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr. Nach einer heißen Dusche begebe ich mich hinunter in den Gastraum, aus dem schon Stimmengewirr und Geschirr klappern zu mir heraufdringen. Mich erwartet ein leckeres Frühstück bestehend aus frischen Brötchen und Croissants, Eiern, Käse, selbstgemachter Marmelade und Birnen-Zimt-Porridge. Und natürlich frisch aufgebrühter Kaffee. Gut gestärkt kann ich nun in den Tag starten.

Frühstück

Unterkunft am Wasser – Direkt an der (kleineN) mecklenburgischen Seenplatte

Lea gibt mir den Tipp eine Runde um den Trünnensee zu spazieren. Gut gelaunt mache ich mich auf den Weg. Schon bald wird die Straße zu einem Feldweg und links und rechts sehe ich nur noch Acker und Wiese, soweit das Auge reicht. Die Sonne strahlt munter vom Himmel und die Vögel zwitschern. Es ist so still. Kein Mensch begegnet mir. Der Weg führt durch ein Waldstück und endet am See. Rund um den See sind Bäume mit goldgelben Blättern – der ganze Boden raschelt und die Sonnenstrahlen leuchten durch deren Äste.

Mecklenburgische Seenplatte
Trünnensee am Abend
Abendstimmung

Schwätzchen mit selbstgebackenem Kuchen

Nach gut drei Stunden bin ich wieder zurück in der Unterkunft am Wasser und genehmige mir ein Stück der selbstgebackenen Linzer Torte. Der Café Betrieb wird ruhiger und Lea und Auriel finden die Zeit sich zu mir zu setzen und zu plaudern. Sie haben sich lustigerweise in einem Café in Berlin Prenzlauer Berg kennengelernt. Beide in der Gastronomie beschäftigt nimmt schon bald der Wunsch nach etwas eigenem Gestalt an. Mittlerweile ist es 3 Jahre her, seit sie das Gasthaus eröffnet haben – wie die Zeit vergeht. 

Beide wirken mit sich und dem Ort, den sie geschaffen haben im Einklang. Klar gibt es stressige Zeiten, besonders im Sommer, aber es bereitet ihnen zeitgleich sehr viel Freude. Ich merke mit welcher Leidenschaft und Engagement sie das Gasthaus führen und das ist sicher einer der Gründe für die vielen Stammgäste, die immer wieder eintrudeln und mit denen ein kurzes Schwätzchen gehalten wird. Momentan versuchen die beiden ein, wie ich finde bemerkenswertes Selbstexperiment, sie leben auf dem Land und haben ihr Auto abgeschafft. Bei der nicht vorhandenen Infrastruktur (neben dem Schulbus gibt es nur einen Rufbus), einem eigenen Betrieb und drei Kindern bin ich völlig fasziniert. Sie erzählen, dass es eigentlich kein Problem ist. Vieles erledigen sie mit ihrem Lastenfahrrad.

selbstgebackener Kuchen
Zu Besuch im Gasthaus Canow

Tschüss und bis Bald

Als die Sonne tiefer sinkt zieht es mich noch einmal nach draußen ans Wasser. Belohnt werde ich mit einem der schönsten Sonnenuntergänge, die ich dieses Jahr sehen durfte. Der Himmel leuchtet in allen Farben – was für ein perfekter Abschied. Später am Abend koche ich mir Curry in der Gemeinschaftsküche und setze mich danach entspannt mit einem Buch vor den Kamin und lasse den Abend ausklingen. Am nächsten Morgen mache ich mich tiefenentspannt auf den Weg zurück nach Berlin. Auf diesem Kurztrip konnte ich mal so richtig meine Batterien aufladen und neue Energie sammeln. Ich komme bestimmt bald wieder. Tolle Unterkunft am Wasser!

Sonnenuntergang am See

© Fotos: Clara Sprich, Gutshaus Canow

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