Das pittoreske Dordogne-Tal
Was haben ein weltweit bekannter Comic und Trüffel gemeinsam? Das „Vallée de la Dordogne”. So gilt das Dordogne-Tal nicht nur als Wiege vieler europäischer Kulturen, sondern auch als unter Historiker:innen anerkannter Schauplatz der letzten Schlacht des Römischen Reiches gegen die Kelten. Das kleine gallische Dorf der weltweit bekannten Asterix & Obelix-Reihe, das sich tapfer gegen Cäsar und seine Truppen in den Weg stellte, wird dabei auf dem Gebiet des Dorfes Vayrac vermutet.
Das Dordogne-Tal im Südwesten Frankreichs ist aber nicht nur eine kulturhistorisch bedeutende Region, sondern mit seiner Artenvielfalt einzigartig auf dem zentraleuropäischen Kontinent. 2012 als UNESCO-Biosphärenreservat ausgezeichnet, bietet es eine Vielfalt an Natur- und Freizeitaktivitäten und balanciert gekonnt ökologische, ökonomische und soziale Belange für eine nachhaltige Entwicklung in der Region.
Outdoor-Aktivitäten und Kulturerlebnisse
Dem der Landschaft namensgebende Fluss, die Dordogne, vermochte sich über die Jahrmillionen in den südfranzösischen Kalkstein zu graben, und der Landschaft somit seine bis heute beeindruckende Topographie zu verleihen. In dem circa 9.000 Quadratkilometern umfassenden Einzugsgebiet kommen aber nicht nur Abenteurer:innen vollends auf ihre Kosten, für Gaumenfreund:innen und Familienurlauber:innen sind attraktive Hotspots entlang des Flusstales gleichermaßen geboten. So finden sich zum Beispiel vielzählige Anbieter für Kajak-, Kanu-, Fahrrad- und Wandertouren auf und entlang der Dordogne, um mittelalterliche Burgen und Schlösser, gewaltige Schluchten und verschlafene Dörfer zu entdecken. Ob Mini-Flusstouren, mit anderthalbstündigen Ausflügen, bis hin zu ganztägig andauernden Strecken, im Dordogne-Tal ist für alle Schwierigkeitsgrade etwas dabei.
Rocamadour – der Wallfahrtsort im Felsen
Die französische Region Nouvelle-Aquitaine, im speziellen das dazugehörige Dordogne-Tal, verbirgt zahlreiche kulturelle und architektonische Highlights. Da ist zum einen das UNESCO-Weltkulturerbe und Pendant zu Jordaniens Wüstenstadt Petra zu nennen, die in den Fels geschlagene Stadt Rocamadour. Für Pilgernde aus der ganzen Welt, die über drei Routen den Jakobsweg durch das Dordogne-Tal bestreiten können, ist der Wallfahrtsort aus dem 12. Jahrhundert, mit seinen Kapellen und der geheimnisvollen Schwarzen Madonna, nicht nur spiritueller Anziehungspunkt unter Gläubigen, sondern besticht dazu mit einem atemberaubenden Panorama über den Naturpark Causses du Quercy. Ein kulinarischer Tipp: der AOC-zertifizierte Rocamadour-Ziegenkäse ist als Mitbringsel für die Weiterreise ein Must-have.
Kunsthandwerk für Zuhause
Die Kreativszene des Dordogne-Tals, mit ihren Glas-, Porzellan- und Stoffwerkstätten, muss bekannten Kunsthandwerk-Mekkas wie denen in Lissabon, Paris oder Sizilien in nichts nachstehen. Besucher:innen der Region können in kleinen inhabergeführten Manufakturen, wie dem Atelier Ceramiq Pauline Audubert in Carennac, mit handgefertigten Tonwaren sprichwörtlich ein Stück Südfrankreich nach Hause bringen und zugleich das regionale Handwerk Südfrankreichs unterstützen.
Zu Besuch in den schönsten Dörfern Frankreichs
Malerische Städtchen wie Loubressac, Martel, Carennac und das als eines der schönsten Dörfer Frankreichs ausgezeichnete Collonges-la-Rouge, sollten bei einem Besuch der Dordogne-Region in jedem Fall bereist werden. Alle Dörfer und Städtchen in der Region haben gemein, dass sowohl deren Bewohner:innen wie auch Bürgermeister:innen viel Wert auf Sauberkeit, Regionalität und Authentizität legen.
Das spiegelt sich in den mittelalterlichen Gassen, in dem aus roten Sandstein gebauten Dorf Collonges-la-Rouges genauso wider, wie in dem Restaurant Le Maraîcher, welches seinen Gästen regionale, vegetarische und vegane Küche bietet. Das Restaurant, mit seinem eigenen biologisch bewirtschafteten Landgut, steht für hohe Qualität und Regionalität. Die Inhaber:innen verfolgen den Ansatz, den Großteil ihrer Basiszutaten wie Fleisch, Obst und Gemüse, Käse und Weine innerhalb eines Radius von 100 Kilometern zu beziehen. Das Restaurant, eingebettet in einer einmaligen Kulisse zwischen Altstadt und saftig-grüner Landschaft, lädt Gäste zum Genießen ein und kann außerdem für Veranstaltungen gebucht werden.
Die beiden mittelalterlichen Städtchen Carennac und Loubressac, circa 20 Kilometer südlich von Collonges-la-Rouge gelegen, ziehen Besucher:innen seit jeher in ihren Bann: Wahrzeichen wie die romanische Kirche Saint-Pierre und ihr schmückendes Narthexportal beziehungsweise spektakuläre Ausblicke vom Felsvorsprung Loubressacs über das Bave- und Cère-Tal, eröffnen Gästen der Dordogne-Region abwechslungsreiche Ausflugsmöglichkeiten und unvergessliche Postkartenmotive. An der Dordogne entlang und über in Natur getauchte Serpentinenstraßen ist die okzitanische Gemeinde Martel für Genießerinnen und Genießer nur wenige Fahrminuten entfernt. Das 2010 eröffnete Spitzenrestaurant Saveurs des Halles im Stadtzentrum verwöhnt seine Gäste mit authentischen, originellen Kreationen. Das für die Region typische 3-Gänge-Menü lässt dabei keine Wünsche offen: Kreative Zubereitungen mit frischen Zutaten des Dordogne-Tals wie Trüffel, Rocamadour, und Walnüssen runden den Urlaub im grünen Südwesten Frankreichs gekonnt ab. Aber auch Selbstversorger:innen und Hobbyköch:innen finden auf Wochen-, Sommernachts- und Flohmärkten, wie zum Beispiel in Curemonte, allerlei Zutaten für private Genusserlebnisse in den eigenen vier (Campervan-)Wänden.
Landwirtschaft und Kulinarik
Die klimatisch milden Bedingungen und das fruchtbare Ackerland machen das Dordogne-Tal für Landwirt:innen als auch Köch:innen zum Eldorado für nachhaltige und regionale Landwirtschaft sowie experimentierfreudige Haute Cuisine. So ist das Tal, mit ihren Walnusshainen, die größte Anbauregion Frankreichs für die reichhaltige Noix du Périgord. Zu allerlei hochwertigen Endprodukten verarbeitet und produziert, sind Walnusserzeugnisse wie zum Beispiel Kuchen, Speiseöle, Liköre, Schokolade oder gar Seifen, in der Dordogne-Region allgegenwärtig. Außerdem dienen in der südfranzösischen Sonne gereifte Früchte jeglicher Art und Geschmacks, der über die französischen Grenzen hinweg bekannten Marmeladen-Manufaktur Bonne Maman, als kostbarer Rohstoff für ihre hochwertigen Kreationen.
Was Besucher:innen des Dordogne-Tals wohl eher nicht auf der kulinarischen Landkarte vermuten, sind zwei der bekanntesten Edelzutaten überhaupt, die sich auf den hiesigen Farmen anbauen lassen: schwarzer Trüffel und Safran. Der „schwarze Diamant” und das „rote Gold”, wie sie auch genannt werden, bilden für eine Vielzahl der regionalen Gourmetküche die Basis für ein einzigartiges kulinarisches Genusserlebnis. Wenngleich Monokulturen, insbesondere im Walnussanbau, und die regional spürbaren Folgen des Klimawandels, mit stetig steigenden Temperaturen und Wasserknappheit, bereits heute Auswirkungen auf das Dordogne-Tal und die benachbarten Ortschaften haben, sind Besucher:innen eingeladen, diese einzigartige Region im Südwesten Frankreichs mit all ihren Sinnen und zugleich ökologischem Bewusstsein zu entdecken.
Aus Henry Miller, Der Koloss von Maroussi:
„Einige Monate vor Kriegsausbruch beschloß ich, ausgiebig Ferien zu machen. Ich hatte mir schon immer gewünscht, das Dordogne-Tal kennenzulernen. So packte ich meinen Koffer und nahm den Zug nach Rocamadour, wo ich eines Morgens in aller Frühe bei Sonnenaufgang ankam; der Mond strahlte noch am Himmel. Es war ein genialer Einfall von mir, in diese Gegend zu fahren, ehe ich mich in die glitzernde weiße Welt Griechenlands stürzte. Selbst ein flüchtiger Ausblick auf den schwarzen, geheimnisvollen Fluß bei Dômme von der wunderschönen steilen Anhöhe am Stadtstrand aus ist etwas, für das man das ganze Leben lang dankbar sein muß. Für mich gehört dieser Fluß, dieses Land dem Dichter Rainer Maria Rilke. Es ist nicht französisch, nicht österreichisch, nicht einmal europäisch, es ist das verzauberte Land, das von Dichtern entdeckt wurde und auf das nur die Anspruch erheben dürfen. Diesseits von Griechenland kommt nichts dem Paradies so nahe. Nennen wir es großzügig das Paradies der Franzosen. Es muß schon vor Tausenden von Jahren ein Paradies gewesen sein, wohl schon zu Zeiten des Cro-Magnon-Menschen, trotz der großen Höhlen, in denen Versteinerungen auf ein eher wildes und erschreckendes Leben deuten. Ich glaube, daß der Cro-Magnon-Mensch sich hier niederließ, weil er äußerst intelligent war und einen hochentwickelten Schönheitssinn besaß. Ich glaube, daß auch sein religiöses Gefühl bereits sehr entwickelt war und daß es hier gedieh, obwohl er wie ein Tier in den tiefen Höhlen hauste. Ich glaube, daß dieses friedliche weite Gebiet Frankreichs stet ein heiliger Fleck Erde für den Menschen bleiben wird, und wenn die Städte die Dichter umgebracht haben, wird dies der Zufluchtsort und die Wiege künftiger Dichter sein. Ich wiederhole, daß dieser Besuch in der Dordogne außerordentlich wichtig für mich war; dieses Land verleiht mir Hoffnung für die Zukunft der Menschheit, für die Zukunft der ganzen Welt. Es mag der Tag kommen, an dem Frankreich untergeht, aber die Dordogne wird weiterleben wie alle Träume, die die Seelen der Menschen nähren.“
Benjamin ist neben seiner Hauptbeschäftigung in der Software-Industrie mit Leidenschaft als freiberuflicher Fotograf und Texter tätig. Gebürtig aus der Nähe von Nürnberg stammend, lebt er seit 2018 in Berlin.
Soziale Gleichberechtigung liegt ihm genauso am Herzen, wie sich mit den ökologischen Auswirkungen infolge unseres vorhandenen Wirtschaftssystems, insbesondere die des Tourismus, zu beschäftigen. Menschen und ihre Geschichten präsentiert er ästhetisch ansprechend in Wort & Bild sowie auf Wunsch in (Drohnen-)Videos.
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