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Saint Jean Pied de Port, Frankreich

Unterwegs in Südwestfrankreich

Ein Gastbeitrag von Janna Schwanemann

Badespaß und kilometerlange Strandspaziergänge, Wandern in unberührter Berglandschaft, ein Stadtbummel durch belebte, bunte Gassen – all das ist möglich in Südwestfrankreich. Anders als die Provence oder die Bretagne ist das Gebiet an der Grenze zu Spanien touristisch noch wenig erschlossen und damit ein Geheimtipp. Doch wer glaubt, die französische Provinz am Fuße der Pyrenäen habe nichts zu bieten, der irrt: Das Béarn und das benachbarte französische Baskenland strotzen vor lebendiger Kultur und atemberaubender Natur, die darauf warten, erlebt zu werden.

Fernab von üblichen Touristenrouten

Das Béarn, das außer durch den Beinamen in der „Sauce béarnaise“ wenig bekannt ist, stellt gewissermaßen den Nabel des Südwestens dar. Von hier aus lassen sich innerhalb von ein bis zwei Stunden verschiedenste Ausflüge in alle Richtungen unternehmen. Ein guter Startpunkt ist die Stadt Pau, die von Deutschland aus über Paris auch gut mit der Bahn zu erreichen ist und Möglichkeiten zum Mieten eines Autos bietet. Aufgrund seiner Nähe zu den Pyrenäenpässen eröffnet Pau den Blick auf die weitläufige Bergkette Pau und zählt häufig zu den Etappenstädten der Tour de France. Auch das Schloss, der Geburtsort von König Heinrich IV., ist sehenswert und die vielen kleinen Boutiquen, Cafés und Brasserien laden zum Verweilen ein.

Wer nicht in der Stadt, sondern etwas ruhiger übernachten möchte, macht sich zum Beispiel auf zum Château d’Orion. Mitten auf einem der sanft-grünen Hügel am Fuße der Pyrenäen liegt das charmante Landschloss aus dem 17. Jahrhundert, das von einer deutschen Familie betrieben wird. Heute beherbergt das Haus nicht nur Reisende aus aller Welt, sondern ist zudem ein Kulturzentrum mit Veranstaltungen wie Lesungen und Konzerten sowie den regelmäßig stattfindenden Seminaren, sogenannten „Denkwochen“, mit wechselnden Themen und Referenten. Hier verbinden sich Tradition und Moderne, Geist und Genuss: So wird beim liebevoll zubereiteten Mittagessen aus Zutaten, die im eigenen Garten gewachsen sind, gern angeregt über Philosophie, Politik oder ein gelingendes Leben diskutiert. Wem der Sinn nach Erholung steht, der schließt sich am besten dem Schlosshund Téo an und macht ein Nickerchen im Schatten unter der 250-jährigen Platane.

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Auf dem Marktplatz würzigen Käse probieren

Nur zehn Minuten entfernt liegen die authentisch französischen Gemeinden Salies-de-Béarn und Sauveterre-de-Béarn. Erstere verfügt über ein historisches Thermalbad und jeden Donnerstag ist der kleine Marktplatz gefüllt mit Ständen lokaler Produzenten, die buntes Gemüse, würzigen Käse oder duftendes Gebäck verkaufen. An den übrigen Wochentagen lassen sich diese Dinge zum Beispiel in der „Épicerie Sans Fin“ in Sauveterre-de-Béarn erstehen. Der mittelalterliche Ort ist reich an Geschichte, die sich unter anderem im Turm Monreal erkunden lässt. Gleich daneben führt eine lange Steintreppe hinunter zum Fluss Gave d’Oloron, dessen kristallklares Wasser an heißen Sommertagen die beste Abkühlung bringt. Benannt nach Sauveterres Wahrzeichen – einer auf halber Strecke endenden Steinbrücke – bietet das hübsche Restaurant „La Legende“ Gelegenheit, legendäre Weine und Köstlichkeiten aus nachhaltiger Landwirtschaft der unmittelbaren Umgebung zu genießen. Die Pariser Köchin Laura und ihr Freund und Sommelier Alistair hatten die Anonymität der Großstadt satt und verwöhnen ihre Gäste nun in gemütlicher Atmosphäre mit offenem Kochbereich.

Fährt man etwas weiter gen Süden wird die Landschaft schnell hügeliger und die Häuser wechseln ihre Erscheinung von Naturstein zu weißem Putz mit dem typisch baskischen blutroten Fachwerk. Besonders empfehlenswert ist ein Ausflug nach Ahusquy. Der Weg dorthin führt durch einen dichten Wald und über Wiesen mit frei grasenden Pferden, Ziegen und Kühen, wilder Thymian am Wegesrand, kreisende Geier in der Luft und unberührte Berglandschaft soweit das Auge reicht. Oben angekommen, stellt man am besten das Auto ab und erwandert sich Gegend ein wenig. Auf der anderen Seite am Fuße des Berges warten die wunderbaren süßen Versuchungen der traditionsreichen Chocolaterie Laia in dem verschlafenen Dorf Saint-Étienne-de-Baïgorry. Im Nachbarort Saint-Jean-Pied-de-Port geht es lebendiger zu. Dies ist der letzte Sammelpunkt der Jakobspilger, bevor sie den Weg über die Pyrenäen antreten. Im Sommer tummeln sich in den kleinen Gassen und Souvenirläden zahlreiche Touristen; besser eignet sich die Nebensaison für einen Spaziergang über die urigen Kopfsteinpflaster und entlang der alten Festungsmauer.

 

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In den Buchten findet man auch in der Hochsaison ein ruhiges Plätzchen

Aber der Südwesten kann eben nicht nur mit Bergen, sondern auch mit Meer auftrumpfen. Ist der baskische Küstenabschnitt von Saint-Jean-de-Luz bis Biarritz eher felsig mit einzelnen Buchten, so erstrecken sich die Landaiser Strände weiter nördlich über 200 Kilometer. Einer der wohl schönsten Atlantikzugänge Europas ist der weitläufige Strand in Seignosse. Weißer, feinkörniger Sand soweit das Auge reicht und türkisfarbenes Wasser mit wilden Wellen, die Surfer aus aller Welt in ihren Bann ziehen. Während sich an vielen Mittelmeerbuchten Handtuch an Handtuch reiht, findet hier sogar in der Hochsaison jeder ein ruhiges Plätzchen ganz für sich allein.

Wer mit Baden gehen gerne auch einen Städtetrip verbindet, fährt nach Biarritz. War sie während der Belle Époque ein mondänes, von zahlreichen Königshäusern gern besuchtes Seebad und in den 1920ern eine der Hauptstädte des Charleston, ist die Stadt heute vor allem eine Surfer-Hochburg, die jedoch kaum etwas von ihrem einstigen Charme verloren hat. Ausgezeichnet flanieren kann man auch in der alternativen, bunten Nachbarstadt Bayonne, in San Sebastian oder Bilbao gleich hinter der spanischen Grenze, in Toulouse und Bordeaux. Für die letzteren, sollte man sich etwas mehr Zeit nehmen, um ihr Flair einzufangen.

Die Region möchte erschlossen, erspürt und ergründet werden

Südwestfrankreich ist kein Urlaubsziel, das einem auf dem Präsentierteller in leicht verdaulichen, hübsch angerichteten Häppchen serviert wird – vielmehr will es erschlossen, erspürt und ergründet werden. Die kleinen Mühen sind der Preis für solch unberührte sagenhafte Natur, ungeschminkte Kultur und pure Gastfreundschaft, wie man sie sonst kaum irgendwo in Frankreich erleben kann.

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