
Valencia – eine Region zwischen Tradition und Moderne
An der Ostküste Spaniens, wo historische Gassen aufs Mittelmeer treffen, liegt Valencia – warm, lebendig und voller Kontraste. Die Stadt verbindet Tradition und Zeitgeist so mühelos, dass ich mich vom ersten Moment an treiben lassen möchte. Zwischen Altstadtflair und futuristischen Bauten, Meeresrauschen und dem Duft blühender Orangenbäume beginnt mein Aufenthalt. Ich bin neugierig und voller Vorfreude, was mich in den nächsten Tagen erwarten wird.



Durch die Gassen von El Cabanyal-Canyamelar schlendern
Meine Reise beginnt im Stadtviertel El Cabanyal-Canyamelar, das einst ein kleines Fischerdorf aus dem 19. Jahrhundert war und früher den Namen Pueblo Nuevo del Mar trug. Auch heute noch wirkt das Viertel gelassen, das Leben scheint hier in einem ruhigeren Takt zu verlaufen. Ich schlendere durch die engen Straßen, vorbei an teils renovierten, teils verfallenen Häusern. Neben frisch gestrichenen Fassaden entdecke ich bröckelnde Wände, bunt gekachelte Eingänge, alte Holztüren und Graffiti-Kunstwerke, die das Viertel zu einer kleinen Freiluftgalerie machen. Vor den Häusern sitzen die Menschen auf Klappstühlen plaudern und lachen, als sei der Gehweg ihr Wohnzimmer. Auf meinem Weg komme ich am Casa Montaña vorbei, einer über hundert Jahre alten Taverne, deren Wände bis unter die Decke mit Weinflaschen und alten Fässern bestückt sind. Das Viertel ist ein Ort im Wandel, voller Kontraste und Geschichten. Ich lasse mich in einem kleinen Straßencafé nieder und bestelle auf meinem brüchigen Spanisch einen Kaffee, sowie ein Fartón, ein typisch valencianisches Hefe-Gebäck. Draußen in der Sonne genieße ich die warme, ehrliche Atmosphäre des historischen Hafenviertels und komme innerlich zur Ruhe.




Übernachten in den Barracart Apartments
Ich übernachte in den Barracart Apartments, die Mitten in El Cabanyal liegen. Bei meiner Ankunft werde ich herzlich von Gastgeberin Olga empfangen, die mir gleich eine kleine Führung durch das Haus gibt. Mit großer Sorgfalt und Liebe fürs Detail wurde das Gebäude originalgetreu wieder aufgebaut. Nur die Außenfassade ist noch aus alten Zeiten und wurde aufwendig restauriert. Drinnen erwarten mich sieben charmante Apartments auf zwei Etagen, die Modernes und Altes perfekt kombinieren. Sie sind mit sorgfältig ausgewählten Einzelstücken eingerichtet, teils antike Möbel, teils gerettete Fundstücke aus dem ursprünglichen Haus. Beim Rundgang entdecke ich immer wieder kleine Details, die Geschichten erzählen: eine schwere Holzbank, einst Teil einer alten Kirche, oder eine handbemalte Leinwand, die schon über hundert Jahre alt ist. Jedes Element fügt sich harmonisch ins Gesamtbild ein. So bekommt jedes Apartment seinen ganz eigenen Charakter und bietet Raum, um eigene Erinnerungen entstehen zu lassen. Übrigens vermietet Olga mittlerweile auch weitere Apartments für mittel- bis längerfristige Aufenthalte, ideal für alle, die Valencia ein bisschen länger genießen wollen.






Die grüne Lunge Valencias und futuristische Gebäude
Am Nachmittag steige ich in den Bus Richtung Innenstadt. Dort pulsiert das Leben, es ist bunt, laut und voller Bewegung. Mein erster Halt sind die Torres de Serranos, eines der einst wichtigste Stadttore Valencias. Ich steige die steilen Steinstufen hinauf. Oben angekommen eröffnet sich mir ein weiter Panoramablick über die Dächer der Altstadt. Aus der Ferne höre ich das geschäftige Murmeln der Stadt, das sich mit dem Kreischen einer Möwe vermischt. Anschließend lasse ich mich durch den Jardín del Turia treiben, die neun Kilometer lange grüne Lunge Valencias. Nach der verheerenden Flut von 1957 wurde der Fluss Turia umgeleitet, und das ehemalige Flussbett in einen weitläufigen Park verwandelt. Die Wege sind gesäumt von Orangen- und Olivenbäumen, Palmen und duftenden Blumen. Überall laden kleine Teiche, sprudelnde Springbrunnen, Spielplätze und schattige Plätzchen zum Verweilen ein. Ich spaziere vorbei an joggenden Menschen, picknickenden Familien und spielenden Kindern, bis ich schließlich das östliche Ende des Parks erreiche. Dort erhebt sich die Ciudad de las Artes y las Ciencias – ein visionärer Komplex aus futuristischen Gebäuden, entworfen vom Architekten Santiago Calatrava. Besonders beeindruckt mich L’Hemisfèric: ein Gebäude in Form eines riesigen menschlichen Auges, das ein IMAX-Kino beherbergt. Die Architektur wirkt fast surreal, wie eine Reise in die Zukunft mitten im Herzen der Stadt.




Willkommende Abkühlung im Meer
Mit Badesachen und Handtuch unterm Arm mache ich mich auf den Weg zum Strand. Schon bald breitet sich das glitzernde Blau des Meeres vor mir aus, das sich bis zum Horizont streckt. Auf der breiten, von Palmen gesäumten Promenade spaziere ich eine Weile entlang. Da ich außerhalb der großen Touristenströme unterwegs bin, ist es angenehm ruhig und entspannt. Nach einer erfrischenden Abkühlung liege ich im warmen Sand, spüre das Salz auf meiner Haut, die sanfte Brise im Gesicht und lasse meine Gedanken schweifen.

Livemusik vom Balkon genießen
Den Abend lasse ich beim Kulturfestival Ruge Rosario ausklingen. Viele Einwohner:innen haben sich auf dem Plaça del Rosari versammelt und lauschen der Livemusik, die von einem der Balkone erklingt. Es gibt eine Getränkebar, Nachos mit Käse und warme Empanadas, deren Duft durch die laue Sommernacht zieht. Die Luft ist erfüllt von Klängen, Lachen und Stimmengewirr. Ich hole mir eine Empanada, setze mich dazu und genieße die Musik. Was für ein schöner Abschluss dieses erlebnisreichen Tages. Ich bin gespannt, was Valencia in den nächsten Tagen noch alles für mich bereithält.

Fazit
Valencia hat mich mit seiner lebendigen Mischung aus Tradition und Moderne tief beeindruckt, von den historischen Gassen El Cabanyals bis zu den futuristischen Bauwerken der Ciudad de las Artes y las Ciencias. Wer Zeit hat, sollte unbedingt einen Ausflug in das nahegelegene Albufera-Naturreservat unternehmen oder die charmanten Küstenorte wie El Saler besuchen, um die Vielfalt der Region noch intensiver zu erleben. Valencia bleibt für mich eine Stadt voller Überraschungen, die immer wieder zum Entdecken einlädt.



Zu weiteren Artikel zum Thema „Spanien“
© Fotos: Clara Sprich; IMAGO / Loop Images, imagebroker
Clara Sprich
Clara entdeckt für Good Travel Unterkünfte und teilt ihre Erlebnisse vor Ort. Aufgewachsen in einem nachhaltigkeitsbewussten Umfeld, entwickelte sie früh ein ausgeprägtes Interesse für bewusstes und ökologisches Reisen. Mit einem Abschluss in Geographie liegt ihr die Zukunft des Tourismus besonders am Herzen – sowohl aus ökologischer als auch aus gesellschaftlicher Perspektive.
KOMMENTAR