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Agriturismo Italien

Zu Gast im Agriturismo Il Cannito

Entlang der Westküste Italiens in Kampanien fahre ich in das Cilento zu den Hügeln von Capaccio. Ein Schild weist den Weg zu meiner nächsten Unterkunft “Il Cannito” – ein langer Schlängelweg führt zur Auffahrt. Nach dem Passieren des Tores sind es nochmal einige Autominuten bergauf entlang eines schmalen Wegs. Doch die Fahrt lohnt sich, denn inmitten herrlicher Natur liegt ein Agriturismo der besonderen Art.

Il Cannito

Nächtigen in antiken steinhäusern

Auf einem 37 Hektar großen Anwesen befindet sich ein charmantes Gästehaus mit zwei restaurierten, antiken Steinhäusern – umgeben von großen Bäumen, wilden Sträuchern und dem Blick auf das entfernte Mittelmeer; ansonsten nichts, keine Nachbarn oder andere Ferienhäuser, nur die Ruhe der Natur. Das Design des Il Cannito wurde von dem angesehenen Künstler Pietro Lista inspiriert und zeigt eine tiefe Verbindung zur Natur. Das Haus strahlt eine einzigartige Atmosphäre aus, die von seiner natürlichen Umgebung geprägt ist. Trotz seiner kleinen und gemütlichen Größe bietet das Gästehaus allen Komfort und Service, den man benötigt, um sich wie zu Hause zu fühlen.

Patio

Das Leitmotiv ist die Liebe

Die Geschichte der Gastgeberfamilie Gorga bewegt mich sehr. Die drei Geschwister haben das Anwesen nach dem Tod ihres Vaters übernommen, der es einige Jahrzehnte zuvor kaufte und viele Pläne damit hatte. Das Leben der Kinder änderte sich schlagartig. Sie entschlossen sich, gemeinsam mit ihren Talenten und vereinten Kräften in diesen Ort zu investieren. Entstanden ist ein magischer Ort, eine wahre Oase. Hier verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart harmonisch. Ihr Leitmotiv dabei ist die Liebe. Die Liebe zur Familie, dem Cilento, alten Traditionen, historischen Gemäuern und Schätzen der Vergangenheit, die mit dem Hier und Jetzt, wie der Ernte frischer Lebensmittel und der Liebe zum Detail vereint werden. Und genau das spüre ich hier bei jeder Unterhaltung.

Liebe zum Detail
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Liebe zum Detail

Die Gastgeberin ist Antonella Gorga. Sie kümmert sich um die Buchungen und betreut die Gäste. Das Spielfeld des Zwillingsbruders von Antonella, Nicola und der größeren Schwester Santa sind die heiligen Hallen der Küche. Nicola ist der Chefkoch des Il Cannito. Mit Herz und Seele. Er spricht so begeistert von jeder Zutat, die in seinen Gerichten landet. Er kreiert jeden Tag neue Menüs für die Gäste und geht dabei auf die individuellen Vorlieben ein. Für mich gab es einmal ein vegetarisches Menü und am zweiten Abend frischen Fisch, dazu später mehr. Santa bäckt Kuchen, bereitet Nachspeisen zu und kümmert sich um den Service. Antonella führt darüber hinaus ein eigenes Modelabel als Bewegung für Nachhaltigkeit. Sie vereint dabei modernes Design und nachhaltige Materialien und so sind beispielsweise Badeanzüge, aber auch zahlreiche andere Modestücke wie Hosen und Pullover mit künstlerischen Motiven entstanden.

Gastgeberin

Sommerregen und meine ersten Stunden

Als ich ankomme, regnet es beim Sonnenuntergang. Regen in Italien? Ja, genau das war auch mein erster Gedanke. Doch der Regen war so warm und beruhigend, dass er letztlich wunderbar zum langsamen Ankommen des ersten Abends passte. Ich durfte mich direkt im Speisesaal an meinen Tisch setzen, an zwei weiteren Tischen saßen ebenfalls Gästegruppen. Alle genossen ein 3-Gänge-Menü. Für mich gab es ein vegetarisches Menü, bestehend aus selbstgemachten Kartoffel-Gnocchi mit Zucchini, Kürbisblüten und frischem Schafs- und Ziegen-Cacioricotta-Käse. Als Hauptgericht gab es Parmigiana von Auberginen mit frischem Bufala-Mozzarella und frischem gemischten grünen Salat aus dem eigenen Garten. Den krönenden Abschluss bildet der Nachtisch, eine Tarte mit zarter Zitronencreme und frischen Erdbeeren. Dazu gibt es eine Weinbegleitung von umliegenden Weingütern. Ein wirklich wundervoller erster Abend.

Natururlaub-in-Italien
Köche
gemütliches Restaurant
Kartoffel-Gnocchi

Ausflüge im Cilento

Ich verbringe die Nacht in einem der vier Gästezimmer: Luna. Am nächsten Morgen wartet ein leckeres Frühstück auf der Terrasse auf mich, die Vögel zwitschern, die Feigen sind süß. Ich will die südliche Ecke Italiens erkunden, denn wie mir Antonella verrät, birgt sie verschiedene Schätze – natürlicher, archäologischer und künstlerischer Art.

  • Natürlich: Von der Unterkunft aus können verschiedene Wanderungen und Radtouren unternommen werden. Der Nationalpark Cilento ist in jedem Fall einen Besuch wert, denn er ist ein UNESCO-Weltkulturerbe und zeichnet sich durch seine beeindruckende Naturvielfalt, unberührte Küstenlandschaften und malerische Hügel aus. Der Park beherbergt zahlreiche historische Stätten, darunter antike griechische Ruinen sowie eine reiche Flora und Fauna, die ihn zu einem Paradies für Naturliebhabende und Wander:innen machen. 
  • Archäologisch: Die archäologische Stätte Paestum: Die Ruinenstätte und griechische Tempelanlage wurde 1998 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. Sie ist berühmt für ihre gut erhaltenen Tempel aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., darunter der imposante Tempel der Hera. Die Stätte bietet einen faszinierenden Einblick in die griechische Kolonisation und Architektur in Italien.

    Nur 200 Meter von der archäologischen Stätte von Paestum entfernt, bewirtschaftet die Gastgeberfamilie Gorgo außerdem einen biologischen Garten und einen beeindruckenden Lebensmittelwald mit Kunstinstallationen. Ihr Ziel ist es, zur Artenvielfalt beizutragen und natürliche Lebensmittel anzubauen. Gäste sollen diesen Ort bald besuchen dürfen.

  • Künstlerisch: Das Museum MMMAC – Museo dei Materiali Minimi d’Arte Contemporanea – in Paestum ist ein einzigartiges Museum, das sich der zeitgenössischen Kunst widmet und insbesondere mit der minimalistischen Kunstbewegung beschäftigt. Die Sammlung des Museums umfasst Werke, die mit reduzierten Materialien und Formen experimentieren und dabei die Grenzen der Kunstproduktion herausfordern. Durch seine innovative Präsentation und den Dialog zwischen Raum und Kunstobjekten lädt das MMMAC dazu ein, die Bedeutung von „minimalen“ Kunstmaterialien und -techniken neu zu überdenken.
Paestum
Dämmerung

Ich erreiche das Il Cannito wieder bei Dämmerung und genieße die letzten Sonnenstrahlen am Pool mit Blick auf die weite Natur. Hier können Körper und Geist neue Kraft tanken. Nachdem ich mich für den Abend fertig gemacht habe, wartet ein unvergesslicher Abend auf mich: Alle anderen Gäste sind abgereist und so bekomme ich von Nicola ein eigenes Menü kreiert, das ich bei Sonnenuntergang auf der Terrasse genießen darf. Ich bin sehr dankbar und lasse mich auf diesen besonderen Gaumenschmaus ein. Nicola serviert folgende drei extra leckeren Gänge:

  1. Spaghetti mit rotem Thunfisch-Bottarga aus dem Cilento, gekocht mit Schalotten, Petersilie und Zitrone.
  2. Goldmakrele aus dem Cilento, gekocht mit frischer Kirschtomate, Kapern aus Pantelleria, Oliven aus Taggiasca und Basilikum, gefüllte Kürbisblüten in Tempura und gebratene Scapece-Zucchini.
  3. Crumble von frischen Feigen aus dem Cilento und italienischer Zartbitterschokolade von 80%.
Abendessen
Goldmakrele

Danach falle ich ins Bett und träume vom Leben in Süditalien. Am nächsten Morgen verbringe ich die letzten Stunden unter der großen Eiche auf der Terrasse, die großzügigen Schatten spendet. Und dann heißt es leider Abschied nehmen, zu diesem besonderen Fleck und den dazugehörigen Menschen, mit der Hoffnung, dass ich irgendwann zurückkehren darf! 

Im Agriturismo in Italien
Landschaft

© Fotos: Cécile Meier

Cécile ist freie Autorin und Nachhaltigkeitsstrategin. Sie genießt das Reisen in vollen Zügen: Verschiedene Kulturen kennenzulernen, anderen Sprachen zu lauschen und dabei entweder am Meer oder in einer (Groß-)Stadt Neues zu entdecken, fasziniert sie immer wieder. Besonders liegen ihr die Geschichten und Intentionen der Good Travel Gastgeber:innen am Herzen.

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