Fünf nachhaltige Städte in Europa
Im Kontext der wachsenden urbanen Herausforderungen zeigen einige europäische Städte, wie man durch gezielte Maßnahmen und innovative Konzepte nicht nur die Umwelt schützt, sondern auch die Lebensqualität der Bewohner:innen steigert. Aber was macht eine Stadt eigentlich nachhaltig? In diesem Artikel stellen wir euch 5 europäische Städte vor, die durch ihre Vorreiterrolle in puncto Nachhaltigkeit beeindrucken.
1. Ljubljana
Ljubljana ist mit Abstand eine der nachhaltigsten Städte Europas und wurde bereits 2016 zur „European Green Capital“ gewählt. Zurecht, denn die slowenische Hauptstadt ist in Sachen Nachhaltigkeit ganz vorne mit dabei. So ist beispielsweise das Stadtzentrum von Ljubljana Autofrei und bietet stattdessen ein Selfservice-Fahrradverleihsystem, bei welchem Fahrten auf dem über 300 Kilometer langen Fahrradnetz der Stadt unter einer Stunde immer kostenlos sind. Außerdem steht ein kostenloses Elektrofahrzeug zur Verfügung, das speziell für ältere Menschen, bewegungseingeschränkte Personen und Tourist:innen konzipiert ist. Die verkehrsfreie Fläche in der Innenstadt ist mit 12 Hektar übrigens die größte in der gesamten Europäischen Union.
Ljubljana hat auch beim Abfallmanagement die Nase vorn: Mit 70 % hat die Stadt die höchste Trennquote von Haushaltsabfällen in der EU. 2014 wurde Ljubljana außerdem zur ersten europäischen Hauptstadt, die auf das Ziel Zero Waste hinarbeitet. Durch ein Tür-zu-Tür-Abholsystem für Bio-Abfälle, die Reduzierung der Abholfrequenz für Restabfälle und eine starke Kommunikationsstrategie zur Förderung von Prävention und Wiederverwendung hat die Stadt die Abfallmenge um 15 % gesenkt und die Recycling- und Kompostierungsquote auf 68 % erhöht.
Auch das Wasser in Ljubljana ist sauber und in der Stadt stehen über 30 Trinkbrunnen zur Verfügung. In den vergangenen fünf Jahren wurden in der Stadt auch über 3.500 neue Bäume gepflanzt. Zudem sind 46 % der Stadtfläche von autochthonem Wald bedeckt, 75 % aller Flächen sind grün, und mehr als 20 % der Flächen sind geschützt.
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2. Oslo
Auch die Norwegens Hauptstadt ist in puncto Nachhaltigkeit relativ gut aufgestellt. Die Europäische Kommission hat Oslo für 2019 zur Umwelthauptstadt Europas ernannt. Besonders hervorzuheben ist Oslos Vorreiterrolle im Bereich der Elektromobilität. Im Jahr 2023 waren 82 % der in Norwegen verkauften Neuwagen Elektrofahrzeuge. Mit über 3.000 öffentlichen Ladestationen verfügt die Stadt über eines der dichtesten Netze in Europa. Anreize wie günstigeres Parken und gesenkte Mautgebühren für Elektroautos haben den Umstieg auf umweltfreundliche Fahrzeuge deutlich gefördert.
Ein weiteres Beispiel für Oslos Engagement ist das vorbildliche Abfallmanagement. Die Stadt verarbeitet 50 % ihres Abfalls in Anlagen, die daraus Energie und Wärme für Haushalte gewinnen. Gleichzeitig hat Oslo umfassende Recyclingprogramme und verfolgt eine langfristige Zero-Waste-Strategie. Die Stadt im Norden investiert zudem stark in den Ausbau erneuerbarer Energien, vor allem durch die Nutzung von Wasserkraft, die den Großteil des städtischen Energiebedarfs deckt.
Oslo ist eine der am schnellsten wachsenden Hauptstädte Europas und hat in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Bauprojekte realisiert, bei denen Nachhaltigkeit im Vordergrund stand. Ein Viertel mit dem Namen Vulkan wurde beispielsweise auf einem ehemaligen Industriegelände am Akerselva-Fluss errichtet und dient als Vorzeigeprojekt für nachhaltige Stadtplanung – mit Geothermiebrunnen, Solarpanelen an den Fassaden und innovativen Systemen zur Energierückgewinnung in den Hotels.
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3. Valencia
Valencia hat sich in den letzten Jahren zu einer der nachhaltigsten Städte Europas entwickelt, dank einer Vielzahl von Initiativen, die sowohl den Umweltschutz als auch die Lebensqualität der Bürger:innen in den Vordergrund stellen. So kam es, dass sie 2024 ebenfalls mit dem Titel „European Green Capital“ ausgezeichnet wurde.
Valencia verfügt über 5 Millionen Quadratmeter Grünfläche, und laut einem Bericht der Europäischen Kommission leben 97 % der Einwohner in weniger als 300 Metern Entfernung zu einer größeren Grünanlage. Eine davon ist der Turia-Park, eine der größten städtischen Grünflächen Europas, die auf einem ehemaligen Flussbett angelegt wurde. Dieser 9 Kilometer lange Park bietet nicht nur Freizeitmöglichkeiten für die Bewohner:innen, sondern verbessert auch die Luftqualität und reduziert die Temperaturen in der Stadt. Darüber hinaus trägt der Park erheblich zur Biodiversität bei, indem er Lebensräume für verschiedene Pflanzen- und Tierarten schafft.Valencia hat außerdem in ein umfangreiches Netz von Fahrradwegen investiert, das mittlerweile über 200 Kilometer umfasst, und fördert mit Bike-Sharing-Programmen die Nutzung von Fahrrädern als alltägliches Verkehrsmittel. Valencia hat kürzlich auch ein bahnbrechendes erneuerbares Energieprojekt gestartet. Die Initiative, genannt „Requiem in Power“ (RIP), umfasst die Installation von Tausenden Solarpanelen auf verschiedenen Friedhöfen der Stadt, um einen einzigartigen grünen Energie-Hub zu schaffen.
Im Oktober 2024 brachte eine schwere Flutkatastrophe Valencia an seine Grenzen. Trotz grüner Infrastruktur und den vielen Parks als natürlichen Wasserspeichern waren die Regenmengen so extrem, dass Straßen und Gebäude überflutet wurden und leider auch zahlreiche Menschen ums Leben kamen. Diese Ereignisse verdeutlichen, dass auch nachhaltige Städte zunehmend vor Herausforderungen durch den Klimawandel stehen.
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4. Hamburg
Hamburg ist im Nachhaltigkeits-Business sowas wie ein alter Hase, hat es die Auszeichnung „European Green Capital“ bereits für das Jahr 2011 erhalten. Auf diesem Titel ruht sich die Hansestadt jedoch nicht aus, sondern macht auch weiterhin viel für viel für den Umwelt- und Klimaschutz. Beim Abfallmanagement beispielsweise: Die Stadt hat eine Recyclingquote von über 50 % und konnte im Jahr 2020 128 kg CO₂ durch Getrenntsammlung pro Einwohner:in einsparen.
Auch bei der Stadtplanung legt Hamburg großen Wert auf zukunftsorientierte Konzepte. Mit Projekten wie der HafenCity, dem größten innerstädtischen Bauprojekt Europas, nutzt die Stadt auf 157 Hektar ehemalige Hafenanlagen für die Stadtentwicklung im Herzen der Innenstadt. Die HafenCity dient als Vorbild für eine Stadtentwicklung, die soziale Integration und ökologische Aspekte miteinander verknüpft. Hier zeigen innovative Konzepte wie Smart Mobility, ein spezielles Umweltzeichen für Gebäude und die Förderung der Lebensqualität für alle, den Weg in eine nachhaltige Zukunft.
Hamburg ist außerdem die Stadt mit den meisten Grünflächen in Deutschland. Über 70 Prozent beträgt der Anteil der Flächen mit Vegetation innerhalb der Stadtgrenzen. Auch In Sachen Begrünung macht Hamburg ebenfalls einiges. So wurde beispielsweise das Projekt „Grüne Wände“ initiiert, bei dem begrünte Fassaden in urbanen Gebieten gefördert werden, um das Stadtklima zu verbessern und die Luftqualität zu erhöhen.
Schließlich fördert Hamburg auch aktiv die Bürgerbeteiligung und das Umweltbewusstsein. Initiativen wie „Zukunftsrat Hamburg„, ein öffentliches Forum, das Bürger:innen, Wissenschaftler:innen und Expert:innen zusammenbringt und sich mit den Sustainable Development Goals für ein zukunftsfähiges Hamburg einsetzt.
5. Vilnius
Die Hauptstadt Litauens wurde kürzlich dank ihres starken Engagements für Nachhaltigkeit und der realistischen, praxisnahen Herangehensweise zur „European Green Capital“ für das Jahr 2025 gewählt.
Vilnius hat seine Emissionen bereits erfolgreich durch den Ausbau erneuerbarer Energien und die Modernisierung der Heizungsinfrastruktur gesenkt, mit dem Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden. Gleichzeitig setzt die Stadt auf starkes Bürger:innenengagement und stellt das Wohl der Einwohner:innen in den Mittelpunkt. Innovativ ist vor allem der technikorientierte Ansatz der Stadt: Über eine App können die Bürger:innen aktiv an der Stadtplanung teilnehmen.
In puncto nachhaltiger Verkehr setzt Vilnius stark auf Elektrobusse. Die Stadt hat bereits mehrere elektrische Buslinien eingeführt, die umweltfreundliche Mobilität fördern und den öffentlichen Nahverkehr effizienter gestalten.
Die Stadt fördert außerdem das Wachstum gesunder Wiesen durch nachhaltige Mähmethoden, die verhindern sollen, dass Unkraut und invasive Pflanzen Fuß fassen, während gleichzeitig lokale Pflanzenarten gedeihen können. Darüber hinaus geht Vilnius das Problem der Luftverschmutzung effizient an. Seit Juni 2023 wird das Verbrennen von Kohle und Torf in der Stadt verboten. Die baltische Stadt investiert zudem in energieeffiziente Gebäude, überwacht die Luftqualität genau und stellt sicher, dass diese Informationen den Einwohner:innen leicht zugänglich gemacht werden.
Klar ist, dass jede dieser Städte noch viel mehr für eine lebenswerte Zukunft macht, als das, was wir hier aufgelistet haben. Und klar ist auch, dass es noch viele andere Städte innerhalb Europas gibt, deren Engagement im Bereich der Nachhaltigkeit groß ist. Welche Städte kennt ihr noch, die innovative Konzepte umgesetzt haben? Welche Initiativen haben euch besonders beeindruckt, und wie tragen diese Städte dazu bei, die Lebensqualität ihrer Bewohner*innen zu erhöhen und gleichzeitig umweltfreundlich zu agieren?
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Nadine Pinezits
Nadine ist freiberufliche Redakteurin und Texterin. Sie lebt in Österreich und pendelt zwischen Salzburg und Wien. Sie ist somit entweder in den Bergen oder im Großstadtdschungel unterwegs, versucht aber gleichzeitig, so viel Zeit wie möglich in ihrem Herzensland Portugal zu verbringen.
Wiebke Würflinger
Angesichts der Flutkatastrophe in Valencia erscheint der Artikel zu wenig auf Aktuelles recherchiert.