Kostenlos reisen? Fünf alternative Urlaubs-Konzepte
Mit House- oder Petsitting, Haustausch, Urlaub gegen Hand oder Couchsurfing könnt ihr nicht nur Kosten bei eurer Urlaubsunterkunft sparen, sondern auch wie echte Locals leben. Unsere Autorin Ina stellt euch fünf alternative Konzepte vor, bei denen Urlaub nicht allein mit Geld aufgewogen wird.
Ein fremdes Land bereisen, eine neue Sprache lernen, die Welt aus der Perspektive der Locals sehen und dabei einen möglichst geringen ökologischen Fußabdruck hinterlassen: immer mehr Menschen möchten ihren Urlaub authentisch und mit gutem Gewissen verbringen. Auf unserer Good Travel Plattform findet ihr zahlreiche Unterkünfte von Gastgeber:innen, die euch genau das ermöglichen. Doch nicht jede:r hat das nötige Kleingeld für einen nachhaltigen Urlaub in einem Hotel, einer Pension oder einer Ferienwohnung. Und manchen graut es sogar bei der Vorstellung, in ihrer arbeitsfreien Zeit so gar nichts zu tun zu haben. Mit den folgenden, alternativen Urlaubs-Konzepten könnt ihr günstig, authentisch und zugleich nachhaltig verreisen.
1. Günstig urlauben mit House- und Petsitting
Manche Menschen leben an Orten, wo andere gerne Urlaub machen möchten. Mit Housesitting wird daraus Realität. Denn viele Hausbesitzer:innen wünschen sich für die Zeit, in der sie selbst einmal verreisen, jemanden, der auf ihr Zuhause aufpasst. Als Gegenleistung für kostenlosen Wohnraum erwarten sie von ihren Gästen, dass diese ihr Haus pfleglich behandeln und beispielsweise den Garten regelmäßig bewässern. Zählt auch die Betreuung von Haustieren zum Deal mit dazu, dann spricht man auch von Petsitting. Beide Konzepte erfordern im Vorhinein sehr klare Absprachen, eine ehrliche Kommunikation über die jeweiligen Erwartungen und auch eine gesunde Portion Vertrauen. Auf den gängigen Vermittlungsplattformen (siehe unten) pflegen beide Seiten daher ihre Profile und werden nach erfolgten Sits bewertet. Außerdem ist es nicht unüblich, dass die Haus(tier)besitzer:innen und Sitter vor der Übergabe einige gemeinsame Tage im Haus verbringen.
Wo findet man House- und Petsitting-Angebote und was kostet das?
- www.trustedhousesitters.com (Kosten 119 – 239 Euro pro Jahr)
- www.housecarers.com (Kosten 50 USD pro Jahr)
- www.mindmyhouse.com (Kosten 29 USD pro Jahr)
- www.nomador.com/de (Kosten 79 – 179 Euro pro Jahr oder 29 Euro für 3 Monate)
2. Kostenloser Urlaub per Haustausch
Anders als beim Housesitting tauschen beim Haustausch Haus- oder Wohnungsbesitzer:innen für einen bestimmten Zeitraum ihre Räumlichkeiten. Das schafft Vertrauen, denn beide Seiten gehen in dieser Zeit das gleiche Risiko ein. Genau wie beim Housesitting kann auch Tier- und Gartenpflege zum Tausch mit dazugehören. Allerdings ist es unter Umständen nicht so einfach, ein Match zu finden, bei dem die persönlichen Interessen und das jeweilige Urlaubs-Timing zusammenpassen. Deshalb bieten einige Plattformen eine Mischform aus Housesitting und Haustausch an. Dabei wird man Teil einer Community, innerhalb der man mit jeder Nacht, in der man sein Haus anderen Mitgliedern zur Verfügung stellt, Punkte verdient. Diese Punkte kann man dann innerhalb der gesamten Community gegen Übernachtungen eintauschen.
Wie findet man das perfekte Haustausch-Match und was kostet es?
- www.homeexchange.com/de (Kosten: 160 Euro pro Jahr, direkter Haustausch oder Teilnahme am Punkte-System per Guestpoints)
- www.homelink.de (Kosten: ab 169 Euro pro Jahr, nur direkter Haustausch)
- www.noadexchange.com (Kosten: 120 Euro pro Jahr, Community-System mit Credits)
3. Mithilfe erwünscht: Urlaub gegen Hand
Bei Urlaub gegen Hand helfen Reisende ihren Gastgeber:innen für einige Stunden pro Woche und dürfen im Gegenzug kostenlos bei ihnen wohnen. In der Regel sind die Hosts während des Aufenthalts also anwesend und wollen auch mit ihren Gästen interagieren. Verpflegung ist je nach Absprache im Deal ebenfalls mit enthalten. Worin genau die Gegenleistung der Reisenden besteht wird individuell vereinbart. Beispieltätigkeiten sind Gartenarbeiten, Erntehilfe, Heimwerken, Tier-, Kinder- oder Seniorenbetreuung, Kochen oder Hausarbeit. Wie auch beim Housesitting sind aussagekräftige Profile und klare Absprachen im Vorhinein der Schlüssel zum erfolgreichen Urlaub gegen Hand.
Wo findet man passende Gastgeber für Urlaub gegen Hand und was kostet das?
- www.workaway.info/de (Kosten: 49 USD für Einzelpersonen, 59 USD für Paare)
- www.holiday4help.com (kostenfrei)
- www.wwoof.net (Fokus auf Ökologische Landwirtschaft – jedes Land hat eine eigene Landesorganisation die jeweils eine Mitgliedschaftsgebühr erhebt. Je Organisation beläuft sich die Gebühr auf 15 – 40 Euro. Es gibt auch eine günstige Option für Partner- oder Familienmitgliedschaften)
4. Mitsegeln: Hand gegen Koje
Hand gegen Koje ist eine Spezialform des Urlaubs gegen Hand. Dabei dürfen Gäste auf einem Boot mitsegeln und beteiligen sich im Gegenzug an den an Bord anfallenden Arbeiten. Das kann aktives Mitsegeln und bei längeren Überfahrten die Übernahme von Tag- und Nachtwachen sein, betrifft aber je nach Absprache auch eventuell anfallende Reparaturen oder das Kochen für die Crew. Üblicherweise gibt es eine Bordkasse, in die alle Mitglieder einzahlen und aus der die Kosten für Kraftstoff, Hafen-Gebühren und Verpflegung bezahlt werden. Oft inserieren auf den Plattformen auch Langzeitsegler:innen, um sich auf diese Weise etwas dazuzuverdienen. Doch Vorsicht: solche Angebote sind nicht immer legal. In den meisten Ländern dürfen Privatpersonen ohne gesonderte Lizenz keine zahlenden Gäste mit an Bord nehmen.
Wo findet man Angebote für Koje gegen Hand?
5. Mit Couchsurfing und Co. kostenlos übernachten
Couchsurfing ist eine Community, innerhalb derer Privatpersonen Reisenden kostenlos einen Schlafplatz anbieten. Das muss nicht zwangsläufig die Couch im Wohnzimmer, sondern kann auch eine Matratze auf dem Boden, ein freies Gästezimmer oder gar eine ganze Etage mit eigenem Bad sein. Durch den direkten Kontakt mit den Gastgeber:innen bietet sich hier die Möglichkeit für ein besonders authentisches Urlaubserlebnis, aus dem Freundschaften fürs Leben entstehen können. Couchsurfing.com bietet auch eine Verifikations-Funktion an, bei der Adresse, Telefonnummer und Ausweisdaten verifiziert werden. Inzwischen gibt es mehrere Anbieter, doch Couchsurfing.com hat die meisten Mitglieder.
Auf welchen Plattformen findet man Couchsurfing-Gastgeber:innen und was kostet das?
- www.couchsurfing.com (Kosten: 2,89 Euro pro Monat oder 14,50 Euro pro Jahr)
- www.bewelcome.org (kostenlos)
- www.hospitalityclub.org (kostenlos)
Wie nachhaltig ist Urlaub gegen Hand, Housesitting, Couchsurfing und Haustausch?
Zum Schluss noch ein paar Gedanken zum Thema Nachhaltigkeit. Alternative Urlaubsunterkünfte, die man über House- und Petsitting, Couchsurfing, Haustausch oder Urlaub gegen Hand Portale findet, schonen Ressourcen. Denn bei allen Konzepten werden Räumlichkeiten genutzt, die sowieso schon existieren. Das ist wesentlich nachhaltiger als etwa der Bau von neuen Bettenburgen, bei dem im schlimmsten Fall Ökosysteme zerstört und einst biodiverse Flächen versiegelt werden. Dennoch sind diese alternativen Konzepte kein Ersatz, sondern eher eine Ergänzung für gewerblichen Tourismus. Denn wie zahlreiche unserer Good Travel Gastgeber:innen beweisen, kann auch kommerzieller Tourismus sanft, rücksichtsvoll und im Einklang mit der Natur gestaltet werden. Folgende Good Travel-Unterkünfte bieten teilweise auch die Möglichkeit Urlaub gegen Mithilfe zu machen oder bieten sehr günstig Übernachtungen an:
- Ilha da Tartaruga in Portugal
- Nasets Marcusgard in Schweden
- Montanema Handmade Village in Griechenland
- Finca Foyeta in Spanien
- Novanta in Italien
- Hafsrod in Norwegen
- Gut Neuwerk in Deutschland
Obwohl Tourismus vielerorts negative soziale und ökologische Auswirkungen hat, erzielen Betreiber:innen von Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen Einkommen, mit dem sie lokale Arbeitsplätze und Unternehmen fördern können. Besonders bei Urlaub gegen Hand hingegen kann es vorkommen, dass potenzielle lokale Arbeitsplätze durch Freiwilligenarbeit ersetzt werden. Beschäftigt euch daher intensiv mit den Profilen der Gastgeber:innen und lest ihre Bewertungen aufmerksam durch. Wenn ihr Inserate findet, die den Eindruck erwecken, dass jemand nur kostenlose Arbeitskräfte anheuern will, nehmt lieber Abstand davon.
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Ina Hiester
Ina ist digitale Nomadin und reist zu Wasser und zu Lande durch Europa. Dabei hält die Journalistin stets Ausschau nach besonderen Orten für Good Travel, philosophiert in ihrer Kolumne über das Reisen, fotografiert, musiziert und schreibt Artikel zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen aller Art.
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