Second Hand, Leihangebote und Upcycling
Wir haben für euch unsere liebsten Shops, Ideen und Innovationen zusammengestellt, bei denen ihr lauter schöne oder nützliche Dinge bekommt und gleichzeitig die Umwelt schont. Denn jede:r Verbraucher:in kann mit bewussterem Konsum einen Beitrag leisten und den Verbrauch von Rohstoffen und Energie sparen und Emissionen reduzieren. Im besten Fall entsteht bei zirkulären Produkten gar kein Abfall mehr und sie können permanent im Einsatz bleiben. Rebecca Tauer vom WWF Deutschland sagt: „Mit einer umfassenden zirkulären Wirtschaft sparen wir bis zum Jahr 2045 fast ein Drittel der Treibhausgasemissionen, Ressourcen und Landfläche ein.“ Also viel Spaß beim Teilen, Ausleihen und Wiederverwenden.
Eine Suchmaschine für Flohmarktmuffel
Bei Faircado handelt es sich um eine kostenlose Browser-Erweiterung, die simultan zur gestellten Suchanfrage das Netz nach gebrauchten Alternativen prüft. Dabei greift das Tool bei der Suche auf 55 Second Hand-Plattformen mit über zehn Millionen Produkten zurück. So sieht man sofort unterschiedliche preloved-Optionen für den gesuchten Gegenstand. Diese Erfindung hat der Belgierin Evoléna de Wilde d’Estmael und ihrem Co-Geschäftsführer Ali Nezamolmaleki 2022 sogar einen Preis der Bundesregierung eingebracht. Laut Faircado spart man beim Second Hand-Kauf bis zu neunzig Prozent der Emissionen, die bei der Neuproduktion entstanden wären und bis zu siebzig Prozent des Originalpreises. Das hilft der Umwelt und schont den Geldbeutel gleichzeitig.
Richtig schöne Dinge für Kinder ausleihen, so lange man sie braucht
Kristina und Manuel Heinemann aus Berlin haben Nomadi gegründet, weil sie sich eine solche Option als Eltern von drei Kindern gewünscht hätten. Eine digitale Plattform mit richtig schönen Spielsachen und Gebrauchsgegenständen zum Ausleihen, die man dann wieder zurückgeben kann, wenn sich die Interessen oder Bedürfnisse verändert haben. So kann sich jede:r schöne Dinge für ihre/seine Kinder leisten, ohne ein Vermögen dafür auszugeben und ohne jede Menge ausgemusterte Dinge in der Wohnung oder im Keller rumstehen zu haben. Im Angebot sind zum Beispiel Hochstühle und Buggys, Spielküchen, Steckenpferde oder Bauklötze. Alles wird nach der Rückgabe sorgfältig gereinigt und repariert, bevor es wieder neu ausgeliehen werden kann
EIN GUTES GEWISSEN FÜR FASHION VICTIMS
Für Menschen, die Mode lieben und gleichzeitig wissen, dass die meisten Labels immer noch nicht fair, ressourcenschonend und nachhaltig produzieren gibt es die Kleiderei – als innovativer Gegenentwurf zur sogenannten Fast Fashion (Mode, die trendbezogen designt und möglichst günstig produziert und verkauft wird). Gegründet wurde die Kleiderei bereits 2012 als erstes Fashion-Sharing-Modell Deutschlands in Hamburg. Heute gibt es Geschäfte in Berlin, Köln, Freiburg und Stuttgart. Durch das Teilen von Kleidern mit anderen in der Community wird nicht nur die Lebensdauer und Nutzung aller Stücke verlängert, es kommt auch immer wieder Abwechslung in den eigenen Kleiderschrank. Neben den Second Hand-Kleidungsstücken gibt es auch ein paar ausgewählte neue Modelle von angesagten Eco-Labels. Nachhaltigkeit und Mode sollen und können Spaß machen.
NACHBARSCHAFTSHILFE MIT COOLEN STICKERN
Eine echt findige Idee kommt aus der Schweiz und betont den Nachbarschaftsgedanken. Wer kennt das nicht, man macht einmal im Jahr Raclette und den Rest des Jahres fallen einem wahlweise die Schälchen beim Öffnen des vollen Küchenschranks auf den Kopf oder man kommt gar nicht an das Gerät dran, weil das ebenso stiefmütterlich behandelte Waffeleisen den Weg versperrt. Pumpipumpe hat eine ebenso praktische wie charmante Lösung für dieses Alltagsproblem gefunden – fünfzig Aufkleber mit Piktogrammen von Gegenständen für den Briefkasten (für einmalig sieben Euro). So zeigst Du deinen Nachbarn, was Du gerne verleihst. Von A wie Abo bis Z wie Zelt. Auf den Aufklebern gibt zum Beispiel ein Gummiboot, Pasta-Maschine, Diskokugel, Schlitten, Bügelbrett, Bohrer, Rasenmäher, Beamer oder Gitarre. Fünf Blanko-Sticker für Ergänzungen gibt es auch. Und so kommt man sicher schnell mit den Nachbarn ins Gespräch, die vielleicht noch ganz andere Schätze aus ihrer Besenkammer ziehen. Zusätzlich gibt es noch eine digitale Europakarte – sozusagen für die erweiterte Nachbarschaft – mit Dingen, die Menschen in deiner Umgebung gerne verleihen.
Wie aus alten Autos neue Abenteuer werden
Das Kölner Start-up Airpaq hat 2022 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen. Aus recycelten Airbags, Sicherheitsgurten und Gurtschlössern werden hier coole und wasserfeste Rucksäcke gestaltet, die garantiert zu 70-85 Prozent (je nach Materialverfügbarkeit) aus recyceltem Material bestehen. Dieses bekommt die Firma von Schrottplätzen oder es ist die Ausschussware eines großen Herstellers von sogenannten automotiven Sicherheitssystemen. Und natürlich kann man den Rucksack am Ende des Gebrauchs auch wieder zurückgeben, wodurch die Materialien der Kreislaufwirtschaft erhalten bleiben. So kann die Reise für das Material bestenfalls immer weitergehen.
© Fotos: Unsplash / girl-with-red-hat
Geraldine Voss
Geraldine arbeitet als freie Autorin für Good Travel und hat gerade eine Ausbildung zur Nachhaltigkeitsmanagerin absolviert. Nach zwanzig spannenden Jahren beim Film, widmet sie sich jetzt hauptberuflich ihren anderen Leidenschaften – Reisen, Essen und Design.
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