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Wandern in Italien

Wanderabenteuer in Mittelitalien

Schon zu Goethes Zeiten war Italien, das Land wo die Zitronen blühen, der Sehnsuchtsort vieler Reisender. Am Ende des 18. Jahrhunderts galt es in Künstlerkreisen außerdem als schick, große Teile des Weges auf Schusters Rappen zurückzulegen. Denn wie jede Wanderin und jeder Wanderer längst weiß: der erwanderte Weg in die Ferne ist auch immer ein Weg zu sich selbst. Und dorthin muss nun mal ein jeder Künstler streben. Das Wandern war für Goethe also eine Fortbewegungsart mit mannigfaltigem Nutzen, die auch heutzutage bei vielen Deutschen noch sehr beliebt ist.

In der italienischen Sprache gibt es für „wandern“ übrigens kein Wort. Spazieren gehen, also „passeggiare“ ist zu schwach. „Caminare lontano“: „weit gehen“ entspricht dem Wandern ebenfalls nicht wirklich. Am ehesten noch „fare una escursione“, was aus dem lateinischen kommt und damals „einen Ausfall machen“ bedeutet. Es wird heute im Sinne von „Wanderung machen“ oder „Ausflug machen“ genutzt.

Die etwas andere Wanderkultur

Wenn man diesen sprachlichen Aspekt bedenkt, wird einem vielleicht auch klar, dass Wandern in Italien anders ist als in manchen anderen Ländern. Zum einen sind die autofahrenden Italiener weit weniger auf Fußgänger auf den Straßen eingestellt als beispielsweise auf perfekt ausgestattete Radler auf Giro-di-Italia-fähigen Rennrädern. Zum anderen kommt es auch mal vor, dass im Reiseführer angegebene Wanderwege nur in dicht zugewachsene Macchia führen. Obwohl zwischen den Dornen irgendwo sogar ein als Wanderwegskennzeichnung zu erahnendes Schild hängt.

Da bleibt dem Fortschreitewütigen nur übrig, auf vorgezeichnete Wege zu pfeifen. Mutig zweigt man also von der gepflasterten Hauptstraße auf die sogenannte „Strada biancha“ (weiße Straße) ab. Weiter geht es durch silbern glitzernde Olivenhaine, begleitet vom Musizieren der Zikaden. Auf ins echte Abenteuer.

Strada bianca oder weiße Straße

Doch dann steht man nach drei, vier Kurven plötzlich wieder in einer Sackgasse, vor einem verschlossenen Hoftor. Oder auch unverschlossen. Im ungünstigen Fall mit einem frei herumlaufenden Hofhund. Auf jeden Fall heißt es umkehren, ob in Ruhe oder in Panik, und bei der nächsten Abzweigung sein Glück erneut versuchen. Auch das ist ein Weg zur Selbsterkenntnis.

Wenn die nächste Sackgasse dann glücklicherweise ausbleibt und die Hoffnung wieder auflebt, ist dagegen eventuell eine wilde Müllablagefläche nicht weit. Denn seit auch in Italien überall eine meist eher kompliziert organisierte rigide Mülltrennung eingeführt wurde, finden sich leider wieder vermehrt volle Mülltüten an einsamen Wegesrändern. Hier bleibt nichts als geflissentlich wegschauen und einen Bogen drum herum machen.

Wandern gehen auf eigene Faust wird hier zum Abenteuer

Wandern gehen in Italien gleicht mehr einem Abenteuer, welches mitunter auch frustrierend sein kann. Doch wer mutig allen Unwägbarkeiten trotzt und sich seinen Weg erwandert, der wird natürlich mit wunderbaren Landschaften und Aussblicken belohnt. Und wer sich am Ende zur Belohnung in Trattoria, Osteria oder Agriturismo eine regionale Mahlzeit gönnt, der kommt sicher auf seine Kosten. Nicht umsonst ist Italien schon immer ein Sehnsuchtsland gewesen.

Beobachtungen durchs Fernglas
Wandern in den Bergen Italiens

Schön also, dass Wandern auch hier so langsam in Mode kommt. Vermehrt gibt es von Wanderführern geleitete längere Spaziergänge. Hier kann man die Landschaft ohne böse Überraschungen genießen. Zum Beispiel bietet Ogni Passo Gruppen-oder Firmenwanderungen durch umbrische Naturschutzgebiete und auf Anhöhen mit überwältigenden Ausblicken (Seite auf Italienisch). So soll die Wertschätzung für das eigene Land wieder höher gehoben werden.

Ein ganz besonderes Projekt ist auch Ammappalitalia! Einige junge Italiener sind seit circa 7 Jahren in eifriger Kleinarbeit  dabei, sich ihr Italien zu Fuß zurück zu erobern. Auf dem kollektiven Blog Ammappalitalia.it kann jeder, der einen Fußweg kennt mitmachen (ebenfalls auf Italienisch). Sei es ein Maultier- oder Trampelpfad, eine Wanderroute oder sonst irgendein Weg, den vielleicht wirklich nur Ortsansässige kennen können, es geht ganz einfach: Block und Stift und Fotoapparat mitnehmen, loslaufen und den Weg beschreiben. Und das dann auf der Website hochladen und für alle zugänglich machen. So soll das Land nach und nach wieder flächendeckend zu Fuß erfahrbar gemacht werden.

Denn immer mehr junge Italiener verstehen, dass die Pflege von Natur und Umwelt und von alten Traditionen durchaus erstrebenswert ist. So bilden sich moderne Co-Housingformen wie z.B. im Casale Bosco Alto in Roccantica (Seite nur auf Italienisch). Und obwohl natürlich die urdeutsche Idee des Schrebergartens in den italienischen Städten nie angekommen ist gibt, kommen auch hier so langsam die ersten Gemeinschaftsgartenprojekte auf, wie z.B. die Biofarm Orto, in Rom (ebenfalls auf italienisch).

Umdenken
Umdenken

Die Sehnsucht nach Italien, dem Land der bunten Gemüsevielfalt, hat dich gepackt und du möchtest die Natur- und Kulturschönheiten des Landes erleben? Schöne Unterkünfte für deinen Urlaub in Mittelitalien, von denen aus sich die Landschaft wunderbar erwandern lässt, findest du wie immer auf Good Travel.

Tania arbeitet als freie Autorin für Good Travel und lebt mittlerweile wieder ganz gerne in ihrer Geburtsstadt München. Sie kann sich aber auch gut vorstellen, nochmal ganz woanders hin zu gehen und ganz was anderes zu machen.

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