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Reisedokus

Fünf zeitlose Reisedokus, die für Fernweh sorgen 

Meine Affinität zu Reisedokus, die letztlich ja immer auch Abenteuergeschichten sind, habe ich schon seit Kindertagen. Mich fasziniert der Mut der Weltenbummler:innen ins Ungewisse aufzubrechen und ich finde es unglaublich spannend, was das lange Unterwegssein mit Menschen macht.

Manche der hier vorgestellten Protagonisten:innen reisen alleine, manche als Paar oder als Familie. Manche sind zu Fuß, andere mit dem Flugzeug oder dem Fahrrad unterwegs. Spannend sind alle Geschichten und allen ist das Staunen über diese schöne Welt und ihre tollen Bewohner gemeinsam.

 1.    WEIT (2017) – als Paar beziehungsweise Familie per Anhalter um die Welt

Meine Lieblings-Reisedokumentation WEIT von Gwen Weisser und Patrick Allgaier war der Kino-Überraschungshit des Jahres 2017. Das Videotagebuch der beiden mit über 500 Stunden Material von ihrer dreieinhalbjährigen Weltreise ist meines Erachtens ein zutiefst optimistischer Film. Das Paar wollte ohne jemals in ein Flugzeug zu steigen einmal um die Welt reisen. Sie legen so über 100.000 Kilometer zurück, die letzten tausend Kilometer nach Freiburg laufen sie von Barcelona aus sogar zu Fuß. Ausgestattet mit ganz viel Neugier machen sie sich mit Zelten bepackt und trampend auf die Reise und erleben jede Klimazone, kleine Tiefpunkte, zauberhafte Momente und große Wunder. Auf der Reise werden sie Eltern ihres ersten Kindes und lassen den Zuschauer auf angenehme Weise auch an dieser sehr intimen Reise teilhaben.

Das Paar reist so offen und unvoreingenommen durch die Welt und erzählt dabei so ungefiltert von ihren Begegnungen, dass es sich fast so anfühlt als sei man dabei. Mich berührt der Film jedes Mal zutiefst, weil er wirklich die Menschen in den Mittelpunkt stellt. Und dabei kommunizieren sie überall auf der Welt mit Gesten, Liedern, Blicken und einem Lächeln. Die beiden sagen über diese Erfahrung, sie haben Phantasie mit Erfahrung getauscht und das Unterwegssein zu ihrem Alltag gemacht.

Patrick und Gwen haben mittlerweile drei Kinder und bauen gerade eine ehemalige Klinik im Schwarzwald mit einigen Freunden und Mitstreiter:innen zu einem sozialen Mehrgenerationen-Wohnprojekt und Ausflugsziel aus. Zudem haben sie die Terran-Bewegung gegründet, die das Reisen ohne Flugzeug und einen geerdeten Lebensstil propagiert.

 

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Filme

2.    BESSER WELT ALS NIE (2018) – alleine mit dem Fahrrad um die Welt

Der damals fünfundzwanzigjährige Dennis Kailing macht sich 2015 mit dem Fahrrad – mehr oder weniger untrainiert – auf den Weg. Er fährt zwei Jahre lang über 43.600 Kilometer und bereist dabei 41 Länder. Meistens ist er alleine unterwegs, manchmal wohnt er ein paar Tage bei Menschen und ab und zu schließt er sich anderen Reisenden an. Was Dennis so sympathisch und authentisch macht, ist dass er sich immer auf die Menschen, ihre Bräuche und ihre Sprache einlässt. Gerade Kinder finden den jungen Typ auf dem Rad einfach cool. Wie bei allen Reisenden sind die meisten Leute sehr beeindruckt, wenn der oder die Reisende von seiner oder ihrer bereits zurückgelegten Strecke und den weiteren Reiseplänen erzählt. Zumal viele von ihnen noch nie weit gereist sind. Reisen ist und bleibt ein unglaubliches Privileg und dieser Film macht dies sehr deutlich. Dennis ist unterwegs den unterschiedlichsten Witterungen auf seinem Rad ausgesetzt und muss über sechzig Mal die Reifen wechseln. Manchmal will er aufgeben, aber er beschwert sich nie und radelt stattdessen einfach weiter ins nächste Abenteuer.

 

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Film: Besser Welt als nie

3.   REISS AUS (2019) – als Paar mit dem Jeep durch Afrika

Lena und Ulli wollen mit ihrem Jeep von Hamburg nach Südafrika fahren und sind insgesamt zwei Jahre unterwegs. Nach Südafrika schafft es das Paar zwar nicht, aber eine atemberaubende Reise durch den riesigen Kontinent machen sie dennoch. Sehr offen berichten sie von der mangelnden Privatsphäre, Krankheiten oder einfach schwierigen Momenten. Umso schöner sind hingegen ihre menschlichen Begegnungen vor allem mit neugierigen Kindern, denen Lena auch mal das Schwimmen beibringt. Vieles läuft anders als geplant und gleichzeitig genießen sie auch immer wieder die überraschenden Momente und die große Gastfreundschaft dieses unglaublichen Kontinents.

 

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Reiss aus - Abenteuerfilm

4.    LEAVING THE FRAME (2019) – als Paar mit dem Käfer durch Nordamerika

Die Doku von Maria, einer erfolgreichen deutschen Schauspielerin, und ihrem Mann Manu, der als Videograph arbeitet, über ihre Weltreise ist die cineastischste der hier vorgestellten Dokus. Die Bilder und Texte sind qua der Berufe der Protagonisten sehr professionell gefilmt und eingesprochen. Ihre fast 20.000 Kilometer lange Reise von Mexiko quer durch USA bis nach Neufundland, nach Kenia und Hawaii ist abwechslungsreich und spannend. Besonders berührend sind die authentischen Interviews mit echten Helden:innen, die in der Welt etwas bewegen wollen. Wie zum Beispiel Sister Mary Jane, die sich mit viel Humor und Herzlichkeit um Waisenkinder in Kenia kümmert und aktuell die Mittel für ein neues Waisenhaus sammelt.

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Filmabenteuer

5.    ÜBER GRENZEN (2021) – alleine mit dem Motorrad durch Asien

Gerade in Rente gegangen fällt Margot zu Hause die Decke auf den Kopf. Sie will lieber nochmal was erleben, als nur das Älterwerden abzuwarten. Fast zwei Jahre bereitet sie sich auf ihre geplante Reise akribisch vor. Sie macht Selbstverteidigungs- und Russischkurse, stellt Visumsanträge und macht eine genaue Streckenplanung. Am Ende wird sie in nur vier Monaten über 18.000 Kilometer mit einem Motorrad fahren und das Pamir-Gebirge und den Hindukusch erreichen. Dass auch ältere Menschen Reise- und Wanderlust haben und die Welt mutig und autark bereisen können, beweist dieser Film auf unglaublich authentische Weise. Margot bleibt bei allem, was ihr so begegnet unglaublich entspannt und humorvoll. Egal, ob ihr Gefährt schon nach sechzig Kilometer das erste Mal streikt oder es zwar ein Waschbecken in ihrer Bleibe gibt, aber kein Wasser. Auf der Strecke helfen ihr immer wieder Fremde, ihr Sohn via Telefon oder sie sich selbst mit YouTube-Tutorials, um das Motorrad zu reparieren. Sie sagt „Der Aufbruch ist das Schwierigste, das Unterwegssein ist leicht und schön.“ Es wird nicht ihre letzte Reise sein – kurze Zeit später reist Margot dann mit ihrem alten Benz nach Laos. Und mich stimmt es froh, dass Fernweh wohl niemals aufhört und einen immer wieder – mehr oder weniger abenteuerlich – aus der Komfortzone herausholt.

 

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Über Gremzen

Fotos: Unsplah / Julentto Photography, Screenshots der Dokumacher

Geraldine arbeitet als freie Autorin für Good Travel und hat gerade eine Ausbildung zur Nachhaltigkeitsmanagerin absolviert. Nach zwanzig spannenden Jahren beim Film, widmet sie sich jetzt hauptberuflich ihren anderen Leidenschaften – Reisen, Essen und Design.

4 Comments

  • Elisabeth+Klein-Altstedde

    😊❤ Geraldine begeistert mich immer wieder mit ihren wunderschönen Vorträgen.
    Ich freue mich jedesmal darüber. 💝

  • Markus

    Schaut euch „Anderswo – allein in Afrika“. Für mich die beeindruckendste Raddoku, vor allem aufgrund des Protagonisten Anselm. Dazu noch Biking Borders, einfach unfassbar toll …

    • Geraldine Voss
      Geraldine Voss

      Lieber Markus, danke für die tollen Tipps und frohes neues Jahr! Liebe Grüße, Geraldine

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