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Winter in Finland

Finnland authentisch erleben: bei FairAway mit Joseann und Riitta

Das Land authentisch in all seinen Facetten und abseits der üblichen Pfade zu entdecken – dafür steht der nachhaltige Reiseveranstalter FairAway. Möglich machen das über 40 Reiseexpert:innen vor Ort, die Reisenden besondere Orte zeigen, individuelle Reisewünsche erfüllen und die Brücke zu einheimischen Guides und spannenden Aktivitäten sind. Zwei davon sind Joseann und Riitta in Finnland – wir wollten von Joseann wissen, was eine nachhaltige Finnlandreise ausmacht, wie Tourismus die Welt verändern könnte und was sie und ihre Reisenden an Finnland besonders lieben.

Reiseexpertin für Finnland

Wie lange bist du schon im Tourismus tätig – und wie kam es dazu?

Ich bin 2003 aus beruflichen Gründen nach Finnland gezogen, nach Nordkarelien. Damals schrieb ich einen Blog und war dann 10 Jahre Autorin des Marco Polo-Reiseführers für die Finnland-Ausgabe. Bei der Ausbildung zur Stadtführerin in Helsinki habe ich Riitta Kiukas kennengelernt. Seitdem planen wir gemeinsam Finnland-Reisen für Menschen, die das Land nachhaltig bereisen und authentisch kennenlernen wollen.

Was mögen Reisende besonders an Finnland?

Die Weite und Wildnis der nordischen Natur: Finnland ist eines der ursprünglichsten Länder Europas, besteht fast zu 70 % aus Wald – und wir haben mehr als 70.000 Elche und 800 Braunbären. Das finnische Seengebiet und die Schärenlandschaft vor der Küste bieten einzigartige Naturerlebnisse. Ich empfehle außerdem immer, Finnland mindestens zweimal zu besuchen, denn wir haben sehr ausgeprägte Jahreszeiten: Wunderschöne, milde und sonnige Sommer, aber auch richtig knackige Winter mit viel Schnee.

Viele Reisende fasziniert auch die Kultur: Finnland ist aufgrund der Sprache und Mythologie völlig anders als der Rest Europas, fast ein bisschen geheimnisvoll. Aber auf der anderen Seite auch supermodern, designverliebt und bietet eine sehr hohe Lebensqualität.

Und natürlich ist da die finnische Saunakultur! Oft kommt die Frage, ob die Unterkunft auch eine Sauna hat (lacht). Dabei gibt es quasi keine Unterkunft ohne Sauna – auf so eine Idee würden finnische Gastgeber:innen gar nicht kommen.

Finnischer See

Eine Sauna am See gehört auch zu ihren persönlichen Lieblingsorten. Das können wir gut verstehen: Was gibt es Schöneres nach einem Tag in der Natur, als dort zu entspannen und danach ins kühle Nass zu springen? Apropos Lieblingsorte:

Hast du einen persönlichen Lieblingsort in Finnland?

Ich liebe stille Orte. Zum Beispiel das Freilichtmuseum Seurasaari in Helsinki oder die Cafés in den alten Holzhäusern, in denen die Zeit stehen geblieben ist. Tiefe Ruhe finde ich auch im Koli-Nationalpark: Die Stimmung hier ist sehr mystisch, nicht umsonst hat der Ort J.J.R. Tolkien zu seinem Buch „Herr der Ringe“ inspiriert.

Der Lieblingsort von Riitta, meiner finnischen Kollegin, ist ihr altes Bauernhaus in Südfinnland, das sie liebevoll restauriert hat. Dort empfängt sie auch Reisende, kocht mit ihnen, geht mit ihnen in die Natur und sie webt wunderschöne Stoffe – auch ein besonderer Ort, um zur Ruhe zu kommen.

Gibt es eine Erinnerung oder ein Feedback von Reisenden, was dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Es ist immer schön, wenn uns Gäste auf WhatsApp begeistert Fotos schicken. Gestern habe ich ein Bild bekommen von Reisenden, die auf ihrer Pilzwanderung mit unserem Guide vier Körbe voller Pilze aus dem Wald zurückgebracht haben – das gab ein tolles Abendessen! Die Leute lieben Touren mit unseren lokalen Guides, denn diese wissen einfach, wovon sie reden. Das schafft besondere Erfahrungen.

Reisen
statt
Tourismus

Was bedeutet „nachhaltiger Tourismus“ für dich?

Allgemein geht es bei Nachhaltigkeit ja darum, Ökologie, Ökonomie und Soziales so in Einklang zu bringen, dass unser Planet „nachhaltig“ auch für zukünftige Generationen bewahrt bleibt. Aber es geht auch darum, dass unsere Gäste unvergessliche und „nachhaltige“ Erlebnisse aus Finnland mit zurücknehmen. Darum spreche ich lieber vom Reisen als von Tourismus, es geht schließlich auch um die Reiseerfahrung entlang des Weges. Um individuelles Erleben und Begegnung auf Augenhöhe. Für Riitta ist daher besonders wichtig, dass die Routen schlüssig und verantwortungsvoll geplant sind, möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Sommer mit dem Fahrrad. Und natürlich werden alle Dienstleistungen von Locals bereitgestellt, damit unsere Reisen dazu beitragen, Land und Leute zu unterstützen.

Mit dem Rad durch Finnland

Finnlands Natur ist besonders – was wird unternommen, um sie zu schützen?

Viele Menschen haben in Finnland noch eine sehr enge Beziehung zur Natur: Sie verbringen viel Zeit draußen, bei ihren „Mökkis“ – den traditionellen Blockhütten –, gehen Pilze und Beeren sammeln, angeln, holen ihr Holz aus dem Wald. In Finnland gilt das „Jedermannsrecht“: Man darf sich in der Natur frei bewegen und sie für den Eigenbedarf nutzen. Und wer sie nutzen will, will sie auch schützen.

Pilze sammeln

Wir haben 41 Nationalparks, teils riesige Gebiete. Ein prominentes Beispiel für Naturschutz ist der Saimaa-See: Die Saimaa Robbe, die im Süßwasser lebt, gibt’s nur in Finnland. Finnland hat hier die Verantwortung, dass diese Robbe nicht ausstirbt und unsere Robbensafaris auf leisen e-Booten dürfen sie nicht stören.


An der Stelle ist Joseanns beruflicher Hintergrund als Diplom-Forstwirtin sehr hilfreich, um Reisenden die Zusammenhänge in der Natur näherzubringen. Sie erklärt uns, dass Land- und Forstwirtschaft im Wandel sind: Die intensive Nutzung der Wälder durch die Papierindustrie soll zurückgefahren werden und alternative, schonendere Waldnutzungsmodelle zukünftig die Biodiversität fördern und besser schützen. In der Landwirtschaft setzt Finnland auf regionale Sorten und Produkte, über 80 % der Lebensmittel stammen aus Finnland, Produkte sind rückverfolgbar, von hoher Qualität und lecker… besonders wichtig für unsere Gäste. Super interessant, gerne würden wir mehr darüber erfahren – und müssen uns zwingen, wieder zum eigentlichen Thema zurückzukommen.

Gemeinsam besser unterwegs in Finnland

Was ist Riita und dir wichtig bei der Auswahl von Unterkünften und Aktivitäten?

Wir nutzen ausschließlich lokale Anbieter, vorrangig Familienbetriebe, die das nationale Nachhaltigkeitslabel erhalten haben – damit sind Kriterien wie Mülltrennung, Energieversorgung und vieles mehr abgedeckt. Persönlicher, freundlicher Service, Qualität und Komfort und ein authentisches, stilvolles Ambiente sind für uns sehr wichtig. Wir achten darauf, dass Angestellte auch über die Hauptsaison hinaus beschäftigt werden. Nachhaltiges Reisen ist ein wichtiger Hebel dafür, dass Menschen in ländlichen, dünn besiedelten Gegenden bleiben und leben können. Kulinarische Erlebnisse buchen wir bei Betrieben, die mit lokalen Bauern, Bäckereien oder Kleinproduzenten zusammenarbeiten. Wir bevorzugen Biobetriebe, aber in Finnland ist Vieles auch ohne Biosiegel „Bio“, z. B. Fisch aus dem See und Beeren, Pilze oder Wild aus dem Wald.

Kann Reisen die Welt zum Positiven verändern?

Insgesamt denke ich schon. Wenn man auf einer solchen Reise einmal eine intensive Naturerfahrung erlebt hat – zum Beispiel nahezu lautlos mit dem Hundeschlitten durch die tief verschneiten, stillen Wälder gleitet –, trifft man in Zukunft hoffentlich ökologischere Entscheidungen und weiß das neu wertzuschätzen. Und es macht einen Unterschied, mit lokalen Guides unterwegs zu sein. Eine Schlittenfahrt mit dem Rentier kann man einfach buchen, aber wenn man mit den Einheimischen am Lagerfeuer über die Arbeit mit Rentieren spricht, versteht man, welche wichtige Rolle diese faszinierenden Tiere für die Kultur und die Natur spielen und was nachhaltige Reisen für die Lebensgrundlage bedeuten können.

Joseann und Riitta streben danach, immer den Grundsatz von Nachhaltigkeit zu berücksichtigen: Wenn die drei Aspekte der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – im Gleichgewicht sind, können Reisen etwas sehr Positives bewirken. Dafür steht auch FairAway, denn das ist die einzige Möglichkeit, eine lebenswerte Zukunft durch Reisen aktiv mitzugestalten. Apropos:

Schneeschuhwanderung in Finnland

Hast du einen persönlichen Tipp, was jede:r Reisende konkret für eine bessere Zukunft tun kann?

Sich Zeit nehmen und entschleunigen. Wenn man schon fliegt, sollte man länger vor Ort bleiben – so wird der CO2 Ausstoß auf mehr Tage verteilt und man kann sich auch viel tiefer auf das Land einlassen. Wir empfehlen auch häufig, mit dem Nachtzug nach Stockholm zu fahren und von dort weiter mit der Fähre nach Finnland. Dann hat die Seele genug Zeit, auf die lange Reise in den Norden mitzukommen ;-). Oder von Travemünde mit der Fähre nach Helsinki – da ist die Sauna an Bord im Preis inbegriffen. Ansonsten lohnt es sich, in der Nebensaison zu reisen. Das ist etwas günstiger und es gibt den Menschen vor Ort eine Chance, das ganze Jahr über etwas mit dem Tourismus zu verdienen.

Und noch ein kleiner praktischer Tipp mit großer Wirkung: Wir haben überall super Trinkwasser. Man muss keine einzige Plastikflasche kaufen!

Finnland in a nutshell

Was muss jede:r Finnland-Reisende gemacht haben?

Im Winter eine Schneeschuhwanderung unter den Nordlichtern. Im Sommer eine Radtour am Saimaa-See oder in den Schären vor der Küste und natürlich ausgiebig Saunieren und in einem sauberen Natursee schwimmen! Und besonders für Familien: Beeren und Pilze pflücken und selbst zubereiten. Da kann man den ein oder anderen Mückenstich kriegen, aber das ist es wert!

Urlaub in Finnland

Dein ultimativer Tipp für Finnland?

Passende Kleidung! Wir schicken eine Packliste. Wir wollen keine abgefrorenen Finger, das gibt schlechtes Marketing (lacht).

Fahrradfähre-am-Saimaa-See

© Fotos: Unsplash / Tapio Haaja, Pexels / Carboxaldehyde / Skatur-Tour

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