Zwischen Feuer und Eis
Island empfängt uns mit Wind, Weite und dieser ganz besonderen Landschaft, die einen immer wieder sprachlos macht. Unser erster Stopp: das Barn House – ein Ort, der sich nicht wie ein klassisches Ferienhaus anfühlt, sondern wie ein Zuhause auf Zeit.
Schon bei der Ankunft spüren wir: Hier wurde mitgedacht. Nichts ist überladen, alles hat seinen Platz. Reduziert, klar und offen – und trotzdem warm und einladend. Es ist die Art von Haus, in dem man ankommt.
Eine Geschichte, die fast zufällig begann
Alles begann vor rund zehn Jahren, als der Besitzer zusammen mit seiner Frau und einem befreundeten Paar eine Ferienwohnung in Akureyri besaß – im hohen Norden Islands. Eigentlich sollte sie privat bleiben, doch irgendwann entschieden sie sich zögerlich, sie zu vermieten. Die Angst war da: Was, wenn Fremde das Zuhause nicht mit dem gleichen Respekt behandeln?
Doch das Gegenteil trat ein. Die ersten Gäste waren so achtsam, so herzlich, dass die Gastgeber spürten: Das Teilen ihres Zuhauses konnte etwas Schönes sein. Mehr als das – es war bereichernd. Aus diesem kleinen Funken entstand eine Idee, und aus der Idee ein Herzensprojekt. Ein Ort sollte entstehen, an dem Reisende nicht nur schlafen, sondern wirklich ankommen können.
Minimalismus, der wärmt – das Barn House von innen und außen
2010 wurde das Barn House erbaut – eine Mischung aus klarer, moderner Architektur und liebevoll bewahrter Tradition. Von außen wirkt es schlicht: wie eine Scheune, zurückhaltend und ruhig in der Landschaft stehend. Die Fassade besteht aus unbehandelter sibirischer Lärche, die mit der Zeit auf natürliche Weise silbergrau verwittert – ganz ohne chemische Versiegelung. Es ist dieser bewusste Umgang mit Natur und Materialien, der sich durch das gesamte Konzept zieht.
Innen überrascht das Haus mit einer Ästhetik, die atmet. Alles ist offen, lichtdurchflutet und voller natürlicher Elemente. Helle Hölzer, warme Erdtöne und Fensterfronten, die den Blick nach draußen lenken – auf das Meer, die Hügel, die Wolken. Es ist ein Haus, das nicht protzen will, sondern umarmt.
Beheizt wird es mit Erdwärme, der Strom kommt aus einem nahegelegenen Wasserkraftwerk. Die Isolierung ist so gut, dass es auch an kalten Tagen angenehm warm bleibt, ohne unnötige Energie zu verbrauchen. Nachhaltigkeit ist hier kein Konzept, sondern gelebte Realität.
Kochen, entspannen, staunen – unser Alltag im Barn House
Für uns war die voll ausgestattete Küche ein echtes Geschenk. In Island können Restaurantbesuche schnell teuer werden, und selbst zu kochen ist nicht nur praktisch, sondern in diesem Haus auch ein echtes Highlight – denn durch die großen Fenster hat man den Blick stets über den Deich aufs Meer.
Nach langen Tagen voller Entdeckungen war der Hot Tub im Garten unser liebster Rückzugsort. Warmes Wasser, kalte Luft, ein Glas Wein in der Hand – und über uns ein Himmel, der niemals langweilig wird. An klaren Nächten tanzten die Nordlichter über unseren Köpfen, als hätten sie sich nur für uns verabredet.
Abenteuer direkt vor der Haustür
Direkt hinter dem Haus führt ein schmaler Pfad über einen Deich hinunter zum Meer. Die Küste ist wild und ursprünglich – schwarzer Sand, raue Felsen, Algen, Muscheln. Unsere Tochter war kaum zu halten. Stundenlang sammelte sie Schneckenhäuser, baute kleine Steinmännchen und ließ sich vom Wind durchs Haar pusten. Es war, als würde die Natur selbst zur Spielkameradin.
Und dabei blieb es nicht. Die Lage des Barn House ist ideal, um viele Facetten Islands kennenzulernen – und das ganz ohne lange Autofahrten. Kajakfahren auf stillen Fjorden, Vogelbeobachtungen, Ausflüge zu den Westmännerinseln oder Spaziergänge durch moosbedeckte Lavalandschaften – alles liegt greifbar nah.
Ein absolutes Highlight war unser Besuch in Krýsuvík, einem Geothermalgebiet auf der Reykjanes-Halbinsel. Über dampfenden Quellen lag eine mystische Stimmung, die Luft war erfüllt von Schwefelgeruch und Wasserdampf. Der Schnee auf den Hügeln rundherum verstärkte das surreale Gefühl – als wäre man auf einem anderen Planeten gelandet.
Geheimtipps und Lieblingsorte: Stokkseyri & schwarze Dünen
Ganz in der Nähe liegt Stokkseyri, ein verschlafenes Küstendorf mit bunten Fischerhäusern und historischer Atmosphäre. Besonders berührt hat uns die restaurierte Þuríðarbúð – eine winzige Fischerhütte, die an die mutige Þuríður Einarsdóttir erinnert. Es sind Orte wie dieser, an denen man die Geschichte Islands wirklich spürt.
Nicht weit entfernt erstrecken sich endlose schwarze Sanddünen, durch vulkanische Aktivität entstanden. Das tiefschwarze Lavagestein trifft hier auf goldenes Dünengras – ein Kontrast, der so schön ist, dass man ihn kaum fassen kann. Der Spaziergang entlang der Küste war für uns ein stiller Höhepunkt: nur wir, das Rauschen des Meeres und eine Landschaft, die ehrfürchtig macht.
Mehr als ein Urlaub – das Barn House als Ort für Lebensmomente
Was das Barn House für uns zu etwas ganz Besonderem machte, war nicht nur seine Schönheit oder Lage – sondern auch seine Seele. Es ist ein Ort, der mit Liebe geführt wird. Ein Zuhause, das mitgedacht wurde. Und ein Platz, an dem nicht nur Urlaubsträume wahr werden, sondern auch Lebensentscheidungen gefeiert werden.
Der Besitzer erzählte uns mit leuchtenden Augen von Paaren, die sich für ein Elopement – also eine intime Hochzeit zu zweit – im Barn entschieden. Andere feierten hier im kleinen Kreis ihre Liebe, umgeben von der Stille Islands und dem Rauschen des Windes. „Es gibt kaum etwas Schöneres“, sagte er, „als den Menschen zu helfen, einen so einzigartigen Moment in ihrem Leben zu erleben.“
Und wir glauben ihm jedes Wort.
Übrigens, wir waren auch in diesem schönen Haus, dem Black House! Wirklich auch sehr zu empfehlen!
Ein spannender Artikel zu Coolcation
© Text und Fotos: Christine Neder



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